Siegbert Wolf - "...bis die Bestie Kapitalismus niedergerungen und der Moloch Staat zertrümmert ist."

Der erste Prozeß des Volksgerichtshofs gegen die Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) im Sommer 1936

I.

Aufgrund einer Denunziation gegen die Darmstädter Ortsgruppe der "Freien Arbeiter-Union Deutschlands" (FAUD) gelang es der Gestapo zwischen Dezember 1934 und Mai 1935 die im Gebiet Südwestdeutschlands bestehende illegale Organisationsstruktur der FAUD aufzudecken und, nach Verhaftungen in Ludwigshafen, Mannheim, Darmstadt, Frankfurt am Main und Offenbach/Main, zahlreiche Anarchosyndikalisten abzuurteilen. [1] Nachdem bereits Anfang 1934 zwei Darmstädter Anarchosyndikalisten wegen des Verdachts der verbotenen Mitgliedschaft in der FAUD zu einer Zuchthausstrafe von jeweils einem Jahr verurteilt worden waren [2] und im Mai 1935 vor dem Oberlandesgericht Darmstadt ein weiterer Prozeß gegen neun Anarchosyndikalisten stattgefunden hatte, der mit Strafen in Höhe von zwei Jahren endete, stellte das vom 26. bis 28. August 1936 nach zwanzigmonatiger Untersuchungshaft stattfindende Gerichtsverfahren gegen sieben Anarchosyndikalisten das definitive Ende der in den Jahren 1933 und 1934 bestehenden illegalen Organisationsstrukturen der FAUD in Südwestdeutschland, südlich der Main-Linie, dar. [3] Zugleich wies dieser Prozeß vor dem Zweiten Senat des Volksgerichtshofs in Darmstadt eine weitere Besonderheit auf: Es war die erste juristische Verhandlung des Volksgerichtshofs gegen die FAUD und somit gegen die anarchosyndikalistische Bewegung überhaupt. [4] Insgesamt gelang es der Gestapo durch Unterwanderung und Spitzelwesen, aber auch infolge von Unvorsichtigkeiten einzelner Widerstandsaktivisten, bis 1935/36 annähernd das gesamte organisatorische Gefüge des Arbeiterwiderstandes, der allerdings zu keinem Zeitpunkt eine ernsthafte Gefährdung des Nationalsozialismus darstellte, zu zerschlagen und annähernd den gesamten Kurierdienst nach Holland und Belgien sowie auch die Gruppen, denen die Kuriere angehörten, lahmzulegen.

Die Arbeiterbewegung (SPD, KPD, Anarchosyndikalisten) war in der Zeit zwischen 1933 und 1945 darauf ausgerichtet, einen organisierten Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu formieren. Dies bedeutete beispielsweise, konspirative Strukturen zu entwickeln, Kontakte neu bzw. wieder aufzubauen sowie illegales Schrifttum herzustellen oder aus dem Ausland einzuführen und zu verteilen, in welchem Informationen über und Propaganda gegen das nationalsozialistische Regime abgedruckt wurden; daneben aber auch, den Familien der Verhafteten moralische und materielle Unterstützung angedeihen zu lassen. Um die nationalsozialistische Diktatur zu stürzen, bemühte sich der anarchistische bzw. anarchosyndikalistische Widerstand insbesondere darum, eine antifaschistische Massenbewegung mittels Organisierung und offensiver Aufklärungsarbeit durch Flugschriften, Zeitungen usw. zu initiieren. Doch auch die anarchosyndikalistische Opposition kam letztlich nicht umhin, sich der Dynamik des nationalsozialistischen Terrors zu beugen; schließlich fanden im November/Dezember 1935 in allen Teilen Deutschlands Massenprozesse gegen Kommunisten, Sozialdemokraten und Anarchosyndikalisten statt. In den Jahren 1936/37 läßt sich ansatzweise eine zweite Periode anarchosyndikalistischen Widerstandes nachweisen, der zwar aufgrund der sozialen Revolution in Spanien zur Mobilisierung neuer Aktivisten und Aktivistinnen führte, allerdings keine ausreichende Koordination erfuhr. Zur Reorganisation reichte die Zeit nicht aus, da es der Gestapo diesmal noch rascher gelang, sich entwickelnde antinazistische Strukturen bereits im Ansatz zu unterdrücken. Daher ist der Feststellung von Theissen/Walter/Wilhelms zuzustimmen, daß nach den großen Verhaftungswellen der sogenannten zweiten anarchosyndikalistischen Widerstandsphase 1936/37 - so fanden 1936 mindestens sieben Gerichtsverfahren gegen durchschnittlich fünf bis vierzig Anarchosyndikalisten, ein Prozeß sogar gegen einhundert Angeklagte statt; 1937 wurden insgesamt zweihundert Anarchosyndikalisten im gesamten Reichsgebiet verhaftet [5] - außer Kleinstgruppen und individuell Agierenden "keine umfangreichen Widerstandsverbindungen" [6] mehr existierten. Für den südwestdeutschen Raum wird dies darüberhinaus durch eine Mitteilung der Geheimen Staatspolizei Karlsruhe nach Berlin bestätigt. Darin heißt es: "Die anarchosyndikalistische Bewegung ist im Jahre 1937 in meinem Dienstbereich in keiner Weise in Erscheinung getreten. Irgendwelche Wahrnehmungen über Geldsammlungen oder Verbreitung von Nachrichten wurden ebenfalls nicht gemacht." [7]

II.

Warum erscheint es heute sinnvoll, historisches Interesse für dieses Gerichtsverfahren vom Sommer 1936 vor dem Darmstädter Volksgerichtshof gegen sieben Anarchosyndikalisten zu entwickeln? Abgesehen davon, daß es, wie bereits erwähnt, das erste Verfahren gegen Mitglieder der FAUD vor dem Volksgerichtshof war, läßt sich exemplarisch dokumentieren, mit welcher Akribie und Ausführlichkeit die nationalsozialistische Justiz gegen prominente südwestdeutsche Libertäre verfuhr, um die besondere Gefährlichkeit des Anarchosyndikalismus zu beweisen; desweiteren gilt es, dem weitgehend in Vergessenheit geratenen bzw. häufig übersehenen anarchosyndikalistischen Widerstand ein erinnerndes Denkmal zu setzen. Unter Anklage standen die folgenden Personen:

  • der Bauhilfsarbeiter Friedrich Lösch (* 7. Januar 1896) aus Ludwigshafen;
  • der Mechaniker Karl Ludwig Schild (* 22. September 1910) aus Mannheim-Feudenheim;
  • der Buchdrucker Eduard Bischoff (* 6. Januar 1901) aus Mannheim;
  • der Schlosser Theo(dor) Müller (* 21. Juli 1907) aus Offenbach/Main;
  • der Werkzeugmacher Georg Hepp (* 15. November 1904) aus Frankfurt am Main;
  • die Hausangestellte Anni Zerr (* 23. Juli 1908) aus Frankfurt am Main;
  • der Maschinenschlosser Helmuth Moeßner (* 18. Juni 1908) aus Frankfurt am Main, zuletzt wohnhaft in Gotthards/Kreis Hünfeld. [8]


Die Anklage gegen diese sieben Personen, die sich seit ihrer Verhaftung in Untersuchungshaft im Landgerichtsgefängnis Darmstadt befanden, lautete auf Vorbereitung zum Hochverrat. Obgleich von Beginn an drakonische Freiheitsstrafen zu erwarten waren, bestand für die Angeklagten ein wenn auch nur geringer Vorteil, der sie letztendlich vor der Hinrichtung bewahrte: Da der Volksgerichtshof zum erstenmal außerhalb Berlins prozessierte, mußte sich die nationalsozialistische Justiz "noch profilieren" und konnte "noch nicht so frech auftreten wie später Freislers berüchtigter Senat in Berlin". [9] Zudem wohnte diesem Justizverfahren eine gewisse Öffentlichkeit bei; so berichtete etwa die lokale Presse über dieses Ereignis. [10] Vor allem diesem Umstand haben es die Angeklagten, denen die Untersuchungshaft infolge teilweiser - zumindest vordergründiger - Geständnisse auf ihre Gesamtstrafe angerechnet wurde, wohl zu verdanken, daß gegen sie nicht die Todesstrafe ausgesprochen wurde. [11]

III.

Der Volksgerichtshof zur Aburteilung von Hoch- und Landesverratsverbrechen -während des Zweiten Weltkrieges auch hinsichtlich von sogenannter 'Wehrkraftzersetzung' und 'Feindbegünstigung' - entstand per Gesetz am 24. April 1934 zunächst provisorisch und wurde knapp zwei Jahre später, 1935, dauerhaft eingerichtet. [12] Bereits seit Februar 1933 wirkten mehr als zwanzig, jedem Oberlandesgerichtsbezirk in Deutschland zugeordnete Sondergerichte, deren Rechtsgrundlage auf einer Notverordnung des Reichspräsidenten vom Sommer 1932 beruhte. Der Volksgerichtshof setzte sich aus jeweils fünf Richtern zusammen. Lediglich der Vorsitzende und ein Beisitzer mußten das Richteramt innehaben, wodurch der zahlenmäßige Einfluß linientreuer, nationalsozialistischer, von Hitler persönlich eingesetzter, ehrenamtlicher, für die Dauer von fünf Jahren fungierender Richter überwog. Zuständig für die Untersuchung und Entscheidung in erster und letzter Instanz, sprach der Volksgerichtshof mehr als 5.000 vollstreckte Todesurteile aus, davon 23 bereits zwischen 1934 und 1936. [13]

Neben den Verfahren vor den Sondergerichten und vor dem Volksgerichtshof praktizierten die Nationalsozialisten unmittelbar nach ihrer Machtübernahme auch die weder ein Gerichtsverfahren noch ein richterliches Urteil benötigende 'Schutzhaft', die zumeist in die Konzentrationslager, während des Zweiten Weltkrieges häufig auch in die Vernichtungslager Auschwitz, Treblinka usw. führte. Die legalisierte Anwendung der 'Schutzhaft' betraf Kommunisten, Anarchosyndikalisten und Sozialdemokraten, die sich ab März 1933 breiten, allein aufgrund politischer Gesinnung vorgenommenen Verhaftungswellen ausgesetzt sahen. Vor allem wegen politischer Vergehen gerichtlich Verurteilte nahm man nach Verbüßung ihrer Haftstrafe in 'Schutzhaft' und gliederte sie in das nationalsozialistische Konzentrationslagersystem ein.

