Anarchismus im Kinderbuchregal - oder warum Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen anarchistisches Gedankengut in Kinderköpfe transportieren und politisch keinesfalls das Prädikat "wertvoll" verdienen... Das meint zumindest der Politikwissenschafter Gerd Strohmeier und hat daher die Kinderbücher genauer analysiert. Seine Erkenntnisse sind im Beitrag "Politik bei Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg" für die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung zusammengefasst. Breiter bekannt wurden seine Thesen zudem vor einigen Jahren durch ein Interview im Spiegel.


SPIEGEL ONLINE: Und was lernen die Kinder in den Hörspielen über Politik?

Strohmeier: Das Politikbild, das in den von mir untersuchten Hörspielfolgen vermittelt wird, ist sehr bedenklich. Die Politiker werden durch den Bürgermeister von Neustadt repräsentiert, und der ist inkompetent, korrupt und immer nur an seinem eigenen Wohl interessiert. Er lässt sich von seinem Assistenten als "Majestät" behandeln und übergeht ständig den Stadtrat. Entscheidungen werden nicht demokratisch, sondern autokratisch getroffen.


SPIEGEL ONLINE: Welche Rolle spielen dabei die Helden Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg?

Strohmeier: Sie bilden zusammen mit der Reporterin Karla Kolumna eine Koalition der Guten. Karla Kolumna ist gewiss etwas sensationsgierig, deckt aber die Schandtaten des Bürgermeisters auf, berichtet objektiv und orientiert sich am Gemeinwohl. Mit ihren Artikeln mobilisiert sie die Neustädter Bürger. Sie tauchen dann ebenfalls auf der "richtigen" Seite auf, die man als linksliberal bis linksalternativ beschreiben kann. Die Hörspielhelden sind pazifistisch, egalitär, bisweilen anarchisch und antikapitalistisch eingestellt.


SPIEGEL ONLINE: Benjamin und Bibi sehen Sie tatsächlich als Anarcho-Rebellen?

Strohmeier: Die Wirtschaft wird grundsätzlich negativ dargestellt. Figuren wie Herr Schmeichler oder Ulrich Umsatz lügen und betrügen, um ihren eigenen Profit zu maximieren. Polizisten erscheinen als verlängerten Arm des Bürgermeisters. Dazu kommen Aussagen wie "Wir haben zu viel Ordnung in diesem Land". Ich denke, hier spiegeln sich die politischen Einstellungen der Erfinderin wider.

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