„Durch gewaltfreie Aktionen kann man die Welt positiv verändern.“ Interview mit Bernd Drücke

Dr. Bernd Drücke (geb. 1965) ist Soziologe und Koordinationsredakteur der Monatszeitung Graswurzelrevolution (www.graswurzel.net). Der Münsteraner ist aktiv in sozialen Bewegungen und Autor u.a. von „Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht? Anarchismus und libertäre Presse in Ost- und Westdeutschland“ (Ulm 1998) und „ja! Anarchismus. Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert“ (Berlin 2006).


netz-betrieb: Wie hat sich deine Einstellung entwickelt? Wie kamst du in die soziale Bewegung?

Drücke: Politisiert wurde ich Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre als Schüler. Da gab es noch eine große Friedensbewegung und ich habe mich betätigt in verschiedenen Initiativen, Dritte Welt-Gruppen, der Südafrika AG, als Schülervertreter usw. Da begann eigentlich das politische Engagement.


netz-betrieb: Glaubst du, du hast politisch schon etwas erreicht?

Drücke: Ach ja, ich glaube schon. Ich arbeite seit November 1998 als Koordinationsredakteur der Graswurzelrevolution. Das ist eine Monatszeitschrift für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft, die viele Menschen erreicht. Die Auflage liegt zwischen 3.500 und 5.000. Die LeserInnenzahl dieser klassischen WG-Zeitung ist wahrscheinlich höher.

Ich denke, dass man durch Engagement in den sozialen Bewegungen mehr erreichen kann als durch etatistische Politik in Parteien oder in Parlamenten. Das sieht man zum Beispiel an der Anti-Atom-Politik: Die Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf oder auch vorher in Gorleben ist letztlich gescheitert an der Anti-Atom-Bewegung, am Widerstand und nicht an den Parteien. Die CSU wollte sie in Wackersdorf durchsetzen und in Niedersachsen wollte es zuvor die CDU. Das haben sie beide nicht geschafft, weil es einen großen, überwiegend gewaltfreien Widerstand gab. Im Anti-Atom-Bereich kann man gut sehen, dass soziale Bewegungen viel erreichen können. Bis zu 200 Atomkraftwerke wurden in den 70er Jahren in Deutschland geplant. Ein großer Teil davon konnte nie gebaut werden. Heute gibt es trotzdem leider noch 17 Atomkraftwerke am Netz und eine Urananreicherungsanlage in Gronau. Das ist immer noch zuviel, aber es ist erfreulich, dass es der Anti-Atom-Bewegung gelungen ist, viel Schlimmeres zu verhindern. Das ist nur ein Beispiel für den Erfolg sozialer Bewegungen.


netz-betrieb: Du hast an der Uni Münster unterrichtet. Hast du über anarchistische Themen doziert, und wie kamen diese bei den StudentInnen an?

Drücke: Ich habe verschiedene Seminare am Institut für Soziologie angeboten, auch zu Anarchismus und „Sozialen Bewegungen“. 1997 thematisierten der Pädagoge Dieter Keiner und ich aus gegebenem Anlass in einem interdisziplinären Seminar den „Deutschen Herbst 1977 – 20 years after“. Mein Soziologie-Hauptseminar zu „Terror, Krieg und Medien“ im Sommersemester 2003 war mit 200 Studierenden gut besucht. Seitdem habe ich keinen Lehrauftrag mehr.


netz-betrieb: Warum unterrichtest du nicht mehr?

Drücke: Da gab es einige Probleme, die mit meiner politischen Einstellung zu tun haben. Mir ist zu Ohren gekommen, dass ein verantwortlicher Professor zum anderen gesagt haben soll: „Der linksradikale Sumpf am Institut muss trocken gelegt werden.“ Dann fielen drei Namen und alle drei haben seitdem keinen Lehrauftrag mehr. Alle drei schreiben übrigens auch für die Graswurzelrevolution und sind bekannt als Antimilitaristen und Bewegungsaktivisten.


netz-betrieb: Glaubst du, dass es „linke“ Dozenten an Hochschulen zu unserer Zeit schwieriger haben?

Drücke: Ja, definitiv. Als ich in Münster angefangen habe zu studieren, gab es am Institut für Soziologie viele linke Dozentinnen und Dozenten. Sie waren offen für neue Ideen, es waren feministische Dozentinnen und auch sozialistisch orientierte Professoren dabei.

Durch die fortschreitende Verschulung des Studiums befürchte ich, dass vieles verflacht, aber auch dadurch, dass im Grunde die alten linken ProfessorInnen zum großen Teil emeritiert sind und neoliberal orientierte oder „unpolitische“ ProfessorInnen nachgerückt sind. Es werden eher Leute aus dem parteipolitischen Mainstream genommen statt solcher, die sich auch in sozialen Bewegungen engagieren. Da weht heute ein anderer Wind, als vielleicht noch Anfang der 70er.


netz-betrieb: Wie sieht es mit den Studenten aus? Ich kann mal ein Beispiel nennen: Vor ein paar Wochen war bei uns ein Universitäts- und Schulstreik, und von mehreren Tausend Studenten, die dahin hätten kommen können, waren weniger als 100 da. Was hältst du davon, dass die Studenten doch eher lethargisch geworden sind, wenn es um politisches Engagement geht?

Drücke: Das ist eine Folge dieser Politik. Die Studierenden haben weniger Zeit, sie sind stärker damit beschäftigt, ihr Studium zu finanzieren. Früher hat man relativ einfach ein Stipendium oder Bafög bekommen. Man konnte relativ frei studieren, ohne dass man unter dem Stress stand, auch noch Studiengebühren zu bezahlen. Heute ist das fast nur noch Studierenden aus reichem Elternhaus möglich. Die Zahl der Arbeiterkinder an den Unis ist auch aufgrund der Studiengebühren dramatisch zurückgegangen. Der Leistungs- und Anpassungsdruck ist größer.

Früher bot das Studium auch einen Freiraum, wo sich die Studierenden in sozialen Bewegungen engagieren und ehrenamtliche Arbeit neben der Universität machen konnten, die wichtig war und zu gesellschaftlichen Veränderungen in positiver Hinsicht beigetragen hat.

Es ist ein Problem, dass durch dieses Universitätssystem immer mehr auf Anpassung gedrillt wird und dass dadurch viele Leute lethargischer werden. Aber ich bin guter Hoffnung. Das gilt ja auch nicht für alle. Es gibt immer wieder Bewegungshochs wie Bewegungstiefs. Es kann durchaus sein, dass irgendwann den Studis wieder der Kragen platzt und dass es auch wieder Proteste gibt und Aktionen laufen. Aber es ist generell schon so, dass sich für Studierende die äußeren Bedingungen für politisches Engagement verschlechtert haben.


netz-betrieb: Was stört dich an der gesellschaftlich politischen Situation in Deutschland derzeit am meisten?