IV.

An den mündlichen Verhandlungen des 2. Senats des Volksgerichtshofs in Darmstadt vom 26., 27. und 28. August 1936 nahmen als Richter teil: der Vorsitzende und Volksgerichtsrat Hartmann, Landgerichtsdirektor Dr. Schaad, Gauamtsleiter Ingenieur Fischer, Studienprofessor Heinlein und Gaurichter Angermann; als Beamter der Staatsanwaltschaft: erster Staatsanwalt Volk und als Urkundenbeamter der Geschäftsstelle: Justizsekretär Wesp.

Gegen Friedrich Lösch, Karl Schild, Eduard Bischoff, Theo(dor) Müller und Georg Hepp verhängte das Gericht am 28. August 1936 "wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens unter erschwerenden Umständen" [14] hohe Haftstrafen, wobei sich der Tatumfang realiter lediglich auf einige illegale Zusammenkünfte in den Jahren 1933/34, auf die Herstellung zweier Ausgaben der "Fanal" mit jeweils fünfzig Exemplaren sowie auf das heimliche Einführen zweier Nummern der "Internationale" erstreckte. Friedrich Lösch erhielt sieben Jahre Haft und sieben Jahre Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, Karl Schild vier Jahre und sechs Monate Haft und fünf Jahre Ehrverlust, Eduard Bischoff drei Jahre und neun Monate Haft und vier Jahre Ehrverlust, Theo(dor) Müller drei Jahre und sechs Monate Haft und vier Jahre Ehrverlust und Georg Hepp sechs Jahre Haft und sechs Jahre Ehrverlust. Anni Zerr wurde "wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens" zu zwei Jahren Haft und zwei Jahren Ehrverlust verurteilt; für sie bedeutete dies, trotz erlittener Untersuchungshaft, weitere neun Monate Zuchthaus. Zudem gehörte sie zu einer der ersten Frauen, die unmittelbar nach Ableistung ihrer Haftstrafe eine Odyssee durch zahlreiche Konzentrationslager erlebte: u.a. Moringen/Provinz Hannover, Lichtenburg, Ravensbrück. [15] Als einziger freigesprochen wurde Helmuth Moeßner, da er sich als Kronzeuge zur Verfügung gestellt hatte. [16] So hob das Gericht anerkennend hervor, daß er sich - seit November 1933 Mitglied der "Deutschen Arbeitsfront" (DAF), die im Mai 1933 an die Stelle der Gewerkschaften und der Unternehmervereinigungen getreten war - inzwischen geistig mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt habe. [17] Die Kosten des Verfahrens hatten die sechs Verurteilten zu tragen; für den freigesprochenen Moeßner kam die Reichskasse auf.

V.

Anarchosyndikalisten hatten bereits im wilhelminischen Deutschland die "Freie Vereinigung deutscher Gewerkschaften" gegründet, die im Dezember 1919 in "Freie Arbeiter-Union Deutschlands (Syndikalisten)" (FAUD (S)) umbenannt wurde und die von Rudolf Rocker formulierte "Prinzipienerklärung des Syndikalismus" als offizielle Plattform annahm. [18] Mit ihren wirtschaftspolitischen Zielsetzungen eines föderalistischen Gesellschaftsaufbaus bei lokaler Autonomie organisierte sie sich lokal nach Berufszweigen in Arbeiterbörsen und überregional in Industrieföderationen. Mittels direkter Aktionsformen wie Streiks, Boykottmaßnahmen, Fabrikbesetzungen und Sabotage sollten die Betriebe in die Obhut der sich selbst organisierenden Arbeiterschaft übergehen und hierdurch Staat, Regierung und Parteien, kurz: Hierarchie und Herrschaft überflüssig werden: "An jedem Orte schließen sich die Arbeiter der revolutionären Gewerkschaft ihrer resp. Berufe an, die keiner Zentrale unterstellt ist, ihre eigenen Gelder verwaltet und über vollständige Selbstbestimmung verfügt. Die Gewerkschaften der verschiedenen Berufe vereinigen sich an jedem Orte in der Arbeiterbörse, dem Mittelpunkt der lokalen gewerkschaftlichen Tätigkeit und der revolutionären Propaganda. Sämtliche Arbeiterbörsen des Landes vereinigen sich in der Allgemeinen Föderation der Arbeiterbörsen, um ihre Kräfte in allgemeinen Unternehmungen zusammenfassen zu können. Außerdem ist jede Gewerkschaft noch föderativ verbunden mit sämtlichen Gewerkschaften desselben Berufs im ganzen Lande und diese wieder mit den verwandten Berufen, die sich zu großen allgemeinen Industrieverbänden zusammenschließen. Auf diese Weise bilden die Föderation der Arbeiterbörsen und die Föderation der Industrieverbände die beiden Pole, um die sich das ganze gewerkschaftliche Leben dreht." [19] Immerhin gelang es der FAUD in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre mit 150.000 bis 200.000 Mitgliedern in Rheinland-Westfalen, Thüringen, Sachsen, Schlesien, Süddeutschland sowie in den Hafenstädten der Nord- und Ostseeküste [20] einen nicht unbeträchtlichen Einfluß innerhalb der Arbeiterschaft auszuüben, der dann aber ab Mitte der zwanziger Jahre bis 1933 stetig zurückging.

VI.

Wie bereits erwähnt, waren auch die anarchistischen und anarchosyndikalistischen Zusammenhänge nicht frei von einer Fehleinschätzung des Nationalsozialismus. Doch erkannten deren Organisationen - nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen mit dem italienischen Faschismus - ab Mitte der zwanziger Jahre, was von den Nationalsozialisten zu erwarten war. Galt anfänglich die Mitte der zwanziger Jahre auf dem internationalen Kongreß der Anarchosyndikalisten in Amsterdam (1925) formulierte Einschätzung des Faschismus als eines ideologischen Sammelsuriums, unfähig Gleichgewicht und Stabilität zu erreichen, so mußte sich die FAUD bereits wenige Jahre später, angesichts erster nationalsozialistischer Wahlerfolge und raschen Mitgliederzuwachses, eingestehen, daß, sobald der Faschismus an die Macht gekommen sei, dessen Überwindung durch die Arbeiterschaft kaum noch möglich erschien. Zudem verband man die drohende Machtübernahme der Nationalsozialisten mit einer deutlichen Zunahme der Kriegsgefahr.

Daher nahm etwa seit Anfang der dreißiger Jahre die anarchosyndikalistische Agitation und Propaganda gegen die nationalsozialistische Bewegung einen breiteren Raum ein, wobei Augustin Souchy, Mitbegründer der "Internationalen Arbeiter-Assoziation" (IAA) und zusammen mit Rudolf Rocker und Alexander Schapiro deren Sekretär, [21] im Pressedienst der IAA vom 24. Oktober 1930 völlig zu Recht erkannte, daß "der Geist breiter Massen... in Deutschland" bereits zu diesem Zeitpunkt "in erschreckender Weise mit nationalsozialistischem Ideengehalt erfüllt" war: "Hitlers Geist beschränkt sich nicht auf seine nationalsozialistische Partei, er spukt in allen parlamentarischen Parteien der deutschen Republik. Der nationalsozialistische Bazillus ist tief in die Nachkriegsgeneration der deutschen Nation eingedrungen. " [22]

Im Falle der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten prophezeite Souchy diktatorische Exzesse, die das Terrorregime Hitlers ab 1933 dann auch tatsächlich praktizierte: Unterdrückung und Ausschaltung der Arbeiterbewegung samt deren sozialen und kulturellen Einrichtungen, Berufsverbote, Einführung einer nationalen Arbeitspflicht, Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, Zusammenfassung der Gewerkschafts- und Unternehmerorganisationen in einer Zwangsvereinigung, Aufhebung der Versammlungs-, Koalitions- und Pressefreiheit, Beginn der staatlichen Repression gegen jüdische Menschen usw. Da aber die antistaatliche Fraktion innerhalb der deutschen Arbeiterbewegung infolge unzureichender Verankerung in den Betrieben über keine ausreichenden Möglichkeiten verfügte, mittels eines Generalstreiks den aufkommenden Nationalsozialismus abzuwehren, sei es, so Souchy, notwendig, daß "ein Generalstreik in Deutschland von den großen Arbeiterorganisationen" proklamiert werde: "Das wäre die erste praktische Maßnahme, die gegen die faschistische Gefahr in Deutschland zu ergreifen wäre, ehe der Faschismus an der Macht ist, auf die dann andere Maßnahmen folgen müßten." [23] In Anbetracht der Unwahrscheinlichkeit, die großen Arbeiterorganisationen SPD, KPD und ADGB für die Idee eines Generalstreiks zu gewinnen, forderte er die FAUD gleichzeitig dazu auf, sofort damit zu beginnen, konkrete Vorbereitungen für den Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtübernahme zu treffen. Hierdurch sollten die organisatorischen Zusammenhänge im Falle polizeilicher Auflösung erhalten bleiben, damit auch weiterhin für die Ziele des freiheitlichen Sozialismus und die Methoden der direkten Aktion geworben werden konnte.

