Agitieren, Bilden, Organisieren - Die LAW: AnarchokommunistInnen in der Schweiz

Die Libertäre Aktion Winterthur wurde 2004 von verschiedenen linksradikalen AktivistInnen gegründet. Personeller Ausgangspunkt war eine relativ große, sehr aktive, und ideologisch vielseitige Antikriegs- und Wohnungsnotbewegung. Ziel war es, AktivistInnen zu vereinen, welche eine antikapitalistische und antiautoritäre Position vertraten. Der Aufbau der Gruppe gestaltete sich jedoch schwierig. Die vielen Demonstrationen, direkte Aktionen und Auseinandersetzungen mit der Polizei drängten theoretische Diskussionen und Strukturarbeit in den Hintergrund. Dennoch gelang es nach mehreren Anläufen die LAW als Gruppe zu konstituieren.

Kurze Zeit später waren wir mit der Freien ArbeiterInnen-Union Schweiz (FAUCH) als LAW/FAU-W assoziiert. Ziel der FAUCH war es, eine anarchosyndikalistische Bewegung aufzubauen. Jedoch zeichnete sich ab, dass sich die Mitglieder der LAW kaum auf anarchosyndikalistische Positionen einigen würden, sodass es Anfang 2005 zur Loslösung von der FAUCH kam. Dies ging in der LAW mit personellen Wechseln auf der einen, und verstärkt lokaler Aktivität auf der anderen Seite einher. Ins Zentrum rückten öffentliche Veranstaltungen, die ein breites Spektrum an Themen rund um Theorie und Praxis des Anarchismus abdeckten sollten. Zwar steigerte das die Bekanntheit der LAW, doch verhinderte der stetig wachsende administrative Aufwand die Ausformulierung eines konkreten Programms. Unser Selbstverständnis hat sich inzwischen gewandelt, bzw. verfeinert. Heute sehen wir uns als eine spezifisch anarchokommunistische Gruppe, die sich auf allen möglichen Ebenen des Klassenkampfes und der sozialen Emanzipation bewegt.

Soziale Bewegungen bewegen

Die LAW orientiert sich an der lateinamerikanischen Strategie des Especifismo, der von der Notwendigkeit explizit anarchistischer Organisationen ausgeht, in denen ein gemeinsames Programm und eine gemeinsame Praxis gelebt wird. Diese Organisation dient auch als Zelle der theoretischen Reflexion, Produktion und Propaganda. Charakteristisch ist vor allem die Arbeit in sozialen Bewegungen und darin die Bildung autonomer Strukturen.

Dabei soll die Stärkung libertärer Prinzipien und die Verbreitung anarchistischer Aktionsformen innerhalb sozialer Kämpfe der Bevölkerung eine möglichst dezentrale und föderalistische Selbstermächtigung des Proletariats ermöglichen. In unserer Arbeit schlägt sich das wie folgt nieder: Die einzelnen Mitglieder der LAW beteiligen sich je nach Interesse an unterschiedlichen sozialen Bewegungen. Aktuell sind wir in Initiativen und Gruppen zu den Themen Antifaschismus, Stadtentwicklung, Migration, Universität/Schule und Antisexismus aktiv. Die Mitglieder der LAW tragen ihre Erfahrungen aus diesen Bereichen in die Gruppe zurück, wo wir sie diskutieren und schließlich praktische Unterstützung oder eine kritische Intervention organisieren. Parallel laufen regelmäßige Theorieveranstaltungen und Treffen (Projekt Kritik und Klassenkampf, Anarchietage, St. Imier usw.), sowie die administrativen Aufgaben, die eine permanente und öffentlich wahrnehmbare Organisation erfordert.

Anarchie schlägt weite Kreise

Als LAW bemühen wir uns um internationale Vernetzung, die nicht nur der Wissensweitergabe und der internationalen Solidarität dient, sondern auch Aktionen im Klassenkampf vereinfachen soll. Solche Banden bestehen mit den Organisationen aus dem anarkismo.net-Netzwerk, und mit Gruppen und Einzelpersonen aus Deutschland, z.B mit dem Netzwerk Südwest der FAU, der Graswurzelrevolution, Wildcat und anderen.

Wir sind der Meinung, dass unser Modell der Organisation zwar effektiv ist, es aber auch andere zielführende Organisationsweisen gibt. Dies hängt vom Aktionsfeld, den Beteiligten und der gesellschaftlich-politischen Situation ab. Auch wenn es in der Schweiz ideologische Spannungen zwischen den Strömungen des Anarchismus gibt, so glauben wir doch, dass durch kritische Solidarität vielerorts eine fruchtbare Grundlage für Aktionen gelegt wurde.

Dieser Artikel ist in der elften Ausgabe (November Dezember 2012) des Schwarzen Kleeblatts erschienen. Eine Übersicht über alle Ausgaben, Artikel und den Downloadbereich findest du hier.

Originaltext: http://schwarzeskleeblatt.blogsport.eu/2012/11/13/agitieren-bilden-organisieren/


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