Drücke: Einiges. Mich stört z.B., dass Deutschland sich an Kriegen – z.B. in Afghanistan – beteiligt. Ich wünsche mir eine entmilitarisierte Gesellschaft. Diese Militarisierung, aber auch der Ausbau des Sicherheitsapparates sind große Probleme. Die sozialen Probleme, die durch eine völlig verfehlte Sozialpolitik bedingt sind: die Reichen sind seit Rot-Grün drastisch reicher geworden, und die Zahl der Armen hat sich vervielfacht. Viele Leute haben de facto viel weniger Geld in der Tasche. Die soziale Schere ist weiter auseinander gegangen. Die Hartz 4-Praxis muss bekämpft werden, und es muss vielleicht ein Bedingungsloses Grundeinkommen (www.bedingungsloses-grundeinkommen.de) her.

Ich wünsche mir eine egalitäre Gesellschaft, in der es allen Menschen gut geht und in der alle unter menschenwürdigen Bedingungen leben können. Natürlich bezieht sich das auch auf die Flüchtlinge. In den Medien werden die Mauertoten an der deutsch-deutschen Grenze beklagt. Wenn man die alle zusammen zählt von 1961 bis 1989, dann sind das immer noch weniger als die, die es im Mittelmeer gegeben hat, wo Ende März ein Schiff mit Flüchtlingen auf dem Weg von Libyen nach Italien gesunken ist und 300 Flüchtlinge gestorben sind, was mit der Abschottungspolitik der Europäischen Union zu tun hat. Das ist eine menschenfeindliche Politik, die Grenzen schafft und für den Tod tausender Flüchtlinge Mitschuld trägt. Die Flüchtlinge wollen ein menschenwürdiges Leben, und die Situation in Afrika ist noch schlimmer geworden, auch durch die Krise, aber auch durch die Kolonial- und Postkolonialpolitik, unter der die Menschen gerade in der sogenannten Dritten Welt, in Lateinamerika, in Asien und in Afrika, massiv leiden.

Warum fliehen die Menschen? Sie fliehen unter anderem vor Kriegen. Die Kriege werden ermöglicht mit Waffen, oft aus deutscher Produktion. Das heißt, es ist ein hausgemachtes Problem. Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur der Welt, und dagegen sollten wir aktiv werden.


netz-betrieb: Kannst du die Graswurzelrevolution kurz vorstellen?

Drücke: Die Graswurzelrevolution ist eine Monatszeitung für eine gewaltfreie und herrschaftslose Gesellschaft. Sie erscheint seit Sommer 1972 und ist damit eine der langlebigsten Alternativzeitungen in Deutschland. Sie ist basisdemokratisch organisiert: Es gibt keinen Chef, sondern einen HerausgeberInnenkreis, der sich aus den sozialen Bewegungen zusammensetzt. Die GWR ist eine Bewegungszeitung, ein Sprachrohr z.B. für antimilitaristische Gruppen, Antiatom-Gruppen, Ökologie-Gruppen, die anarchistischen Bewegungen. Sie schafft Gegenöffentlichkeit: Dort finden sich Informationen, die man in Massenmedien oft vergebens sucht.

Zum Beispiel ist ein Schwerpunkt der Mai-Ausgabe das Flüchtlingselend durch die EU-Außenpolitik. Mittlerweile sind Tausende von Menschen an den EU-Außengrenzen gestorben, allein 2008 waren es über 1.500, und was findet man in den Massenmedien dazu? Fast nichts! Die „Westfälischen Nachrichten“, die größte Zeitschrift im Münsterland, ist nicht mit einem Wort eingegangen auf diese Katastrophe. Das ist ein politischer Skandal.


netz-betrieb: Gibt es innerhalb der Redaktion anarchi(sti)sche Strukturen?

Drücke: Im Prinzip kann jede/r mitmachen, der/die will, der/die mit unseren Zielen übereinstimmt. Ziel ist eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft, das ist eine Utopie, die wir aber schon jetzt im Alltag soweit wie möglich in die Tat umzusetzen versuchen, auch beim Zusammenarbeiten und im Zusammenwirken für diese Zeitung. Alle Artikel, die in der GWR erscheinen, können vorab diskutiert werden. Im HerausgeberInnenkreis gibt es einen E-Mail-Verteiler, wo alle Artikel herumgeschickt werden, aber auch Kommentare und Änderungsvorschläge.

Alle Artikel erscheinen im Konsens, das heißt, wenn ein Artikel von einem oder einer MitherausgeberIn abgelehnt wird, kann er oder sie dagegen ein Veto einlegen. Das muss gut begründet und dann anschließend diskutiert werden und das führt oft dazu, dass wir konträre Positionen in der Zeitung nebeneinander veröffentlichen.

Wir haben jetzt zum Beispiel eine Diskussion zum tibetischen Nationalismus. Diese Diskussion wurde eigentlich schon im letzten Sommer im HerausgeberInnenkreis intern geführt. Nachdem sie aufgearbeitet wurde, erscheint sie als Diskussionsserie in der Graswurzelrevolution. Das ist eine spannende Sache. Ich finde, dass gerade diese Veröffentlichung konträrer Positionen eine Stärke der Zeitung ist, weil das eine Lebendigkeit darstellt.

Die GWR gehört zu der War Resisters’ International. Das ist die Internationale der Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner, die seit ihrer Gründung im Jahr 1921 weltweit vor allem für das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung und gegen Militarismus kämpft. Dort sind 90 antimilitaristische und pazifistische Gruppen aus 45 Ländern organisiert. Unter anderem auch die Deutsche Friedensgesellschaft (DFG-VK). Wir haben auch durch diese Vernetzung Korrespondentinnen und Korrespondenten in verschiedenen Ländern. Wenn zum Beispiel ein Krieg stattfindet, haben wir oft Leute vor Ort aus den sozialen Bewegungen in den betroffenen Ländern, die für die Graswurzelrevolution Artikel schreiben können. Teilweise veröffentlichen wir auch Übersetzungen aus befreundeten Zeitungsprojekten wie „le monde libertaire“ oder „Peace News“. Oder Artikel aus der Graswurzelrevolution werden in anderen Publikationen der sozialen Bewegungen wieder veröffentlicht und gespiegelt. Zum Beispiel auch auf Internetseiten wie dem Politik- und Wissenschaftsportal www.linksnet.de oder auf der Seite für Menschen mit Sehbehinderungen (www.schattenblick.de). Die Korrespondentinnen und Korrespondenten arbeiten ehrenamtlich für uns, trotzdem gibt es ein großes Netzwerk von Autorinnen und Autoren. Das führt dazu, dass wir viele Informationen und Sichtweisen aus anderen Ländern zugänglich machen können, die für die meisten Menschen in Deutschland unbekannt sind.