Vor allem die 1922 begründete "Syndikalistisch-Anarchistische Jugend Deutschlands" (SAJD), [24] die, wenn auch eigenständig, als Jugendverband der FAUD galt, mit ihrer zwischen 1923 und 1931 erschienenen, u.a. von Georg Hepp redigierten Zeitschrift "Junge Anarchisten", engagierte sich frühzeitig gegen den zur Macht strebenden Nationalsozialismus. Doch weil sich sowohl die SAJD als auch die FAUD - nicht zuletzt aufgrund ihres organisatorischen Niedergangs Ende der zwanziger Jahre - ihre diesbezügliche Erfolglosigkeit eingestehen mußten, wurde innerhalb der anarchosyndikalistischen Bewegung nach neuen, wirkungsvolleren Zusammenschlüssen und Aktionsformen gegen die NSDAP gesucht. So entstanden Ende 1929, neben und außerhalb der FAUD, als antifaschistische Kampforganisationen deutscher Anarchosyndikalisten, die "Schwarzen Scharen", [25] die sich uniformierten, teilweise bewaffneten und antifaschistische Aufklärung auch unter der Landbevölkerung im Sinne des Anarchosyndikalismus betrieben. [26] Freilich stießen die "Schwarzen Scharen", vor allem aufgrund ihres paramilitärischen Charakters, innerhalb der dem Antimilitarismus verpflichteten FAUD und SAJD, z.B. bei Georg Hepp und und Karl Gültig (Offenbach) auf deutliche Kritik, [27] woraufhin die FAUD in Berlin auf ihrer 12. Geschäftskommissionssitzung im Februar 1931 den Beschluß faßte, "daß die 'Schwarzen Scharen' nur in Verbindung mit der FA UD und den Betrieben entstehen dürfen". [28] Die "Schwarzen Scharen", die insgesamt nie mehr als 250 Aktivisten umfaßten, und aus denen sich später Einzelne bei den "Deutschen Anarcho-Syndikalisten" (DAS) sowie während des spanischen Bürgerkrieges in der "Columna Durruti" wiederfanden [29], bestanden zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtübernahme bereits nicht mehr und erlangten zudem - von lokalen Besonderheiten z.B. in Wuppertal abgesehen - kaum Bedeutung im antifaschistischen Lager.

Im Gegensatz zur Sozialdemokratie und den Kommunisten lehnten die Anarchosyndikalisten jegliche Bemühungen hinsichtlich einer Volksfront linker Organisationen unmißverständlich ab; vielmehr erstrebten sie eine Plattform aller Arbeiter gegen Faschismus und Nationalsozialismus. [30] Exemplarisch sei hier Gerhard Wartenberg, Schriftleiter der FAUD, erwähnt, der diese Zielsetzung 1932 in die pathetischen Worte kleidete: "Deshalb voran zum entschiedenen und entschlossenen Kampf gegen die faschistische Mordpest! Fort mit den Parteien und Politikanten, die diese proletarische Kampfeseinheit von unten sabotieren! Diese Einheit aus den Massen selbst, in der Aktion, das ist der Anarchosyndikalismus!" [31]

Neben der Propagierung eines Generalstreiks im Falle der nationalsozialistischen Machtübernahme kreisten die Diskussionen auf dem 19. und zugleich letzten Kongreß der FAUD auf Reichsebene im März 1932 in Erfurt, [32] an welchem auch Eduard Bischoff, Karl Schild, Friedrich Lösch und Georg Hepp als Delegierte teilnahmen, [33] u.a. auch um Boykottmaßnahmen gegen nationalsozialistische Unternehmer, "um den Kampf nicht allein auf die faschistische Bewegung oder auf die faschistischen Betriebsorganisationen zu beschränken, sondern auch auf die faschistischen Elemente des Mittelstandes wirksam auszudehnen." [34] Weitere konkrete Vorbereitungen folgten: So plante man, die von den FAUD-Kongressen gewählte Geschäftskommission, gewissermaßen das - nicht weisungsbefugte - Repräsentationsorgan der FAUD, in Berlin offiziell aufzulösen und deren Aufgabenbereiche auf die FAUD-Mitglieder in Erfurt zu verteilen. Besprochen wurden desweiteren Fluchtwege aus Deutschland, illegale Grenzübertrittsmöglichkeiten, Geldsammlungen, ideelle und materielle Unterstützung der Angehörigen von Inhaftierten sowie der kontinuierliche Aufbau von Kommunikationsstrukturen.

VII.

Somit erwies sich die FAUD ab Ende Januar 1933 nicht gänzlich unvorbereitet. Gleichwohl stellte sich ihre organisatorische Instabilität (Mitgliederzahl 1932: 6.000 - 7.000) [35] als ein nicht zu überwindendes Hindernis heraus, um die 1932 in Erfurt getroffenen Absprachen tatsächlich realisieren zu können. Und dennoch bleibt die Feststellung gerechtfertigt, daß die FAUD nach 1933, wenn auch deutlich reduziert, handlungsfähig blieb, bis auch sie dann Mitte der dreißiger Jahre von der Dynamik des nationalsozialistischen Terrors überrollt wurde. [36] Um einem drohenden Verbot zuvorzukommen, löste sich die FAUD am 15. Februar 1933 eigenständig auf, wodurch es bis zur offiziellen Untersagung der Organisation am 5. März 1933 gelang, erhebliche Geld- und Sachwerte für die illegale Arbeit zu retten. In Berlin allerdings traf die nationalsozialistische Repression die Anarchosyndikalisten bereits unmittelbar im Anschluß an den von dem niederländischen libertären Rätekommunisten Marinus van der Lubbe [37] am 27. Februar 1933 in Brand gesetzten Reichstag mit Vehemenz, nicht zuletzt auch deshalb, weil die dortige FAUD-Ortsgruppe in ihren Vorbereitungen auf die Illegalität zu nachlässig gehandelt hatte. Die Verhaftung der Berliner FAUD-Geschäftskommission, die Durchsuchung und Beschlagnahme der Bestände des anarchosyndikalistischen ASY-Verlages, der Gilde freiheitlicher Bücherfreunde sowie des Gesamtarchivs der IAA, deren Sitz sich bis 1933 in der Reichshauptstadt befand, geschahen bereits Anfang März 1933. Bezüglich der konfiszierten Adressenkarteien der Geschäftskommission, des ASY-Verlages, der Gemeinschaft proletarischer Freidenker sowie der Gilde freiheitlicher Bücherfreunde soll es gerade noch gelungen sein, eine Adressenliste mit rund siebenhundert Namen vor dem Zugriff der Gestapo zu retten. [38] Gerhard Wartenberg glückte es immerhin, die Geschäftskommission, wie 1932 auf dem 19. FAUD-Kongreß beschlossen, im Mai 1933 nach Erfurt zu verlegen. Von dort aus - ab Herbst 1933 aus Leipzig - bemühte man sich, Kontakte zu den noch bestehenden illegalen FAUD-Ortsgruppen in Deutschland zu knüpfen, was zunächst auch gelang. Insgesamt lassen sich hinsichtlich des Widerstandes der FAUD in der Zeit von 1933 bis 1935/36 drei bedeutende Organisationsstrukturen benennen: [39] Erstens die illegale Geschäftskommission, die 1935, spätestens Anfang 1936 ihren Widerstand aufkündigen mußte; zweitens die Emigrantenvereinigung der FAUD in Amsterdam, wo auch zu Pfingsten 1934 die erste geheime Reichskonferenz der FAUD stattfand. Da die Niederlande für aus Deutschland flüchtende Anarchosyndikalisten oftmals die erste Station ihres Exils darstellten, begründete man dort als Anlaufstelle und Versorgungseinrichtung deutscher Flüchtlinge - das Gros ging schließlich nach Spanien, um sich in den dortigen sozialen Auseinandersetzungen zu engagieren - Ende 1933 zusammen mit dem "Internationalen Antimilitaristischen Büro" unter Albert de Jong die Auslandsvereinigung "Deutsche Anarcho-Syndikalisten" (DAS), zu deren Initiatoren der Darmstädter Gustav Doster sowie Fritz Schröder aus Kassel zählten. Und drittens schließlich die anarchosyndikalistischen Zusammenhänge in Deutschland mit Hochburgen in Sachsen, Thüringen, Hamburg, Berlin, im Rheinland, im Rhein-Main-Gebiet sowie in Mannheim, Ludwigshafen und an der Ruhr.

