Komische, lustige und blöde Regeln in Summerhill

Wir haben hier einige von den insgesamt 247 Regeln ausgewählt, die uns vielleicht am meisten befremden. Unsere Ansichten darüber sind verschieden, teilweise lösen sie verständnisloses Kopfschütteln aus, teilweise ein Lächeln. Keinesfalls haben alle Regeln diesen Charakter und daher ist unsere Auswahl auch einseitig. Es darf nicht vergessen werden, daß sich diese Regeln auch häufig wieder ändern und durch Mehrheitsbeschluß des Meetings, an dem alle (!) Summerhillians teilnehmen können und eine Stimme haben, zustande gekommen sind. Außerdem können Ausnahmeregelungen für einzelne Summerhillians genehmigt werden, ohne daß damit die Regel insgesamt geändert werden muß. (Beispiele von 1998)

Nr. 10: Du mußt Dir Deine Schlafsachen anziehen, bevor Du ins Bett gehst.

Nr. 21: Du darfst morgens nicht auf deinem Bett liegen, außer du liest.

Nr. 102: Wenn Du krank bist und im Bett bleibst, mußt Du im Bett liegen bleiben, bis der Houseparent sagt, daß Du aufstehen kannst.

Nr. 109: Du darfst nicht auf den Tischen im Speisesaal herumlaufen.

Nr. 117: An Deinem Geburtstag kannst du an den Anfang der Schlange [zur Essensausgabe] gehen

Nr. 124: Im Speisesaal keine Kekse werfen!

Nr. 126: Du darfst niemandem Essen geben, der vom Beddie Officer die Strafe bekommen hat, sich hinten anzustellen.

Nr. 131: Du darfst während des Meetings nicht fernsehgucken oder Computer spielen.

Nr. 151: Kein Kämpfen, Schubsen etc. in der (Essen)-Schlange! Nr. 160:

Nr. 160: Du darfst keine Steine auf Leute schmeißen.

Nr. 171: San Kids (die 5- bis 10jährigen Summerhillians) dürfen keine Fernseher, Kassettenrekorder, Computerspiele etc. haben, aber sie dürfen Aufladegeräte für Batterien und Gameboys etc. haben.

Nr. 189: Jeder muß das Raucher-Video sehen

Nr. 194: Wenn jemand in Deinem Zimmer raucht, bekommst auch Du eine Strafe.

Nr. 197: Nur erklärte Raucher dürfen rauchen. Du mußt Dich selbst im Meeting zum Raucher erklären.

Nr. 199: San- und House-Kids [die beiden jüngsten Altersgruppen in Summerhill] dürfen nicht um rauchende Leute herumstehen

Nr. 228: Du darfst außer Brot nichts in den Toaster tun.

Nr. 234: Kein Fernsehen oder Computerspiele während der Unterrichtszeit, außer in der Bücherei wo Du nur Bücherei-Videos gucken darfst. Wegen der Fernsehzeiten sind die Nachmittags-Unterrichtsstunden von 16:00 bis zum Abendessen.

"Freiheit" - Zitate von Schülern über Summerhill

Diese Interviews wurden geführt, als die Schüler die Schule verließen. Sie waren eine direkte Reaktion auf das Verlangen der Schulinspektoren, daß Summerhill beweisen soll, daß freiwilliger Unterricht kein Nachteil ist und daß die Schüler andere Qualitäten gewinnen, die nicht im Lehrplan stehen. Wenn wir freie Hand gehabt hätten, hätten wir weniger akademische und mehr Fragen zu ihrer Persönlichkeit und ihren Gefühle gestellt. Die Namen der Interviewten wurden geändert.

Jack (16) aus Großbritannien:

Denkst du, daß freiwilliger Unterricht ein Vorteil oder ein Nachteil war?

Ich denke, er war vorteilhaft, denn, wenn man zum Unterricht ging, schenkte man ihm Aufmerksamkeit.

Was, denkst du, hat Summerhill dazu beigetragen, wie du jetzt bist?

Ich bin fähiger zu praktischen Dingen - ich verlasse mich nicht immer auf andere. Ich vermute, das ist Selbständigkeit. Ich bin selbstsicherer und mehr daran gewöhnt, Entscheidungen für mich und andere zu treffen.

Was war das Wertvollste für dich daran, auf die Summerhill School zu gehen, und welche Wirkung, glaubst du, wird es auf dich haben?

Freiheit.


Susan (16) aus Großbritannien:


Denkst du, daß freiwilliger Unterricht ein Vorteil oder ein Nachteil war?

Wenn wir Pflicht-Unterricht gehabt hätten, hätte ich nie entdeckt, daß ich Schauspielerin werden möchte, denn ich konnte mir aussuchen, zu Drama (Darstellendes Spiel) zu gehen. Zu einem Unterricht zu gehen, an dem man Freude hat, übt wirklich dein Gehirn, für dich selbst zu denken, Dinge herauszufinden und einen gesunden Menschenverstand zu haben. Ich fühle mich überhaupt nicht benachteiligt, ich fühle mich tatsächlich sogar im Vorteil.

Was, denkst du, hat Summerhill dazu beigetragen, wie du jetzt bist?

Ich bin viel selbstbewußter geworden. Ich war wirklich schüchtern, als ich herkam. Im letzten Term* habe ich gewissermaßen angefangen, mir bewußt zu werden, daß ich hier mit jedem gleichrangig bin.


Shizu (17) aus Japan:

Was war das Wertvollste für dich daran, auf die Summerhill School zu gehen, und welche Wirkung, glaubst du, wird es auf dich haben?

Vielleicht Dinge zu machen. Denn es wird einem nicht vorgeschrieben, eine bestimmte Sache zu tun; z.B. bei Holzarbeiten [...] Du begreifst, daß du tun kannst, was auch immer du möchtest. Wenn du Tennis spielen wolltest, statt zum Unterricht zu gehen, konntest du das. Du kannst Dinge für dich selbst organisieren. Diese Chance bekommst du in staatlichen Schulen nicht. Ich habe gelernt, Entscheidungen zu treffen.


Carla, (15) aus Großbritannien:

Was, denkst du, hat Summerhill dazu beigetragen, wie du jetzt bist?

Ich habe klare Überzeugungen, und ich denke, Summerhill hat dazu beigetragen. Ich weiß, was ich von strittigen Themen denke. Ich weiß auch, daß das, was ich denke, zählt. Selbst wenn ich falsche Entscheidungen treffe, weiß ich, daß mein Leben weitergeht! Ich habe Vertrauen in meine Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Die Freundschaften, die ich geschlossen habe, sind von Bedeutung und werden für immer halten. Ich weiß, daß ich keine 10 GCSEs* haben muß, um jemand zu sein, der etwas „wert“ ist. Sie sind nicht so wichtig.

Originaltexte:
http://www.kraetzae.de/schule/england/regeln_summerhill/ und http://www.kraetzae.de/schule/england/zitate_summerhill/


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