Den Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien1999 haben die meisten Medien unterstützt. Zum Beispiel auch die grün-alternative taz, deren Redaktion bis auf zwei Redakteure für diesen Krieg war. Sie hat wie der damalige Außenminister Joseph Fischer behauptet, es ginge darum, ein zweites Auschwitz zu verhindern, was eine Instrumentalisierung der Opfer des Holocausts war. Überlebende des Konzentrationslagers in Buchenwald haben sich übrigens ausdrücklich gegen diese dreiste Kriegspropaganda gewehrt. Auf der linken Seite wiederum waren z.B. die Konkret und die junge Welt gegen den Krieg, aber zugleich unterstützten sie das autoritär-militaristische Milosevic-Regime. Meiner Meinung nach ist das inakzeptabel. Wir haben in der Graswurzelrevolution hingegen die pazifistischen und anarchistischen Gruppen aus Jugoslawien selbst zu Wort kommen lassen und die haben die Position gehabt: am Himmel die NATO, am Boden Milosevic. Das heißt, von oben kriegen wir die Bomben von der NATO auf den Kopf und von unten werden wir getreten vom Milosevic-Regime. Unsere Position hat beide Aggressoren klar benannt und einen Weg hin zu friedlicheren und gewaltfreien Lösungen von Konflikten aufgezeigt. Das ist uns wichtig. Wir unterstützen gewaltfreie und anarchistische Bewegungen. Das ist unsere große Stärke.


netz-betrieb: Was ist Anarchismus und was bedeutet er speziell für dich?

Drücke: Anarchie heißt „ohne Herrschaft“. Das ist ein antiker Begriff, der sich in den letzten 2.000 Jahren immer wieder verändert hat. Viele Leute können sich eine Welt ohne Herrschaft nicht vorstellen. Sie glauben, Anarchie sei gleichbedeutend mit Chaos und Terror. Das ist aber falsch. Anarchie bedeutet Herrschaftsfreiheit, also auch Gewaltfreiheit. Ohne Herrschaft heißt aber nicht: ohne Regeln. In einer selbstorganisierten, selbstverwalteten Gesellschaft werden Entscheidungen nach dem Konsensprinzip getroffen, es gibt das Konzept der gegenseitigen Hilfe, usw.

Es gibt viele gute Beispiele für eine selbstorganisierte, selbstverwaltete Gesellschaft. Und diese funktioniert auch in der Realität sehr gut. Wir sehen das im Kleinen an der Zeitung: Die ist basisdemokratisch organisiert und das funktioniert so gut, dass jeden Monat eine ungewöhnliche, lesenswerte Zeitung herauskommt.

Im Großen kann es auch funktionieren. In Spanien zum Beispiel, in der Spanischen Revolution. Es gab 1936 einen faschistischen Putsch. Die AnarchistInnen haben sich dem faschistischen Franco-Regime entgegengestellt und in großen Teilen Spaniens versucht, eine selbstverwaltete, nach anarchistischen Prinzipien organisierte Gesellschaft zu schaffen. Es gab mehrere tausend freie Schulen und in Barcelona war ein großer Teil der Gesellschaft kollektiv organisiert. Das Leben wurde von den Menschen in die eigenen Hände genommen.

Der Begriff Anarchismus ist erst im 19. Jahrhundert entstanden. Der erste Mensch, der sich positiv als Anarchist bezeichnet hat, war 1840 der französische Philosoph Proudhon. Vorher war der Begriff ein reiner Schmähbegriff, der von Linken für Rechte benutzt wurde und von Rechten für Linke. Weil Anarchist immer Chaot oder Terrorist bedeutete, darunter haben sich die Leute nichts anderes vorstellen können.

Proudhon war aber noch nicht der Anfang der anarchistischen Bewegung. Sie ist im Grunde entstanden durch die Spaltung der Ersten Internationale. In der Internationale waren die Arbeiterorganisationen, die linken und linksradikalen Kräfte der ganzen Welt organisiert. Karl Marx und Michael Bakunin spielten bei diesem Konflikt eine große Rolle. Es gab den bakunistischen Flügel, der einen freiheitlichen Sozialismus wollte, und den marxistisch-autoritären Flügel, der eine Diktatur wollte, die Diktatur des Proletariats bzw. der Partei. Bakunin hat das vor 140 Jahren bereits sehr gut dargestellt. Er hat gesagt, Diktatur führe nicht zu Freiheit, sondern zu Barbarei, und genau das ist dann später in der Sowjetunion geschehen. Bakunin wollte Sozialismus und Freiheit, wenn man es vereinfacht sagt. Marx wollte Diktatur, die dann zum Sozialismus führen sollte beziehungsweise zum Kommunismus, was natürlich eine Absurdität ist, weil aus Diktatur nichts anderes entstehen kann als Unrecht und Terror, was die Geschichte seitdem immer wieder bewiesen hat.

Bis heute gibt es viele anarchistische Bewegungen weltweit. Die kommen aber in den Massenmedien kaum vor, und sie haben auch zum Beispiel in Deutschland nie so eine große Rolle gespielt. Die Hochphase des Anarchismus in Deutschland war nach dem Ersten Weltkrieg, weil die AnarchistInnen schon während des Ersten Weltkriegs konsequent dagegen agitiert haben. Wie auch danach, zum Beispiel im 1924 erschienenen Aufklärungsbuch „Krieg dem Kriege“ des Anarchopazifisten Ernst Friedrich. Das war ein Grund dafür, dass sie plötzlich zu einer Massenbewegung geworden sind. Die lokalistischen Gewerkschaften, also anarchistische Gewerkschaften, Anarchosyndikalisten, hatten vor dem Ersten Weltkrieg etwa 10.000 Mitglieder; nach dem Ersten Weltkrieg, in der revolutionären Phase, wurde dann die FAUD gegründet, die Freie Arbeiter Union, und plötzlich hatte die FAUD dann 150.000 Mitglieder. Es gab zudem eine Reihe von anarchistischen Jugendorganisationen, es gab die Föderation Kommunistischer Anarchisten u.a. Es gab eine anarchistische Bewegung in Deutschland, der Anfang der 20er Jahre insgesamt vielleicht 200.000 Leute angehörten. Was aus heutiger Sicht nicht wenig ist.

Der Anarchismus in Deutschland ist durch den Nationalsozialismus zerschlagen worden. Es sind viele Anarchisten ermordet worden. Der bekannteste unter ihnen war Erich Mühsam, ein großartiger anarchistischer Schriftsteller und Agitator. Der ist ’33 direkt verhaftet und dann 1934 auf bestialische Weise im KZ Oranienburg ermordet worden. Die Geschichte des Anarchismus wurde damals im Grunde von den Nazis ausradiert. Der Bücherverbrennung und den Verboten fiel auch die vielfältige anarchistische Kultur zum Opfer, viele anarchistische Bücher sind erst 1968 wieder neu aufgelegt worden und in den Jahren danach. Es gab Anarchisten, die das „Dritte Reich“ überlebt haben, aber sie bildeten keine große Bewegung mehr. Eine neue anarchistische Bewegung in Deutschland ist erst ab 1968 entstanden, aber sie hat nie die Größe erreicht, die sie in den 20er Jahren hatte.