Die ersten illegalen Strukturen in Südwestdeutschland, also im Rhein-Main-Gebiet (Frankfurt am Main, Offenbach/Main, Darmstadt, Wiesbaden) sowie in Ludwigshafen und Mannheim, neben Mitteldeutschland (Chemnitz, Dresden, Erfurt, Gotha, Leipzig, Plauen) und Westdeutschland (Aachen, Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Hamborn, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim/Ruhr, Wattenscheid, Wuppertal) eines der drei regionalen Hauptzentren des organisierten Widerstandes der FAUD seit 1933, [40] konnten bereits nach den ersten Verhaftungswellen geknüpft werden. Zwischen Frühsommer und Herbst 1933 formierte sich aus den FAUD-Ortsgruppen in Darmstadt, Frankfurt am Main, Kassel, Ludwigshafen, Mannheim und Offenbach/Main ein einheitliches Kontaktnetz. Bereits seit dem 30. Januar 1933 befanden sich viele Anarchisten und Syndikalisten - soweit nicht vom Repressionsapparat der Nationalsozialisten erfaßt - im Widerstand. [41] So beteiligte sich die Mannheimer FAUD-Ortsgruppe, mit nunmehr dreißig bis fünfzig Mitgliedern die stärkste innerhalb der Provinzialarbeiterbörse (PAB) Südwestdeutschlands, [42] an einer Protestdemonstration unmittelbar im Anschluß an Hitlers Ernennung zum Reichskanzler und erklärte sich bereit, in einem antifaschistischen Bündnis aller antinazistisch Bewegten mitzuarbeiten. Zudem befürworteten die FAUD-Ortsgruppen in Mannheim und Offenbach/Main vorerst auch weiterhin den politischen Generalstreik. [43] Insgesamt hatte man sich innerhalb der Provinzialarbeiterbörse durch rechtzeitige Auflösung der Ortsgruppen und Treffpunkte, Beseitigung der Mitgliederkarteien sowie Aufteilung der Bücher und Geldmittel auf die weiterhin Aktiven sorgfältig auf die Illegalität vorbereitet.

Wie sah nun die personelle und organisatorische Situation der FAUD-Ortsgruppen in Südwestdeutschland zu Beginn des an der Macht befindlichen Nationalsozialismus aus? In Kassel, dessen FAUD-Ortsbörse noch etwa fünfzehn Personen umfaßte, gelang es frühzeitig, ein Fluchtnetz nach den Niederlanden zu spinnen. [44] Die Frankfurter Organisation der Anarchosyndikalisten bestand im wesentlichen - sieht man von Anni Zerr ab, die als Hausangestellte bei den de Jongs in den Niederlanden weilte [45] - noch aus vier Personen: Georg Hepp und Helmuth Moeßner, gegen die dann im August 1936 vor dem Volksgerichtshof in Darmstadt prozessiert wurde, sowie Max Guntermann und Christoph Kupfer, die beiden einzigen FAUD-Betriebsräte im Rhein-Main-Gebiet; beide gerieten ebenfalls in die großen Verhaftungswellen und wurden verurteilt. In Darmstadt, wo Gustav Doster bis zu seiner Verhaftung im März 1933 als Leiter des Rhein-Main-Bezirks der FAUD fungierte, und in Offenbach/Main fanden sich noch jeweils sechs Anarchosyndikalisten zum Widerstand bereit. In Ludwigshafen betrug die Zahl etwa fünfzehn bis zwanzig Personen. [46] Diese Ortsgruppen agierten, nach dem Fünfergruppensystem gegliedert, völlig selbständig und eigenverantwortlich, standen aber nichtsdestotrotz in einem engen kommunikativen Austausch und stimmten illegale Aktivitäten untereinander ab.

Während die Kasseler Anarchosyndikalisten noch Anfang März 1933 die Wochenschrift "Der Syndikalist" öffentlich verteilten, am 1. Mai des Jahres eine eigene Zeitung, "Internationaler Sozialismus", verbreiteten, [47] bis Ende 1933 durch Willi Paul neben "Die Kommenden" einige Ausgaben der sechsseitigen hektographierten "Proletarischen Front" mit einer Auflage von ca. zweihundert Exemplaren auch in Thüringen und im Frankfurter Raum vor allem unter Erwerbslosen in Umlauf brachten und ihre illegalen Verbindungen nach Erfurt sowie zu Georg Hepp hielten, diente das Rhein-Main-Gebiet gewissermaßen als Drehscheibe der konspirativen Fühlungnahme zwischen den Niederlanden und Hessen. Dies hing wohl nicht zuletzt mit den engen persönlichen Verbindungen zwischen Anni Zerr und Georg Hepp zusammen, der zwischen 1933 und seiner Verhaftung im Jahre 1935 zu denjenigen Personen im Rhein-Main-Gebiet zählte, die häufige Reisekontakte nach Amsterdam und Kassel pflegten sowie insbesondere mit Gustav Doster, der nach seiner mit Hilfe illegaler FAUD-Gruppen organisierten Flucht aus dem Konzentrationslager Osthofen im November 1933 in Amsterdam lebte. Auf niederländischer Seite ist hier vor allem die bis heute den Traditionen des libertären Antimilitarismus verpflichtete Familie de Jong zu nennen, die, über Albert de Jong und das "Internationale Antimilitaristische Büro", als Ausgangspunkt illegaler, für Deutschland bestimmter, von der in Amsterdam tätigen FAUD-Auslandsleitung eingeschmuggelter Druckerzeugnisse diente. [48]

Über diese geheimen Kontakte vermerkte Willi Paul von der FAUD Kassel in seinen autobiographischen Aufzeichnungen: "Um eine positive Tätigkeit zu entfalten, mußten wir zum Ausland Verbindung aufnehmen. Genosse Fred Schröder war nach Holland geflüchtet (im Juni 1933; S.W.) und so nahm ich direkte Verbindung mit unserer holländischen Bruderorganisation auf, indem ich mich im August 1933 illegal nach Amsterdam begab... Wir organisierten an der holländischen Grenze Übergangsstellen und von diesem Zeitpunkt erhielten wir laufend illegal auf verschiedenen Wegen Aufklärungsschriften und Material und ebenso brachten wir Berichte ins Ausland." [49] Zur Verteilung im Rhein-Main-Gebiet gelangte das illegale Schrifttum zuerst nach Offenbach: "Die Weiterverteilung erfolgte so, daß Theo Müller aus Offenbach die illegalen Materialien in Bensheim (an der Bergstraße; S.W.) in Empfang nahm und dann in Darmstadt und Frankfurt an Mittelsmänner überreichte. Über Offenbach wurde 'die Internationale' dann zu den Gruppen in Mannheim und Ludwigshafen weitergeleitet, die selbst über keine direkte konspirative Verbindung nach den Niederlanden, wohl aber ins Saargebiet verfügten." [50] Fahrradkuriere besorgten den regelmäßigen, erst infolge von Verhaftungen unterbrochenen Kontakt der Rhein-Main-Gruppen nach Wiesbaden, Mannheim, Ludwigshafen und Kassel. [51] Obgleich die sich im Widerstand befindlichen Anarchosyndikalisten nach 1933 -zumindest anfänglich - die föderalistische Betriebsarbeit weiterzuführen gedachten, verbreitete sich rasch die Einsicht, daß die Bedingungen hierfür seit der Machtübernahme Hitlers, nicht zuletzt aufgrund personeller Einschränkungen, sich gravierend verschlechtert hatten. Daher verlagerte sich das Hauptaugenmerk des illegalen Kampfes auf das Herstellen und Verteilen von Druckerzeugnissen, den Informationsaustausch und vor allem darauf, die persönlichen Zusammenhänge unter den Anarchosyndikalisten aufrechtzuerhalten. An illegalem Propagandamaterial, das zum Teil in verschweißten Konservenbehältnissen, von Rheinschiffern transportiert, nach Deutschland eingeschmuggelt werden konnte, gelangten aus dem Ausland, von der bereits erwähnten, in Amsterdam wirkenden FAUD-Auslandsleitung, anarchosyndikalistische Zeitschriften unter Tarntiteln auch in das Rhein-Main-Gebiet, wobei als dortige Anlaufstelle ein Kiosk in Darmstadt fungierte: [52] "Die Internationale. Anarchosyndikalistisches Organ", herausgegeben vom Sekretariat der IAA [53] sowie die von einer der IAA nahestehenden "Gruppe sozialrevolutionärer Arbeiter" zusammengestellte "Direkte Aktion" (1933/34). Die Ausgabe 2 der "Internationale" beispielsweise vermittelte konkrete Hinweise auf mögliche Widerstandsaktivitäten:

"Was der revolutionäre Arbeiter unterläßt -

Er hofft nicht auf die Reaktion und den Krieg, er träumt nicht von der Revolution ohne Risiko, er lebt nicht von Phrasen. Er tritt niemals freiwillig in eine Nazi-Organisation ein. Er gibt keinen Pfennig für den Bettelsozialismus der Nazisammlungen. Er grüßt nicht die Mörderfahne des nationalsozialistischen Regimes. Er trägt keine nationalsozialistischen und patriotischen Abzeichen. Er grüßt nicht mit Spalier bei Nazi-Aufmärschen. Er läßt sich nicht antreiben im Betrieb. Er schickt seine Kinder nicht in die nationalsozialistischen Jugendorganisationen. Er läßt seine Kinder nicht taufen und konfirmieren. Er tritt nicht wieder in die Kirche ein, wenn er einmal ausgetreten ist. Er abonniert keine Nazi-Zeitungen. Er übt keine nur negative Kritik an der Gestaltung der illegalen Arbeit.

Und was er tut!

