Anarchosyndikalistischer Widerstand - Illegale Schriften 4 (Esset deutsche Früchte..., 1934)  

Da uns das Original der Broschüre "Was wir Anarcho-Syndikalisten wollen" (Tarnumschlag: "Eßt deutsche Früchte") nicht zur Verfügung stand, drucken wir im folgenden auszugsweise eine Abschrift der Gestapostelle Düsseldorf ab:
 
Wir AS. stellen fest:
 
1) dass die Regierungen 
mit Gewalt die Vernichtung von Lebensmitteln schützen und fördern 
die Arbeiter wehren aus den stillgelegten Betrieben und den brachliegenden Feldern 
die Jugend zwingen sich zur Mordsklaverei des Militarismus abrichten zu lassen 
die Lebenshaltung der Völker herabsetzen zu einem Lebensniveau das weit unter der heutigen Produktionskapazität liegt 
eine Gesellschaft der Verzweifelung schaffen mit den unvermeidlichen Folgen: gegenseitiger Hass und Neid also:
 
Dass die Regierungen nicht Ordnung schaffen sondern Chaos
 
2) Dass in unsrer Gesellschaft 
die Fabriken 
die Rohstoffe 
die Äcker der Viehbestand
die menschliche Arbeitskraft und Vernunft 
die Technik 
die Maschinen
nicht da sind, um Wohlstand für alle zu schaffen, sondern nur gebraucht werden insoweit es möglich ist, damit Gewinn für eine kleine Gruppe zu erzeugen
 
dass die Regierung mit Hilfe des Staatsapparates, und letzten Endes des Militarismus nur bestrebt ist den Gewinninteressen dieser kleinen Gruppe zu dienen
 
3) dass der Staat als eine das ganze Volk umfassende Organisation seine Existenzberechtigung nur darin haben könnte, daß er den Intressen des ganzen Volkes diente.
Aber der Staat handhabt mit roher Gewalt das Elend des Volkes und schützt die Klasse der Besitzer.
Der Staat, Jeder Staat ist Klassenstaat.
Daher soll der Staat beseitigt werden.
 
Dass eine Regierung über das ganze Volk ihre Existenzberechtigung nur damit begründen könnte, dass sie den Interessen des ganzen Volkes diene.
Aber die Regierungen handhaben gewalttätig den Zustand, wobei die einen schwelgen in Überfluss während die anderen an Entbehrung zu Grunde gehen.
Die Regierungen sind an der Seite der Besitzer und stellen sich wider das Volk.
Die Regierungen dienen den Intressen einer Klasse.
Die Regierungen, alle Regierungen sind Klassenregierungen.
Daher sollen die Regierungen beseitigt werden.
 
4) dass der primitive Volksstamm jagt, fischt, das Vieh hütet und den Acker baut, damit jeder Stammgenosse zu essen hat
dass unter Eskimos keiner hungert solange es etwas zu essen gibt
dass ein Hungernder Eskimo neben einem Stammgenosse im Überfluss undenkbar wäre, weil ein derartiger verbrecherischer Zustand in Widerspruch zum primitivsten Rechtsbewußtsein des primitiven Menschen stünde
dass der Kulturmensch Eskimos und Buschmänner in Moralität und Solidarität nicht nachstehen sollte
Lernen wir von diesen "primitiven Völkern" das zu werden, was wir sein wollen - MENSCHEN!
 
Deshalb kämpft mit uns gegen Hitler.
Für ein freies sozialistisches Rätedeutschland
Für den freiheitlichen Sozialismus!

Jn

Aus: Theissen / Walter / Wilhelms: Anarcho-Syndikalistischer Widerstand an Rhein und Ruhr. Zwölf Jahre hinter Stacheldraht und Gitter. Originaldokumente. Ems-Kopp-Verlag 1980. Digitalisiert von www.anarchismus.at