Die größte anarchistische Bewegung weltweit existierte in Spanien. Die CNT, die anarchosyndikalistische Gewerkschaft hatte 1936, als Spanien ungefähr 23 Millionen Einwohner hatte, bereits 2 Millionen Mitglieder, das war die mit Abstand größte Organisation in Spanien überhaupt. Sie hat 1936 große Teile Spaniens kollektiviert und gegen die Faschisten gekämpft. Es war ein Sommer der Anarchie, wie es auch Hans Magnus Enzensberger in einem sehr lesenswerten Buch geschrieben hat: „Der kurze Sommer der Anarchie“. Ich denke, das ist auch ein wichtiger Bezugspunkt für heutige Anarchistinnen und Anarchisten. Die Soziale Revolution in Spanien und auch, wie es gelungen ist, anarchistische Prinzipien in weiten Teilen umzusetzen. Es ist ein positiver Bezugspunkt.

Ich denke, Anarchie geht im Kleinen auch. Im gemeinsamen Wohnen und Leben kann man einen Teil dieser Utopie umsetzen. Aber, solange es ein kapitalistisches Herrschaftssystem gibt, gibt es keine wirkliche Freiheit, es gibt immer nur die Freiheit, die dem jeweils anderen noch gegeben wird. Nur sind hier die Chancen besser, Projekte und Ideen umzusetzen, als unter diktatorischen Bedingungen. Natürlich ist uns eine Demokratie lieber als eine Diktatur. Der Anarchismus ist im Grunde viel demokratischer, im Sinne von basisdemokratisch, als die so genannte Demokratie, die die Herrschaft von einigen wenigen bedeutet und nicht die Herrschaft von allen Menschen über alle. Dann würde sich der Begriff Herrschaft auflösen. Das wäre dann Anarchie, wenn alle selbstbestimmt praktisch alles mitentscheiden können.


netz-betrieb: Kannst du die anarchistische(n) Theorie(n) in Grobzügen zusammenfassen?

Drücke: Da gibt es natürlich ganz viele Theorien. Im 19. Jahrhundert haben sich schon viele Strömungen herausgebildet. Einer der wichtigsten Anarchopazifisten war Leo Tolstoi, der gleichzeitig einer der bedeutendsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts war. „Krieg und Frieden“ ist eigentlich allen ein Begriff, aber dass der Autor Tolstoi ein gewaltfreier Anarchist und christlicher Pazifist war, ist eher unbekannt. Er war ein gewaltfreier Anarchist, der stark beeinflusst war vom christlichen Denken, der Kraft aus der Bergpredigt gezogen hat. Die meisten Anarchisten waren antiklerikal und gegen Kirche und Religion. Tolstoi war auch gegen Kirche, aber nicht gegen Religion. Das ist kein Widerspruch und zeigt ein bisschen, wie weit die Spannbreite ist.

Michael Bakunin war einer der wichtigsten Anarchisten und überhaupt einer der wichtigsten Revolutionäre des 19. Jahrhunderts. Wenn es irgendwo eine Revolution oder einen Aufstand in Europa gab, war Bakunin irgendwie mit dabei und hat da mitgemischt. Ein großer Agitator, der sogar für Marxisten eine tragende Rolle zumindest bis zur Spaltung gespielt hat – und danach auch. Er hat das Kommunistische Manifest ins Russische übersetzt. Seine Theorien sind bis heute von Bedeutung, weil sie viele Menschen, viele Anarchistinnen und Anarchisten, die später gekommen sind, beeinflusst haben.

Ein weiterer wichtiger Theoretiker des Anarchismus war Peter Kropotkin, der auch ein einflussreicher Wissenschaftler war. Er war im 19. Jahrhundert weltweit sehr angesehen. Lange Zeit konnte er nicht in seine Heimat Russland zurückkehren, daher hat er oft im englischen Exil gelebt. Er war der Begründer des anarchistischen Kommunismus. „Die gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“, das ist eines seiner berühmtesten Bücher, was auch als Kritik an Darwin zu sehen ist. Er hat die gegenseitige Hilfe als wichtigen Punkt für gesellschaftliche Entwicklung und als wichtiges anarchistisches Prinzip ausgearbeitet. Es gab viele andere einflussreiche Anarchistinnen und Anarchisten, das würde aber jetzt zu weit führen, wenn ich da noch weiter drauf einginge, aber das kann man alles nachlesen.


netz-betrieb: Du hast gerade schon von der Spanischen Revolution erzählt. Gab es sonst noch praktische Umsetzungen? Wenn ja, was waren ihre Charakteristika?

Drücke: Es gibt immer wieder verschiedene Versuche, anarchistische Utopie in die Realität umzusetzen. In Deutschland wurden schon vor hundert Jahren Kommunen nach anarchistischen Prinzipien aufgebaut und freiheitliche Schulen gegründet. Summerhill ist zum Beispiel 1923 in Dresden gegründet worden und gibt es immer noch, es ist praktisch ein Versuch, antiautoritäre, libertäre Pädagogik in die Tat umzusetzen.

Oft stellen auch Hausbesetzungen ein Stück weit gelebte Anarchie dar. Da gab es in Deutschland eine ganze Reihe von tollen Geschichten. Zum Beispiel gab es Hausbesetzerwellen in Berlin: 1980/81 waren über 160 Häuser in Westberlin besetzt und nach der Wende 1989/90 waren wiederum 130 Häuser allein in Ostberlin besetzt. Da haben Tausende in besetzten Häusern gelebt und versucht, eine libertäre Utopie umzusetzen im kollektiven Zusammenleben.

Wenn man es genau betrachtet, gab es frühe anarchistische Gesellschaften, egalitäre Gesellschaften, „primitive Anarchisten“ werden sie in der Wissenschaft genannt, wo eine ganz andere Ethik galt. In Lateinamerika, in Afrika und Asien gab es vor der Kolonialzeit praktisch egalitäre Gesellschaften, in denen es tabuisiert war, wenn sich ein Mensch über einen anderen stellt.

Oft hatten die egalitären Gesellschaften, obwohl sie sich nicht untereinander kannten, eine ähnliche „An-Architektur“. Meistens Holzbauten und Rundbauten, es wurde also im Kreis gebaut und jeder konnte selbst in die Mitte gehen. Was tabuisiert war, war, das Haus höher zu bauen als das Nachbarhaus. Es war ein Tabubruch, wenn man sich über jemand anderes stellte und das Haus höher baute als der andere. Es war immer wichtig, dass Gleichheit wieder hergestellt wurde: Wenn Kolonialherren anfingen, bei egalitären Gesellschaften Spiele einzuführen, da war es so, dass die immer so lange gespielt haben, bis es wieder unentschieden stand. Oder wenn einer nicht so schnell rennen konnte, durfte er vorlaufen, damit am Ende wieder alle gleichzeitig ins Ziel kamen und die Gleichheit wiederhergestellt war. Sieg im Sinne von Siegen über andere Menschen, das konnten egalitäre Gesellschaften ethisch nicht rechtfertigen, es war für sie ein Tabubruch und das wurde erst von den europäischen Kolonialmächten eingeführt. Wie auch das Häuptlingssystem mit dem Häuptling im Sinne von Herrschaft. Häuptlinge hatten ursprünglich keine Herrschaft, sondern eher eine Art Sprecherfunktion. Sie konnten sofort abgesetzt werden, wenn sie irgendwas getan haben, was nicht im Konsens mit den anderen geschah.