Er organisiert sich illegal und zahlt pünktlich seine Beiträge. Er sagt bei jeder Gelegenheit: Der Nationalsozialismus ist Deutschlands Unglück. Er verbreitet die Erkenntnis 'Die Befreiung der Arbeiterschaft kann nur das Werk der Arbeiter selbst sein'. Er liest aufmerksam seine illegale Zeitung, deren Inhalt er mündlich verbreitet und gibt sie weiter. Er kümmert sich um die Angelegenheiten seines Betriebes und seines Industriezweiges und bildet sich volkswirtschaftlich, um einmal in der Lage zu sein, an der Übernahme des Betriebes durch die Arbeiter und an der sozialistischen Reorganisation der Güterverteilung aktiv teilnehmen zu können. Er kämpft für die Sachen aller Arbeitenden und ohne für sich selbst Sonderrechte oder Dank zu verlangen. Er übt Solidarität und gegenseitige Hilfe und denkt zuletzt an sich, er ist bestrebt, ein Mensch zu sein." [54]

Als sich dann aber das Einschmuggeln illegalen Materials aus dem Ausland als zu gefährlich gestaltete - Anfang 1935 wurden die bis dahin aus Amsterdam kommenden Zeitungslieferungen endgültig eingestellt [55] -, begann man in Deutschland wieder mit der Herstellung eigener Schriften: So ab Sommer 1934 in Ludwigshafen/Mannheim vor allem für Südwestdeutschland mit der Herstellung und Verteilung des hektographierten Monatsblattes "Fanal. Revolutionäre Sozialistische Monats-Blätter" sowie des ein- oder zweimal erschienenen "Hessischen Landboten", in welchem unter dem Motto Georg Büchners "Friede den Hütten - Krieg den Palästen" antifaschistische Texte zum Abdruck gelangten. An dieser Arbeit nahmen mit Friedrich Lösch, Eduard Bischoff, Karl Schild und Georg Hepp vier während des Volksgerichtshofprozesses in Darmstadt im Sommer 1936 verurteilte Anarchosyndikalisten teil. Hinzu kamen die in Leipzig, Sachsen und Thüringen photomechanisch produzierte "Soziale Revolution" sowie die in Süddeutschland, im Rheinland und an der Saar verteilte, ebenfalls den Raum Südwestdeutschlands erreichende "Direkte Aktion". Für die photographisch hergestellten Zeitungen gelangten die Filmnegative unentwickelt an die verschiedenen, die Abzüge in Umlauf setzenden Verteilerkontakte in Deutschland: "Jeder einzelne Abzug wandert natürlich durch viele Hände. Öffnet die Polizei einen Brief mit einem solchen Negativ, so wird dasselbe belichtet, und es ist nicht mehr festzustellen, was darauf war..." [56]

Neben den Zeitungen konnten auch andere Propagandaschriften in Umlauf gesetzt werden, etwa das "Braunbuch", welches sich mit dem Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 beschäftigte sowie eine Broschüre mit dem Tarntitel "Eßt deutsche Früchte und ihr bleibt gesund", die eine leicht verständliche Darstellung der gesellschaftlichen Zielsetzungen des Anarchosyndikalismus enthielt und dies mit einer Aufforderung zum Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur verband:

"Wir Anarchosyndikalisten fordern: ...Radikale Abschaffung des Militarismus, weil der Militarismus nicht dem Leben dient, sondern dem Tode, weil der Militarismus den Menschen nicht adelt, sondern verdirbt, weil der Militarismus die Jugend nicht zu Menschen erzieht, sondern zu Sklaven macht, weil der Militarismus die Menschlichkeit mit Untergang bedroht.

Ordnung                     Wohlstand

Frieden                       Freiheit

Gleichheit                   Brüderlichkeit

Sind wir daher Verbrecher? Hat man das Recht, uns aus den Betrieben zu stoßen? Ins Gefängnis, Zuchthaus und Konzentrationslager zu sperren, daß man uns martert und unser Blut auf dem Schafott verspritzt." [57]

Überblickt man diese Aktivitäten der Anarchosyndikalisten in Südwestdeutschland, so kann das Jahr 1934 als der Zeitpunkt des regsamsten Widerstandes in dieser Region betrachtet werden. [58] Der informelle Zusammenhalt der sich nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Südwestdeutschland etablierenden Widerstandsstrukturen des Anarchosyndikalismus ergab sich primär über unregelmäßig abgehaltene, konspirative Begegnungen, die aus Gründen der besseren Geheimhaltung außerhalb von Städten, im zentral gelegenen Odenwald stattfanden. [59] Vorbereitet von Friedrich Lösch, vor 1933 Ludwigshafener FAUD-Vorsitzender, fand erstmals am 25. Juni 1933 eine überregionale Zusammenkunft mit - aus Sicherheitsgründen - maximal sechs Delegierten aus Ludwigshafen, Mannheim, Offenbach/Main und Frankfurt am Main in Wimpfen an der Bergstraße statt, nachdem bereits Ende Mai/Anfang Juni dieses Jahres ein Treffen anarchosyndikalistischer Gruppen des Rhein-Main-Gebietes abgehalten werden konnte und die Frankfurter Ortsgruppe der FAUD sich im Frühjahr 1933, nachdem aus Erfurt kein Schriftenmaterial mehr eintraf, im Messeier Park versammelt und dabei sowohl eine Erneuerung der anarchosyndikalistischen Organisationsstrukturen im Rhein-Main-Gebiet als auch die Fertigstellung eigener illegaler Druckschriften debattiert hatte. [60]

Auf dieser ersten überregionalen Versammlung hessischer und württembergischer FAUD-Ortsgruppen seit der nationalsozialistischen Machtübernahme debattierte man "über die Möglichkeiten der Herstellung eines organisatorischen Zusammenhalts, gab der Meinung Ausdruck, es müsse ein Mitteilungsblatt hergestellt werden, und einigte sich schließlich dahin, die Ortsgruppen durch Kuriere von jeweiligen neuen Verhaftungen im Gesamtbereich fortlaufend zu unterrichten und zur Unterstützung der Häftlinge und ihrer Angehörigen innerhalb der Ortsgruppen Gelder zu sammeln, die auf demselben Weg weitergeleitet werden sollten". [61]

Bereits einen Monat später, am 30. Juni des Jahres, erfolgte eine erneute Kontaktaufnahme bei Eberbach. Ohne allerdings aufgrund geringer Beteiligung über konkrete Maßnahmen beschließen zu können, einigten sich die Anwesenden darauf, diese Besprechung in einem größeren Rahmen zu wiederholen, wozu es dann allerdings doch nicht kam, so daß das Treffen am Auersbacher Schloß im Herbst 1933 lediglich von Delegierten aus dem Rhein-Main-Gebiet frequentiert wurde. Noch immer standen eine effektivere Organisationsstruktur sowie das Bestreben auf der Tagesordnung, mit eigenen Mitteln illegales Schrifttum zur Verbreitung der anarchosyndikalistischen Weltanschauung herzustellen und zu diesem Zweck geeignetes Material aus dem Ausland einzuführen und innerhalb der FAUD-Vereinigungen abzusetzen. Nachdem die Diskussionen darüber in den einzelnen Ortsgruppen stattgefunden hatten, konnte im Spätherbst 1933 auf der nachfolgenden Zusammenkunft im Hochstätter Tal allerdings noch immer kein endgültiger Beschluß gefaßt werden. Konsens erzielten die Anwesenden lediglich darin, "die Herstellung und Einfuhr illegaler Schriften noch einmal bis zum Frühjahr 1934 zurückzustellen und die endgültige Regelung dieser Angelegenheit einer neuen Zusammenkunft vorzubehalten. Zur Vorbereitung dieser Besprechung sollten sich die Beteiligten mittlerweile nach Kräften bemühen, den Kreis der alten Mitglieder und Sympathisierenden wieder zu sammeln, damit die Belieferung mit illegalem Material im geeigneten Zeitpunkt unverzüglich einsetzen könne". [62] Nach vergeblichen Bemühungen, das Nachfolgetreffen im März 1934 bei Wimpfen abzuhalten, fanden sich Delegierte aus dem Rhein-Main-Gebiet sowie Mannheim und Ludwigshafen nach Ostern 1934 bei Zwingenberg ein. Endgültig kam man dabei überein, eine eigene Zeitschrift namens "Fanal" [63] zu produzieren und im Bereich der Provinzialarbeiterbörse Südwest unter den Mitgliedern der anarchosyndikalistischen Bewegung und darüber hinaus auch unter Sympathisanten in Umlauf zu setzen - allerdings lediglich behelfsmäßig und nur solange die illegale Einschleusung ausreichender Literatur nicht sichergestellt war -, was dann auch ab Sommer 1934 in einer Auflage von jeweils fünfzig Exemplaren pro Ausgabe und auf dem gleichen Weg erfolgte wie die Verteilung der ab August 1934 eingeführten "Internationale". [64] Die Zusammenkunft bei Zwingenberg stellte zugleich auch das letzte überregionale hessisch-württembergische Delegiertentreffen anarchosyndikalistischer Gruppen aus dem Rhein-Main-Gebiet sowie Ludwigshafens und Mannheims dar.

VIII.

