Das neue revolutionäre Leben in Vilafranca del Panades (Katalonien) (Auszug, 1936)
Vilafranca del Panades ist die bedeutendste Stadt des Bezirks Panades; sie ist 47 km von Barcelona entfernt. In Vilafranca gibt es 26 Lehrerinnen und Lehrer; alle sind liberal eingestellt. Einige von ihnen leisten gute Arbeit im lokalen Revolutionskomitee. (…)
Das Proletariat der Stadt, 3000 Menschen, gehört verschiedenen Organisationen an; die CNT ist mehrheitlich vertreten. Diese Organisationen sind CNT, UGT, Unio de Rabassaires de Catalunya und POUM; die CNT umfaßt etwa 2000 Arbeiter; die UGT hat 200 Mitglieder, die Unio de Rabassaires 500 und der POUM 50. (…)
Unsere Genossen (die der CNT, d.Hrsg.), die schon seit einigen Tagen bereitstanden, gingen am Samstag, dem 18. (Juli 1936, Tag an dem die Militärs gegen die spanische Republik putschten, d. Hrsg.) nachts in alle reaktionären Versammlungsorte, drangen in die Häuser der Kaziken ein und überwältigten sie; gleichzeitig bildeten sie das Revolutionskomitee der Stadt.
Bei der Zusammensetzung des Revolutionskomitees wurden alle antifaschistisch orientierten politischen Parteien und Organisationen berücksichtigt. Aber die CNT war die einzige Organisation, die von Anfang an die Situation meistern konnte; sie sah sich gezwungen, die Last aller Funktionen auf sich zu nehmen, weil die übrigen Organisationen ihre Delegierten erst am nächsten Tag entsandten; (…)
Das Revolutionskomitee steuert das lokale Wirtschaftsleben und kollektiviert den gesamten Reichtum sowie alle Arbeitsmittel. Alles wird kollektiviert, sogar der Handel. Gegenwärtig erhalten die Frauen am Wochenanfang in ihren Stadtteilen Gutscheine, damit alles kontrolliert werden kann, was in den Läden der Stadt verkauft wird.
Obwohl die Frauen nach wie vor in den Geschäften zahlen, erhalten sie nichts ohne den genannten Gutschein. Diese Regelung bleibt in Kraft, bis die Benützung des Geldes völlig eingestellt ist. Werden verschiedenartige Produkte für den Handel in den Ort geliefert, so übernimmt das Komitee die gesamte Lieferung und verteilt sie unter den Händlern der Stadt, damit diese die Öffentlichkeit beliefern können. Auf diese Weise kontrollieren sie den Handel und können, falls dies nötig werden sollte, die Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigen. (…)
Aus: Boletin de Informacion CNT-AIT-FAI, Barcelona, 10. September 1936, S. 1-3
Originaltext: Degen, Hans-Jürgen: „Tu was du willst“. Anarchismus – Grundlagentexte zur Theorie und Praxis. Verlag Schwarzer Nachtschatten 1987. Digitalisiert von www.anarchismus.at