Man kann sagen, dass der Anarchismus oder die Anarchie als Lebensform etwas ist, was dem Menschen grundsätzlich nicht fremd ist, sondern in weiten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens naturgemäß eine große Rolle spielt. Gegenseitige Hilfe spielt als eines der wichtigsten Prinzipien bei der Entwicklung der Menschheit eine bedeutende Rolle.


netz-betrieb: Warum konnten die egalitären Gesellschaften sich nicht durchsetzen? Woran scheiterten sie?

Drücke: Das hat damit zu tun, dass sich das autoritäre Denken beziehungsweise auch die Gewalt in gewisser Weise durchgesetzt hat. Allerdings glaube ich, dass diese Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens im Kapitalismus die falsche Form ist und dass es notwendig ist, das zu ändern, weil ansonsten die Menschheit den Bach runter geht.

Man sieht die momentane Entwicklung der Welt: Klimawandel und Artensterben. Eine Milliarde Menschen hungern. In den nächsten Jahren werden 50 Prozent der Tier- und Pflanzenarten aussterben, die Meere werden in 40 Jahren wahrscheinlich fischfrei sein, wenn es so weiter geht, und deshalb ist eine andere Gesellschaftsform nötig, die nicht auf Ausbeutung aufbaut, sondern auf gegenseitiger Hilfe und auch auf ein nachhaltiges Leben mit der Natur. Sie nicht zu zerstören und beherrschen, sondern mit der Natur menschen-, tier- und umweltgerecht zusammen zu leben, das ist die Voraussetzung für das Überleben der Menschheit. Das kapitalistische Gewinnstreben ist das große Problem und es führt dazu, dass die Menschheit ihre eigene Existenzgrundlage Stück für Stück vernichtet. Da muss gegengesteuert werden und da ist die anarchistische Utopie meiner Meinung nach genau der richtige Gesellschaftsentwurf. Aus dieser utopischen Idee können wir Hoffnung ziehen für eine andere Gesellschaft und für den Kampf.


netz-betrieb: Du hast gerade schon erzählt, dass Anarchisten und Kommunisten anfangs zusammengearbeitet haben, sich dann aber spalteten. Wie verhält sich der Anarchismus zum Kommunismus? Oder polemisch gefragt: was machen deines Erachtens die Anarchisten besser?

Drücke: Das Ziel des Kommunismus ist im Grunde Anarchie, Kommunismus ist die klassenlose Gesellschaft. Wenn man es genau übersetzte, wäre das Anarchie. Der Begriff Kommunismus ist durch die so genannten Kommunisten diskreditiert worden. Das, was in der DDR, in der Sowjetunion existierte, hat mit dem freiheitlichen Sozialismus, den ich mir wie andere Anarchistinnen und Anarchisten erträume, überhaupt nichts zu tun. Das sind Diktaturen gewesen und Diktaturen gilt es zu bekämpfen. Als Anarchist kann ich keine Herrschaft akzeptieren, auch keine Herrschaft einer Partei oder eines Parteiapparats. Die Bolschewiki waren nichts anderes als ein Parteiapparat, ein Herrschaftssystem, das sehr autoritär und militarisiert war, das die sowjetische Gesellschaft stärker militarisiert hat.

In der Geschichte sind Kommunisten und Anarchisten zwei ungleiche Brüder. Nachdem die Kommunisten im spanischen Bürgerkrieg von der Sowjetunion stark aufgerüstet wurden, durch Waffenlieferungen an die Kommunistische Partei Spaniens, wurden auch Spitzel und so weiter aus der Sowjetunion eingeführt. Die Anarchisten, Trotzkisten und nicht stalinistischen Gruppen wurden von Stalins Schergen massiv bekämpft. Es gab stalinistische Säuberungen innerhalb des antifaschistischen Lagers, es gab einen Krieg, wo Kommunisten auf Anarchisten geschossen haben. Spätestens 1938 war die Spanische Revolution gescheitert, weil die anarchistischen Errungenschaften wieder zurück gedrängt wurden und es nur noch darum ging, Krieg zu führen und Spanien nach dem Vorbild der stalinistischen Sowjetunion umzuformen. Das hatte mit Anarchie nichts mehr zu tun.

Aus dieser Geschichte kann man lernen. Zu diesem Thema habe ich 2004 mit Martin Baxmeyer und Luz Kerkeling das Buch „Abel Paz und die Spanische Revolution“ im Verlag Edition AV herausgegebenen.

Man kann auch sehen, was mit den überlebenden Anarchisten passiert ist, die nach dem 2. Weltkrieg in der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ) waren. Die sind verhaftet und zum Teil makaberer Weise wieder dort inhaftiert worden, wo sie schon während der Nazizeit saßen, nämlich in ehemaligen Konzentrationslagern, die jetzt teilweise von der SED oder dem sowjetischen Geheimdienst zur Kasernierung von politischen Gefangenen benutzt wurden. Da waren nicht nur Nazis interniert, sondern eben auch Anarchisten, die nicht auf Parteilinie waren und sich nicht der SED-Herrschaft unterordnen wollten. Da kann man sehen: „Gib dem größten Revolutionär Macht und er wird zum Tyrannen“, das hat schon Bakunin gesagt. Eine Weisheit. Die Anarchisten waren letztlich immer die Verlierer der Geschichte, aber moralisch wurden sie nie besiegt.

Max Weber, ein großer deutscher Soziologe, hat die Anarchisten als Gesinnungsethiker beschrieben. Die Gesinnung spielt tatsächlich eine große Rolle. Wir Libertären sind die lachenden Verlierer der Geschichte, denn die Utopie haben wir nicht verloren, aber viele gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Die Idee des Anarchismus ist nicht gestorben und die spanische Diktatur ist in den 70er Jahren beendet worden. Nach der Franco-Diktatur hat sich die CNT, die im Exil war, wieder in Spanien als öffentliche Gewerkschaft organisiert und es gab einen großen anarchosyndikalistischen Kongress 1978 in Barcelona, wo über 100.000 Leute hingefahren sind – eine neue Geburt des Anarchosyndikalismus.

Ich finde die Utopie einer herrschaftsfreien, gewaltlosen Gesellschaft überzeugend und ich glaube, dass eine basisdemokratische Gesellschaft, eine menschenfreundlichere Gesellschaft, die statt auf Konkurrenz auf gegenseitige Hilfe setzt, der Weg ist, um die Menschen aus dieser Krise herauszuführen, in der wir uns befinden. Die Krise sehe ich nicht nur wirtschaftlich, sondern ich sehe noch viel bedrohlicher die ökologische Krise, wo Tiere und Pflanzen und die Lebensgrundlagen der Menschen vernichtet wird. Unter anderem zum Beispiel auch durch den Atommüll, den wir überall produzieren, sowohl in Deutschland als auch weltweit, und der für Millionen Jahre strahlen wird. Eine sichere Atommüllendlagerung kann es nicht geben. Es weiß keiner, was in 50.000 Jahren ist und dann strahlt das Zeug noch genauso wie heute und das Bewusstsein der Menschheit ist noch gar nicht so alt. Die Menschheit gibt es erst, sagen wir, seit einer Million Jahren und die Historie, also aufgeschriebene Geschichte der Menschheit erst vielleicht seit 50.000 Jahren. Davor, kann man sagen, gibt es keine historische Aufarbeitung der Menschheitsgeschichte, das ist alles erst danach entstanden. In solchen Zeiträumen müsste man aber denken, wenn man eine sichere Atommüllendlagerung anstrebte. Von daher ist es ein wichtiger Punkt, auch unserer Zeitung und meines Engagements, für den sofortigen weltweiten Ausstieg aus der Atomindustrie zu kämpfen.


netz-betrieb: Welche Protest- und Aktionsformen sind typisch für den Anarchismus?