Sämtliche Zusammenkünfte zwischen Frühsommer 1933 und Ostern 1934 dienten dem 2. Senat des Volksgerichtshofs in Darmstadt während des Prozesses gegen Friedrich Lösch, Eduard Bischoff, Karl Schild, Theo(dor) Müller, Anni Zerr, Georg Hepp und Helmuth Moeßner vom 26. bis 28. August 1936 als einer der beiden Hauptanklagepunkte. So konnte den einzelnen Angeklagten folgende Beteiligung an den diesbezüglichen Tatvorgängen nachgewiesen werden:

Friedrich Lösch:
[65] Seit 1921 der anarchosyndikalistischen Bewegung in Ludwigshafen angehörend, bekleidete er dort die Funktionen eines FAUD-Kassierers bzw. -Ortsvorsitzenden. Vom Zeitpunkt der Machtübernahme der Nationalsozialisten an engagierte er sich -1933/34 arbeitslos - beim Aufbau illegaler Kommunikations- und Organisationsstrukturen im Rhein-Main-Gebiet und in Mannheim/Ludwigshafen. Hierzu initiierte er die oben beschriebenen Tagungen in den Jahren 1933/34 und befürwortete stets die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift. Friedrich Lösch beteiligte sich an der Herstellung der "Fanal" in herausragender Weise und verteilte von deren ersten beiden Ausgaben annähernd die Hälfte. Darüberhinaus stellte er, vermittelt über Gustav Doster, Anfang 1934 zur Einführung illegaler Schriften Kontakte ins Saarland her und schmuggelte schließlich im August 1934 zwanzig Exemplare der zuvor aus den Niederlanden in das Saarland eingeführten [66] ersten Nummer der "Internationale", getarnt unter der Bezeichnung "Deutschtum im Ausland. Blätter zur Pflege deutscher Art. Herausgegeben vom Verband deutscher Schulen im Ausland", nach Deutschland. Unverzüglich unterrichtete er davon die beiden Mannheimer Eduard Bischoff und Karl Schild. Letzterer übernahm den Kurierdienst zur Verteilung der Zeitungen. Ähnlich verfuhr man auch im Oktober 1934 anläßlich des Erscheinens der zweiten Ausgabe der "Internationale", die erneut mit etwa zwanzig Exemplaren in Frankfurt am Main, Offenbach/Main, Ludwigshafen und Mannheim ihre Leserschaft fand. Ebenfalls in der Verantwortung von Friedrich Lösch lag die sogenannte Fürsorgetätigkeit, das heißt die Sammlung und Vergabe finanzieller Mittel an die Angehörigen inhaftierter Anarchosyndikalisten.

Karl Schild:
[67] Seit 1924 bis Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) Mannheim, danach in der dortigen FAUD organisiert; seit 1930 arbeitslos, 1933 in 'Schutzhaft' und am 9. Januar 1935 erneut verhaftet. Gerichtlich nachgewiesen werden konnte ihm die Teilnahme an den konspirativen Zusammenkünften im Frühjahr 1933 an der Bergstraße, in Wimpfen am 25. Juni 1933, am Auersbacher Schloß im Herbst 1933 sowie bei Zwingenberg zu Ostern 1934. Daneben übernahm er den Hauptanteil der in seiner Wohnung realisierten technischen Produktion der "Fanal", zeichnete den Schriftkopf und schrieb die Wachsmatritzen für die Texte. Desweiteren betätigte er sich als Verteiler illegaler, für die Ortsgruppen Frankfurt am Main, Offenbach/Main und Darmstadt vorgesehener Druckschriften. Zusammen mit Friedrich Lösch und Eduard Bischoff verantwortete er die Abfassung der neunzehn "Revolutionären Kriegsartikel", die in der ersten Nummer der "Fanal" abgedruckt wurden. Von beiden Ausgaben der "Fanal" überbrachte Karl Schild jeweils etwa zwanzig Exemplare an den als Gegenkurier fungierenden Offenbacher Theo Müller, der ihm die Verkaufseinnahmen übergab, die wiederum Friedrich Lösch zuflössen. Über denselben Verteilerkreis Lösch - Schild - Müller gelangte auch die "Internationale" an die entsprechenden Ortsgruppen.

Eduard Bischoff:
[68] Betätigte sich seit 1923 in der anarchosyndikalistischen Bewegung Mannheims und hielt dort wiederholt Referate über kulturelle, wirtschaftspolitische und gewerkschaftliche Themen. Ab 1929 arbeitslos, engagierte auch er sich nach 1933 gegen das nationalsozialistische Regime und nahm hierzu an dem überregionalen Koordinationstreffen nach Ostern 1934 bei Zwingenberg teil, auf welchem die Herausgabe der "Fanal" endgültig beschlossen werden konnte. Neben seiner Mitautorschaft an dieser Zeitschrift, stellte er seine Schreibmaschine zur Anfertigung der Matrizen und einen Abziehapparat zur Vervielfältigung zur Verfügung und übernahm darüberhinaus die Verteilung einiger Exemplare jeder Ausgabe der "Fanal".

Theo(dor) Müller:
[69] 1933/34 arbeitslos, gehörte er seit 1929 der anarchosyndikalistischen Bewegung in Offenbach/Main an. Während einer Zusammenkunft im rheinhessischen Alzey traf er mit Georg Hepp zusammen, "mit dem er in der Folgezeit nähere Beziehungen unterhielt" [70] Theo Müller beteiligte sich an den Treffen im Juni/ Juli 1933 an der Bergstraße, im Spätherbst 1933 im Hochstätter Tal und nach Ostern 1934 bei Zwingenberg. Er verantwortete die Versorgung der Städte Offenbach/Main, Frankfurt am Main und Darmstadt mit Druckschriften. In Offenbach/Main wirkte er darüberhinaus mit Georg Usinger und Karl Gültig zusammen. [71]

Georg Hepp: [72] Seit 1926 Anarchosyndikalist in Frankfurt am Main, sowohl in der S AJD - dort als Leiter des Bildungsressorts wirkend - als auch in der FAUD. Zwischen 1931 und 1934 arbeitslos, fand er am 1. November 1934, unmittelbar vor seiner Verhaftung, eine Anstellung bei den Bayerischen Motorenwerken in Eisenach. Unter den Anarchosyndikalisten des Rhein-Main-Gebiets galt er als der "Intellektuellste" [73] Der 2. Senat des Volksgerichtshofs in Darmstadt erblickte in ihm neben Friedrich Lösch einen der Hauptaktivisten des anarchosyndikalistischen Widerstandes in Südwestdeutschland. Als "treibende Kraft in den Ortsgruppen Frankfurt am Main, Offenbach und Darmstadt" trat er "von Anfang an für die Wiederaufrichtung der aufgelösten anarchosyndikalistischen Bezirksorganisation im Rhein-Main-Gebiet ein". [74] Hierzu nahm er an sämtlichen Treffen der Jahre 1933/34 im Odenwald teil. Für die zweite Ausgabe der "Fanal" schrieb Georg Hepp einen Artikel, in welchem er sich mit den "allgemeinen Entwicklungstendenzen des Faschismus" [75] auseinandersetzte. Diesen Aufsatz übergab er Karl Schild während der Zwingenberger Tagung nach Ostern 1934. Darüberhinaus gehörte er auch zu demjenigen Personenkreis im Rhein-Main-Gebiet, der sich an der Verbreitung der "Fanal" und der "Internationale" beteiligte - insbesondere in Frankfurt am Main, wo er Max Guntermann, der während des Gerichtsverfahrens 1936 als Zeuge fungierte, und den Mitangeklagten Helmuth Moeßner belieferte. Parallel dazu nahm Georg Hepp während einer Reise in die Niederlande im Februar 1934, bei der er seine Lebensgefährtin Anni Zerr besuchte, Verbindung zur Amsterdamer Emigrantenstelle um Gustav Doster auf, dem er über den Stand der illegalen anarchosyndikalistischen Widerstandsaktivitäten im Rhein-Main-Gebiet berichtete und sich dabei gleichzeitig über die Situation der anarchosyndikalistischen Bewegung in den Niederlanden informierte, mit der Absicht, die politische Kooperation zu verbessern. [76]

Anni Zerr: [77] Gehörte seit 1927 der SAJD und der FAUD an und wirkte nach 1933 an den illegalen Kontakten zwischen der Amsterdamer Emigrantenvereinigung um Gustav Doster und Georg Hepp mit.

Helmuth Moeßner: [78] Zählte seit 1926/27 zur Frankfurter anarchosyndikalistischen Bewegung; bis 1929 in der SAJD und seit Pfingsten 1929 in der dortigen FAUD-Ortsgruppe, wo er als Kassierer bzw. Vorsitzender tätig war.

IX.