Drücke: In den Widerstandsformen muss sich auch die Utopie spiegeln, das heißt, wenn ich eine gewaltfreie Gesellschaft haben möchte, darf ich keine Gewalt gegen Menschen einsetzen und muss sicherstellen, dass durch meine Aktionen keine Menschen verletzt oder getötet werden.

Das heißt aber nicht, dass graswurzelrevolutionäre Menschen die Sabotage ablehnen. Sabotage ist ein schöner Begriff. Er leitet sich vom französischen „le sabot“ ab, also dem Holzschuh. Das war der Holzschuh, den die Streikenden in die Maschinen rein geworfen haben, um sie zu stoppen. Sabotage ist also eine direkte gewaltfreie Aktion. Zum Beispiel, wenn ein Panzer sabotiert wird und dann dadurch nicht andere Menschen umgebracht werden können, dann ist das eine gewaltfreie Aktion.

Auch der Generalstreik ist ein bewährtes, gewaltfreies Mittel, um eine Gesellschaftsveränderung zu erwirken. Durch einen Generalstreik konnte in Deutschland zum Beispiel 1922 der faschistische Kapp-Putsch vereitelt werden. Die Putschisten mussten aufgeben, weil alle linken Parteien und die Anarchosyndikalisten an einem Strang gezogen haben. Plötzlich standen alle Räder still. Das ist ein Beispiel, das in den Geschichtsbüchern kaum vorkommt, obwohl es eine großartige Sache war, weil es von den Leuten auf der Straße gemacht wurde, von den Arbeitern. Der Kapp-Putsch ist in erster Linie wegen gewaltfreier Widerstandmethoden in sich zusammengefallen, nicht aufgrund von Schießereien, sondern weil die Leute sich geweigert haben, zur Arbeit zu gehen, und die Maschinen sabotiert haben und dadurch das gesamte wirtschaftliche Leben des Landes brach lag. Es gibt natürlich noch andere Beispiele für die Wirksamkeit gewaltfreier Aktionen.

Durch die gewaltfreien Aktionen, die Gandhi propagiert hat, ist es in Indien gelungen, die damals größte Kolonialmacht der Welt aus dem Land zu katapultieren. Die Briten sind letztlich abgezogen aufgrund der vielen gewaltfreien Aktionen. Oder nehmen wir als anderes Beispiel den Widerstand gegen die rassistische Politik in den Südstaaten der USA in den 1960er Jahren, da gab es den Busstreik von Montgomery: Da sind Schwarze in Busse gegangen und haben sich auf Plätze gesetzt, die nur für Weiße reserviert waren. Dann gab es Prozesse gegen sie. Durch Zivilen Ungehorsam konnte durchgesetzt werden, dass die Rassentrennung, die rassistische Politik in den Südstaaten der USA, ein Stück weit aufgebrochen werden konnte. Durch gewaltfreie Aktionen kann man die Welt in positiver Hinsicht verändern.


netz-betrieb: Anarchie wird in bürgerlichen Sphären häufig mit Chaos, Gewalt und Zerstörung assoziiert. Ein Gros der heutigen Anarchismen, insbesondere die Graswurzelrevolution als anarchopazifistische Zeitung, stehen dagegen für konträre Werte. Wie erklärst du dir diese Diskrepanz und die Entstehung des Bildes vom schwarzgekleideten anarchoiden Bombenleger?

Drücke: Dieses Zerrbild des bombenlegenden Anarchisten hatte zeitweise im 19. Jahrhundert einen realen Hintergrund. Es gab für einige Jahre wirklich diese Bombenattentate von Leuten, die sich selbst auch als Anarchisten bezeichnet haben, die die „Propaganda der Tat“ begingen, aber das war eine Minderheit auch innerhalb der libertären Bewegung. Die meisten Anarchisten im 19. Jahrhundert waren antimilitaristische, pazifistische Menschen. Dieses Bombenleger-Zerrbild hat sich allerdings in den Köpfen festgesetzt und wird auch immer wieder gerne von den Herrschenden benutzt. Der Begriff „Anarchist“ wird in den Massenmedien fast immer falsch dargestellt und es ist soweit, dass, wenn eine dezidiert anarchistische Gruppe wie die „Anarchists against the wall“, eine pazifistische, gewaltfreie Gruppe aus Israel, einen Preis kriegt, wie jetzt den Carl von Ossietzky-Preis, zwar die Tagesschau kurz darüber berichtet, aber dann nennen sie nicht den Namen der Gruppe, was sie normalerweise täten. Den Namen „Anarchists against the wall“ wollten sie nicht nennen, weil Anarchisten ja angeblich Terroristen sind und es die Zuschauer irritieren könnte, wenn Anarchisten plötzlich einen Preis für ihr pazifistisches, gewaltfreies Handeln erhielten.

Der reale Anarchismus wird im Grunde totgeschwiegen. Stattdessen wird ein Zerrbild aufgebaut, in dem der Anarchismus als Terror und Chaos erscheinen soll. Wenn irgendwo in einem Staat Machtkämpfe stattfinden, die mit Anarchie im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts zu tun haben, dann wird daraus „Anarchie im Irak“, „Anarchie in Somalia“ oder „Anarchie in Afghanistan“. Das ist eine Begriffsverdrehung.


netz-betrieb: Die RAF wurde in ihren Hochzeiten von den Massenmedien als anarchistisch stilisiert, was jeder politischen Logik entbehrt. So hat sie sich schon in ihrem zweiten öffentlichen Text „Das Konzept Stadtguerilla“ (Zitat: „Wir sind keine Blanquisten und keine Anarchisten“) explizit von jeglichen Anarchismen distanziert. Dennoch suchte der deutsche Staat anfangs nach „anarchistische[n] Gewalttätern“ der Baader Meinhof Gruppe. Auch die Tagesschau titulierte Ulrike Meinhof bei der Mitteilung über ihren Tod als „Anarchistin“. Was steckt hinter diesem offensichtlichen Fehler?