Neben der Aufdeckung der illegalen Treffen im Odenwald in den Jahren 1933/34 nahm als zweiter Hauptanklagepunkt des Justizverfahrens gegen die sieben Angeklagten vom August 1936 die detaillierte Auswertung der anarchosyndikalistischen Druckerzeugnisse "Fanal" und "Die Internationale" den breitesten Raum ein. Zunächst beschäftigte sich das Gericht mit der "Fanal. Revolutionäre-sozialistische Monats-Blätter", benannt nach der von Erich Mühsam (1878 - 1934) herausgegebenen gleichnamigen Zeitschrift der Weimarer Zeit. Neben dem Vortragsredner Berthold Cahn gehörte Mühsam zu den bekanntesten deutschen Anarchisten, die dem Terror der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. In Erinnerung an seine Ermordung am 9./10. Juli 1934 im KZ Oranienburg würdigte die erste Ausgabe der illegalen "Fanal" vom Sommer 1934 auf ihrer Titelseite in einem Nachruf den libertären Schriftsteller und Märtyrer der anarchistischen Bewegung: "Einer unserer Besten ist also nicht mehr. Das klassenbewußte, revolutionäre Proletariat verliert mit Erich Mühsam einen Führer, der sein ganzes Denken und Fühlen, ja sein Leben der proletarischen Klasse geopfert hat. In Wort und Schrift, mit seiner scharfen Zunge und seiner noch schärferen Feder, hat er in unzähligen Versammlungen und Schriften das Proletariat immer wieder aufgerüttelt; war er ein ewiger Rebell gegen den Staat und den Kapitalismus. Er, der Apothekersohn, war nicht nur ein Theoretiker, der seinen Kampf aus der Redaktionsstube führte, sondern ein echter Sohn des Volkes, der sich im Kampf auch an die Spitze stellte. Er war auch keiner von denjenigen Intellektuellen, die über dem Proletariat stehend, nur mit dem Kopf das Proletariat führend, sich anmaßten die 'einzigen' Führer zu sein und sich in Wirklichkeit für alle Arbeit bezahlen ließen oder berühmt sein wollten. Dem Proletariat gehörte das Herz E. Mühsams." [79] Ein Mann "mit solchen Tugenden " habe nie ein "Parteimensch ", nur Anarchist sein können. Der deutschen Arbeiterbewegung vor allem durch seine Teilnahme an der bayerischen Revolution und an der ersten, anarchistischen Münchener Räterepublik Anfang April 1919 bekannt geworden, prägte er die Losung "Alle Macht den Räten, keine Macht über den Räten" und mußte für seine politische Überzeugung wiederholt Gefängnisstrafen auf sich nehmen. Der Nachruf schloß mit den Worten: "Wir, die wir den Ideen Erich Mühsams anhängen, aber schwören, weiter zu kämpfen, bis die Bestie Kapitalismus niedergerungen und der Moloch Staat zertrümmert ist." [80]

Der zweite Artikel in der "Fanal" befaßte sich unter dem Titel "Ein Reichstagsbrandstifter meldet sich - SA-Mann Kruse Nr. 134522 vom Stabe Röhm schreibt aus der Schweiz an den Reichspräsidenten" mit dem Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933. Mit dem sogenannten "Kruse-Brief sollte die Alleinverantwortung der Nationalsozialisten am Reichstagsbrand belegt werden. Auch die Anarchosyndikalisten kolportierten damals die von der politischen Linken vertretene Behauptung einer nationalsozialistischen Verantwortung für den Reichstagsbrand und glaubten sich durch die Ereignisse vom 30. Juni 1934, dem sogenannten Röhm-Putsch, sogar noch darin bestätigt, "daß das deutsche Volk von mörderischen Landsknechten überrumpelt worden" sei. [81] Heute ist zweifelsfrei erwiesen, daß der Reichstagsbrand weder von den Nationalsozialisten, obgleich diese daraus ihren politischen Nutzen zogen, indem sie sich die Legitimation für die Abschaffung der Grundrechte der Weimarer Verfassung schufen und zu einer umfassenden Verhaftungswelle gegen die Arbeiterbewegung ausholten, noch von den Kommunisten initiiert wurde. Diese Tat stellte das Werk eines einzelnen Menschen dar, des niederländischen libertären Rätekommunisten Marinus van der Lubbe. [82]

Der dritte Beitrag der ersten Ausgabe der "Fanal", den das Gericht vollständig dokumentierte, beinhaltete die neunzehn, einer alten revolutionären Zeitschrift aus dem Jahre 1835 entnommenen "Revolutionären Kriegsartikel", die Eduard Bischoff, Karl Schild und Friedrich Lösch für ihre Zwecke entsprechend umformuliert hatten: [83]

"§1. Du bist Soldat der Revolution.
§ 2. Im Kampf mit der Reaktion kannst Du kein(en) Pardon erwarten.
§ 3. Der Kampf ist unerbittlich und hart. Du mußt dafür allein die Verantwortung tragen.
§ 4. Die vornehmen Tugenden der revolutionären Soldaten sind: höchste Opferbereitschaft und Mut.
§ 5. Die Kampfwaffen sind das gesprochene und geschriebene Wort.
§ 6. Agitation, wo Du gehst und stehst.
§ 7. Vertreibe das 'Fanal' daher nur an 100% Genossen.
§ 8. Aber sei vorsichtig und bedenke, daß Du Deinen Kameraden gegenüber für unbedingte Sicherheit haftest.
§ 9. Gebe das 'Fanal' daher nur Deinen Klassengenossen.
§ 10. Unregelmäßigkeiten beim Verteilen und dem Vertrieb des  'Fanal' zieht unnachsichtliche Einstellung der Belieferung nach sich.
§ 11. Im revolutionären Klassenkampf gibt es keine 100% Sicherheit. Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne.
§ 12. Wenn Du daher glaubst, den Aufgaben des revolutionären Klassenkampfes nicht gewachsen zu sein, so lasse Deine Finger davon. Ehrliche Feigheit ist uns lieber als mitmachen, um 'auch' dabei zu sein.
§ 13. Bei Haussuchungen und Vorführungen durch die politische Polizei verliere nie die Nerven. Laß Dich nicht gleich ins Bockshorn jagen. Die Polizei weiß in den seltensten Fällen etwas richtiges und will Dich nur aushorchen.
§ 14. Sei bei Verhören kühl und ruhig und vor allen Dingen sei sparsam mit Worten.
§ 15. Belaste keinen Kameraden.
§ 16. Gib erst dann etwas zu, wenn Du auch wirklich überführt bist.
§17. Solltest Du einmal auf der Straße von der politischen Polizei gestellt werden, dann sage den Kriminalbeamten, daß Du gerade dabei bist, das 'Fanal' auf die Polizei zu bringen.
§18. Verachte den Staatsbüttel und versage ihm seine Autorität.
§19. In allen Situationen zeige, daß Du ein echter revolutionärer Soldat bist. Vertraue und bringe den glühenden Optimismus an den sieg unserer Sache auf, für den schon mancher unserer Kameraden gefallen ist.

Neben der "Fanal" zitierte der 2. Senat des Volksgerichtshofes in Darmstadt noch eingehender aus den beiden vorliegenden illegalen Ausgaben der "Internationale", nicht zuletzt vor allem auch deshalb, weil ein Reichsgerichtsurteil bereits einige Monate vor der nationalsozialistischen Machtübernahme, am 18. Oktober 1932, diese Zeitschrift auf den Verbotsindex gesetzt hatte und man hierüber die besondere Gefährlichkeit der anarchistischen bzw. anarchosyndikalistischen Bewegung noch zu untermauern trachtete.

In der ersten Ausgabe der nach dem Verbot als "Neue Folge" untertitelten "Internationale" [84] fand sich neben einem die Entstehung und Zielsetzung der Zeitschrift beschreibenden Aufruf "An die deutschen Arbeiter und Intellektuellen" eine Kritik an den Parteien des autoritären Sozialismus, denen aufgrund ihres Kampfes um die Eroberung der Staatsmacht ein hohes Maß politischer Verantwortung hinsichtlich des nationalsozialistischen Machteroberungsprozesses zugesprochen wurde. Daran schloß sich ein Credo für den Anarchismus an, dessen freiheitliche und humanistische Ideale der deutschen Arbeiterbewegung als "neuer Weg" zum Sozialismus anempfohlen wurden. Dazu hieß es:

"Die soziale Revolution besteht... darin, daß das arbeitende Volk seine Geschicke in die eigenen Hände nimmt. Eine sozialistische Gesellschaft ist gekennzeichnet durch die Herstellung der direkten Beziehung zwischen Produzenten und Verbrauchern, die durch deren eigene und autonome Organisationen allein bewerkstelligt werden. Sie können ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn sie vollständig unabhängig sind von den politischen Parteien und vom Staate. Ihre Organisationsform ist föderalistisch und freiheitlich. In den Räten sind Staat und Partei überwunden.

Zentralistische Organisationen gewerkschaftlicher Natur und politische Parteien sind dem Befreiungskampf nur hinderlich. Sie hemmen die Initiative der Massen und lenken von der Idee der aktiven Selbst-Befreiung ab. Damit dienen sie der Reaktion statt der Revolution. Nicht politisches Vertretersystem, sondern permanente direkte Aktion auf allen Gebieten des sozialen und kulturellen Lebens ist die natürliche Methode der revolutionären Bewegung.

Wir bieten der deutschen Arbeiterschaft keine Patentlösung und wollen ihr keine starre und unabänderliche Lösungsformel aufdrängen. Es handelt sich vor allem und immer wieder um den Hinweis auf die Wichtigkeit des freiheitlichen Prinzips und der direkten Aktion, die in tausend neuen Formen ihren Ausdruck finden können. Es geht heute um die sozialistische Idee und ihre Verwirklichung. Der Arbeiterklasse in ihrem Kampfe für die freiheitliche und befreiende soziale Revolution zu dienen, setzt sich die 'Internationale' zur Aufgabe.