Drücke: Es hat damit zu tun, dass der Zerrbegriff „Anarchisten“ in den Köpfen steckte, gerade in den Köpfen, die nationalsozialistisch geprägt waren. Im Nationalsozialismus war der Begriff auch oft verwendet worden, z.B. in Bezug auf den spanischen Bürgerkrieg: Die „anarchistischen Gewalttäter“ hätten so und soviel Francosoldaten, Frauen und Kinder umgebracht. Ein Monster, eine Karikatur von einem bombenlegenden Terroristen wurde im „Völkischen Beobachter“ gezeichnet. Das war durchgängig das gesellschaftliche Bild in den Köpfen. Darauf wurde dann zurückgegriffen als Kampfbegriff, um einen „Feind“ zu schaffen. Wenn man jemanden als Anarchisten bezeichnet, dann ist er automatisch ein Feind, ein Bösewicht. Terrorist ist vielleicht sogar noch zu schwach. Anarchist ist für Leute, die in der Regierung sind, vielleicht noch etwas viel Schlimmeres in ihrer Vorstellung. Der anarchistische Bombenleger, der Bösewicht, der kleine Kinder auffrisst und überall Bomben hinlegt. Also fungiert „Anarchist“ einfach als Schmähbegriff im ursprünglichen Sinne, so wie er zu Zeiten der Französischen Revolution neu entstanden ist.

Wider besseren Wissens wurden die RAF-Mitglieder als Anarchisten bezeichnet. Die anarchistisch-linksradikale Zeitung agit 883 hat die RAF kurz nach deren Gründung zu Recht als „Leninisten mit Knarre“ bezeichnet. Die Politik der RAF hatte mit Anarchie nichts zu tun, sondern das waren Terroraktionen. Die RAFler haben sich selbst gegen die Titulierung als „Anarchisten“ gewehrt. Die RAF hat erklärt: „Wir sind keine Anarchisten […] Anarchisten sind kleinbürgerliche Pseudorevolutionäre.“


netz-betrieb: Für ein mediales Echo haben in den letzten Jahren der so genannte „Schwarze Block“ und die Autonomen gesorgt. Große Teile dieser Bewegung bezeichnen sich als anarchistisch, fallen aber häufig durch martialisches Auftreten und latente Gewaltbereitschaft auf. Wie stehst du zu dieser Bewegung? Halten sie das Vorurteil des rot-schwarzen Bombenlegers aufrecht?

Drücke: Die autonome Bewegung ist ein bisschen durch ihren Habitus gekennzeichnet, ich finde, der „Schwarze Block“ ist als Erscheinungsform nicht anarchistisch, sondern eher abschreckend. Ich habe das auch bei den Anti-G8-Protesten in Rostock mitgekriegt, da hatte ich den Eindruck, dass das bei Leuten im „Schwarzen Block“ oft Mode ist, es sieht schick aus, man sieht stark aus. Es sind fast alles Männer. Da ist auch ein ziemliches Machogehabe. Trotzdem ist auf der anderen Seite dieses Klischee, das in Mainstreammedien über DIE Autonomen permanent reproduziert wird, Quatsch. Es sind oft Menschen mit einer anarchistischen Utopie und ich würde nicht die Autonomen als solche verdammen. Es sind unterschiedliche Menschen. Es gibt unter den Autonomen militante Kommunisten und welche, die haben eher eine anarchistische Weltanschauung. Ich glaube, das ist auch eine Art Uniformierung, die ich falsch finde. Es ist nicht anarchistisch, sich zu uniformieren. Das Erscheinungsbild des „Schwarzen Blocks“ bringt eher Probleme mit sich, weil viele Leute verängstigt werden. Ich will Menschen erreichen und nicht erschrecken. Ich will Menschen dazu bewegen, anders zu leben und die Gesellschaft positiv zu verändern. Das erreicht man nicht, wenn man sich schwarz verkleidet und die Leute erschreckt.

Es gibt mittlerweile aber auch viele positive Entwicklungen, Clowns Army und so weiter. Da wird auch durch Witz, durch lustige Aktionen und durch bunte, pinkfarbene Klamotten zum Beispiel versucht, diese Uniformierung zu durchbrechen und den Spaß bei Aktionen und Demonstrationen mehr in den Vordergrund zu stellen.

Von daher glaube ich, dass der „Schwarze Block“ als Erscheinungsbild vielleicht nicht ewig sein wird. Viele Autonome gehen vielleicht dazu über, lustigere Sachen zu machen. Autonome werden oft als Gewalttäter dargestellt, aber die meisten Autonomen wenden keine Gewalt gegen Menschen an. Die Polizei ist im Gegensatz dazu eine bewaffnete Streitmacht, bei Demonstrationen ist sie nicht selten schwarz, vermummt und martialisch als Robocops gekleidet. Sie hat Pistolen, sie hat Knüppel und Helme und setzt diese leider auch manchmal ein. Das ist Gewalt, Staatsgewalt.


netz-betrieb: Wie sieht es mit der Zukunft des Anarchismus aus? Ist er ein Auslaufmodell oder hat er das Potenzial, gesellschaftlichen Einfluss zu nehmen und emanzipatorisch zu wirken?

Drücke: Ich würde sagen, dass er stärker geworden ist. Die anarchistische Jugendbewegung ist gewachsen. Wir sehen das zum Beispiel auch an den Verkaufszahlen der Graswurzelrevolution, aber vor allem an der Nachfrage. Es gibt jetzt die Jugendzeitung der Graswurzelrevolution, die utopia, die auch der GWR beigelegt wird. Die wird von 15- bis 24-jährigen Graswurzlern gemacht, von Schülerinnen und Schülern überwiegend. Die Nachfrage ist so groß, dass die utopia-Auflage auf 25.000 erhöht werden musste. Das zeigt, dass da ein Bedürfnis nach anderen Informationen ist, auch bei Jugendlichen. Und das zeigt auch, dass der Anarchismus erstens keineswegs tot ist und zweitens auf einem guten Weg in eine gute Zukunft. Ich glaube, das ist eine große Chance, dass jetzt utopia und Graswurzelrevolution als gemeinsames Projekt des Verlags Graswurzelrevolution existieren.

Die anarchistische Bewegung ist lebendig und es gibt auch eine Menge positiver Entwicklungen. Mich hat letzte Woche eine 87jährige Frau angerufen, die die Graswurzelrevolution abonniert hat, das fand ich beeindruckend. Sie war jahrelang in Lateinamerika unterwegs und ist zurück nach Salzburg gezogen, wo sie ursprünglich her kommt, und hat irgendwann ein Probeheft bestellt und jetzt ist sie Abonnentin. Sie hat dann in der Redaktion angerufen und suchte Kontakt zu Anarchistinnen und Anarchisten in Salzburg und ich konnte ihr auch ein paar Adressen und Namen nennen. Das finde ich großartig, wenn sich Leute selbst in einem hohen Alter für den Anarchismus begeistern. Ich denke, es ist nie zu spät und der Anarchismus ist generationsübergreifend. Es ist keineswegs so, dass er nur in der Jugendszene verbreitet ist, sondern die Idee von einer gewaltfreien, herrschaftslosen Gesellschaft ist überzeugend und zeigt, dass es anders gehen könnte als zur Zeit auf der Welt.


netz-betrieb: Welche anarchistischen bzw. anarchoiden Bewegungen, Ideen und Projekte befinden sich derzeit im Aufwind?

Drücke: Es gibt viele Verlagsprojekte. Der erfolgreichste libertäre Verlag in Deutschland ist im Moment vielleicht die „Edition Nautilus“, der unter anderem Krimis produziert. Die sind jetzt in der „Spiegel“-Bestsellerliste seit zwei Jahren vertreten und allein von den „Tannöd“- und „Kalteis“-Büchern haben die schon über eine Million Exemplare verkauft. Das ist ein Riesenerfolg. Es gibt zudem viele anarchistische Kleinverlage, die tolle Bücher produzieren.

Es gibt viele Projekte, seien es alternative Wohnprojekte oder Kommunen, selbstverwaltete Betriebe oder auch verschiedene Zeitungen. Es gibt nicht nur die Graswurzelrevolution, sondern zum Beispiel auch die „Contraste – Zeitung für Selbstverwaltung“, die anarchosyndikalistische „Direkte Aktion“, „Die Aktion“ der Edition Nautilus und die operaistische “grundrisse”. Und es gibt in vielen Städten kleine anarchistische Publikationen und Projekte, soziale Zentren, linke Buchläden und Kneipen. Da ist eine Menge Potential, was noch größer werden kann. Es ist wichtig, dass sich die verschiedenen Projekte vernetzen.

In Münster gibt es eine Reihe von Hausprojekten, die zeitweise besetzt waren, zum Beispiel die Frauenstraße 24 oder die Grevenerstraße 31 oder auch Breul 32-38, Tibusstraße 30a, b, Nieberdingstraße, Wagenburg und so weiter. Also auch Formen, wo alternatives Leben verwirklicht werden und ein Stück weit Utopie gelebt werden kann. Man muss anfangen, sein Leben zu verändern. Ein egalitäres Leben ist eine Utopie. Man kann aber versuchen, so weit wie möglich diese Utopie schon zu leben in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.


netz-betrieb: Was ist mit Repressionen? Zum Beispiel in dem Wohnprojekt, wo du lebst. War es da anfangs relativ friedlich von Seiten der Stadt?

Drücke: Ich lebe am Breul. Das war lange Zeit abrissbedroht. Es ist eine alte Arbeitersiedlung. Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre hat der damalige Vermieter versucht, uns da raus zu ekeln. Er nannte sich nicht Vermieter, sondern Entmieter und hat Psychoterroraktionen durchgeführt. Es gab üble Artikel in den großen Lokalzeitungen, wo wir als „Münsters Hafenstraße“ und als „Schandfleck für Münster“ angegriffen wurden, bis hin zu Brandanschlägen. Aber letztlich haben wir es durch gewaltfreie Aktionen, Straßenfeste und Öffentlichkeitsarbeit geschafft, die Häuser zu retten. Wir haben alle Räumungsprozesse gewonnen, die Häuser saniert. Es gab in Münster mal eine kurze Phase Rot-Grün und da konnten wir das realisieren. Wir sind anderthalb Jahre ausgezogen, haben die Häuser saniert und jetzt ein eigenes Blockheizkraftwerk im Keller, eine selbstständige Stromversorgung und ein Regenwasserrückhaltebecken und so weiter. 57 Menschen leben in diesem Wohnprojekt. Natürlich gibt es immer wieder Probleme, aber das ist immer noch besser, als wenn man isoliert irgendwo im Hochhaus wohnt.

Keiner kennt keinen und im Fahrstuhl ist jeder lieber allein – so sieht die gängige Lebensform in dieser Gesellschaft aus und das gilt es aufzubrechen. Es gilt, gemeinsam aktiv zu sein, gemeinsam Träume zu verwirklichen.


netz-betrieb: Gibt es berühmte Menschen, deren anarchistische Überzeugung einem Großteil der Menschen nicht bekannt ist?

Drücke: Da gibt es einige, zum Beispiel Noam Chomsky, der gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen der Welt. Neulich hat der „Spiegel“ ihn auch zum 80. Geburtstag interviewt. Was aber immer wieder gerne verschwiegen wird, auch vom „Spiegel“, ist, dass er sich selber als Anarchist begreift.

Es gibt eine ganze Reihe von Anarchisten: Peter Lilienthal, einer der wichtigsten deutschen Filmemacher. Es ist kaum bekannt, dass er Anarchist ist. Ich habe ihn mal für die GWR interviewt. Er ist eine beeindruckende und warmherzige Persönlichkeit.

Viele Menschen schreiben sich ja nicht „Ich bin Anarchist“ auf die Brust, sondern sie haben eine anarchistische Weltanschauung und müssen das nicht ständig vor sich her tragen, aber sie versuchen, diese in den Projekten, die sie machen, umzusetzen. Und es gibt eine ganze Reihe von Menschen, bei denen ich sagen würde, das sind Anarchisten. Ich würde sogar bei einigen Leuten sagen, die sich selbst nicht so bezeichnen möchten, weil der Begriff diskreditiert ist, dass sie auf jeden Fall libertäre Tendenzen haben. In allen gesellschaftlichen Bereichen müsste der Anarchismus eine größere Rolle spielen, wenn wir die Gesellschaft verändern wollen, Und das müssen wir gemeinsam machen, damit die Menschheit überleben kann. Wenn alles so bleiben würde wie es ist, hätte die Menschheit keine Perspektive.


netz-betrieb: Kannst du dem User Tipps geben, wie er seinen Alltag ein wenig anarchistischer gestalten könnte?

Drücke: Ich kann zum Beispiel empfehlen, die Graswurzelrevolution zu lesen. (lacht) Wir stellen immer ein paar Sachen ins Internet, da kann man reinschnuppern. Ich denke, dass es wichtig ist, sich mit libertären Ideen auseinander zu setzen, und da tragen solche Zeitungen zu bei.

Ansonsten kann man im Alltag versuchen, anders zu leben, und man sollte sich mit anderen Menschen zusammentun. „Allein machen sie dich ein. Zu zweit, zu dritt, zu viern, wird auch nichts anderes passieren. Wenn wir uns erstmal einig sind, weht, glaub ich, ein ganz anderer Wind“, um mal Ton Steine Scherben zu zitieren. Das trifft es immer noch. Allein ist der Mensch isoliert, aber wenn du dich mit anderen Menschen zusammen tust, im Kollektiv gegen das Unrecht, Ausbeutung und Unterdrückung vorgehst und dich für die Umsetzung deiner eigenen Utopie, für Basisdemokratie engagierst, dann kannst du auch was erreichen.


netz-betrieb: Willst du dem Leser noch was mit auf dem Weg geben?

Drücke: Viele Menschen, die anders denken als „die Normalen“, werden als verrückt bezeichnet. Aber es sind vielleicht gerade diese „Verrückten“, die die Welt verändern können. Es kommt darauf an, dass wir die Welt verändern und zwar im positiven Sinne. Die Herrschenden haben die Welt immer im schlechten Sinne verändert. Es kommt darauf an, dass wir sie so umgestalten, dass jeder Mensch gut leben kann und dass wir zusammen mit der Natur leben und sie nicht zerstören. Dafür müssen wir alle Waffen und vieles andere abschaffen.


netz-betrieb: Vielen Dank für das Interview.


Interview: Maurice W

Originaltext: http://www.netz-betrieb.de/