Nieder mit der Nationalsozialistischen Schreckensherrschaft!
Für die soziale Revolution!
Für den freiheitlichen Sozialismus!
Für das freie Räte-Deutschland!" [85]

Desweiteren gelangte ein längerer Aufsatz Rudolf Rockers mit dem Titel "Der Weg ins Dritte Reich" zum Abdruck. Darin setzte sich Rocker kritisch mit der Politik der deutschen Sozialdemokratie während der Novemberrevolution 1918/19 auseinander, wobei er ihr jegliche revolutionär-sozialistische Ausrichtung absprach und ihr gleichzeitig eine indirekte Verantwortung am Aufkommen des Nationalsozialismus zuschrieb: "Hätten die Führer der numerisch so stark organisierten sozialistischen Arbeiterbewegung, als sie die Macht dazu hatten, dem preußischen Junkertum und den deutschen Fürsten gegenüber auch nur den hundersten Teil der Gründlichkeit bewiesen, welche der siegreiche Faschismus heute ihnen und dem Vermögen der deutschen Arbeiterschaft gegenüber an den Tag legt, so wäre Deutschland und der übrigen Welt die schmähliche Episode des Dritten Reiches erspart geblieben." [86]

Neben Rudolf Rocker war auch Helmut Rüdiger, ebenfalls ein führender Anarchosyndikalist innerhalb der FAUD, Autor eines Beitrages {"Unser Weg"), in welchem als gesellschaftliche Alternative zur Sozialdemokratie und der Kommunistischen Partei nochmals der Anarchosyndikalismus mit seinem Ziel einer Förderung des Prozesses der Bewußtseinsentwicklung aller Werktätigen durch die organisierte direkte Aktion hervorgehoben wurde. Der erstrebte Massenwiderstand gegen das nationalsozialistische Regime solle, so Rüdiger, mit den Mitteln der Gehorsamsverweigerung der zur Zwangsarbeit abgestellten Unterstützungsempfänger und Jugendlichen, des Kampfes um würdige Arbeitsbedingungen und höhere Löhne sowie durch kollektive Propaganda vor allem in den Betrieben erreicht werden. Aktiven und passiven Widerstand in sämtlichen Bereichen gesellschaftlichen Lebens bezeichnete Rüdiger als Grundlage, um die Selbstzersetzung des Nationalsozialismus zu befördern: "Der Kampf muß sich mit der Zeit immer planmäßiger gestalten. Durch aufeinander angewiesene Arbeitsprozesse zusammengehörige Betriebe, Dorfgruppen, Transport-und Handelsarbeiter, Hausgemeinschaften, Häuserblöcke müssen einen engen Kontakt unter sich herstellen und sich laufend über Aktionen verständigen." [87] Diese Aktionsformen sollten den Beginn einer neuen Selbstorganisation der Menschen "auf der Grundlage ökonomischer Funktionen des Wirtschaftslebens und nach kulturellen Gesichtspunkten" bilden, aus denen sich, gewissermaßen als revolutionäre Basiseinheiten, "der Betrieb, die alle umschließende industrielle oder kulturelle Organisation (z.B. Elternvereinigung), die Föderation der Landarbeiter, die nach Gemeinden organisierten Kleinbauern, die Hausgemeinschaft, Stadtviertelorganisation und revolutionäre Kommune" entwickeln können. [88] Auch wenn für einen revolutionären Prozeß keine allgemeingültigen Rezepte angegeben werden könnten, so bestünde eine programmatische "Generallinie" darin, wesentliche Schritte bereits im voraus festzulegen: Auflösung der Armee, Polizei und politischen Wehrverbände, Bewaffnung der Arbeiterschaft, Organisierung eines bewaffneten Selbstschutzes seitens der Kommune, der Betriebsorganisation und im Wohnviertel, vorläufige Inhaftierung aller enteigneten Kapitalisten sowie der Nutznießer des überwundenen Systems und deren Eingliederung in die neue Gesellschaftsstruktur, Betriebsübernahmen durch die Arbeiter, Reorganisation der Güterverteilung durch die auf dem Zusammenschluß der sich selbst verwaltenden Bewohnergruppierungen basierenden Kommunen, Parzellierung landwirtschaftlicher Großbetriebe, Assoziierung der Klein- und Mittelbauern zu gemeinschaftlicher Kollektivwirtschaft unter Aufhebung des kommerziellen Charakters der Einzelwirtschaft, Strukturierung der Arbeiter- und Gemeindeorganisationen nach dem Delegationsprinzip permanent tagender und beschließender Versammlungen, industrielle, kommunale und allgemeine Rätekongresse, die die Möglichkeiten der Produktion mit den Notwendigkeiten der Konsumtion vereinbaren und gleichzeitig die Neubildung der provisorisch vom Kapitalismus übernommenen wirtschaftlichen Gliederungen durchführen und schließlich Aufbau einer freiwilligen Miliz zur sozialen Verteidigung, die den Wohnvierteln und Betrieben direkt untergeordnet werden, allerdings nicht aus dem Produktionsprozeß ausscheiden sollte. Ein weiterer, zweiseitiger Artikel ("Sozialistisches Beginnen"), eine theoretische Abhandlung über Anarchismus, erinnerte an den am 2. Mai 1919 im Verlauf der Niederschlagung der bayerischen Räterepublik ermordeten libertären Kulturphilosophen und Schriftsteller Gustav Landauer. [89] Es folgte ein weiterer, dem Andenken Erich Mühsams gewidmeter Aufsatz Helmut Rüdigers, in welchem dessen Bedeutung als Politiker und Literat für die anarchistische Bewegung in Deutschland gewürdigt wurde. Hieran schloß sich ein flammender Appell des Sekretariats der IAA, "Mühsam ermordet", an, der der anarchistischen Bewegung Mut zusprach und sie, im Bunde mit der gesamten deutschen Arbeiterschaft aufforderte, im Widerstand gegen den Nationalsozialismus nicht zu verzagen:

"Genossen in Deutschland und der ganzen Welt! Vergeßt es nicht, wie der Faschismus einen Freiheitskämpfer wie Erich Mühsam, einen wehrlosen Gefangenen zu Tode gemartert hat! Es ist genug gemordet! Die Stunde der Sühne naht. Ruft dem Faschismus ein Halt zu! Organisiert den Widerstand zum Sturz der Diktatur! Arbeiter aller Länder! Auf zum Kampf in der ganzen Welt gegen den weißen Terror, gegen den faschistischen Mord! Nieder mit der blutigen Hitler-Diktatur! Nieder mit dem Faschismus! Es lebe die soziale Revolution! Es lebe der Anarchismus!" [90]

In zwei Beiträgen, "Nach dem 30. Juni" und "Die Krise der nationalsozialistischen Diktatur", beschäftigte sich die erste Ausgabe der "Internationale" eingehender mit den innenpolitischen Folgen der Ereignisse vom 30. Juni 1934, die zurecht als Sieg der Reaktion und damit als eine weitere Verfestigung der nationalsozialistischen Diktatur bewertet wurden. Auf der Schlußseite gedachte man nochmals Erich Mühsams. Neben dem Abdruck eines seiner Gedichte mit der veränderten Überschrift "Mit Gott, für Hitler und Vaterland!" verlieh Rudolf Rocker in "Mühsam und seine Henker" seiner tiefen Scham Ausdruck, "einem Lande anzugehören, dessen Regierung seit den letzten 18 Monaten jede Menschenwürde mit Füßen getreten, den organisierten Mord an ihrem Gegner zum Prinzip erhoben, eine alte Kultur in Trümmer gelegt und ihre wehrlosen Opfer in den Gefängnissen und Konzentrationslagern allen grausamen Qualen... preisgegeben hat" [91]

Die zweite Ausgabe der "Internationale" vom Herbst 1934 enthält eine vom "Organisationskomitee der D.A.S." verfaßte Einschätzung "Zur Lage in Deutschland" im Anschluß an die Ereignisse vom 30. Juni 1934: "Die größte Gefahr, die heute droht, ist, daß das Regime einen Ausweg sucht im Abenteuer des Krieges. Nicht ausgeschlossen, daß ein wirtschaftlicher Zusammenbruch erfolgt, ehe es so weit kommt. Die wirtschaftlichen Krisenerscheinungen nehmen täglich zu. In diesem Sinne verlängert der Faschismus nicht, wie er es eigentlich beabsichtigt, die Lebensdauer des Kapitalismus, sondern er treibt ihn sogar schneller zum Abgrund." [92] Heftig kritisiert wird die Lähmung des revolutionären Teils der deutschen Arbeiterschaft, deren Widerstandsaktivitäten sich keineswegs systematisch an einem Sturz des Nationalsozialismus orientierten. Zwar sei die Arbeiterbewegung ihrer alten Organisationen beraubt und daher auf sich allein angewiesen, doch beinhalte deren Niederlage auch ein konstruktives Moment, insofern die Menschen jetzt endlich ihre eigene Kraft erkennen könnten, um, hierbei ihre wirtschaftliche Machtposition nutzend, gegen die nationalsozialistische Diktatur eigenverantwortlich vorzugehen:

"Erkämpft eure Befreiung, organisiert euer Befreiungswerk selbst! Habt Mut zu diesem Kampfe, denn es bleibt kein anderer Ausweg! Nur ein freies Räte-Deutschland sichert euch allen Frieden, Wohlstand und Freiheit! Es lebe die Einheit aller Werktätigen auf der Grundlage der freien Räte! Mit den Räten zur Vernichtung des Kapitalismus, mit den Räten zum Aufbau der Bedarfswirtschaft. Die Räte werden der sich ständig von unten auf erneuernde Willensausdruck eines zu sich selbst gekommenen arbeitenden Volkes sein, das keine Ausbeuter und keine Machthaber mehr über sich duldet." [93]

Der raschen Wiederaufrüstung und der bedrohlichen Zunahme des Militarismus in Deutschland, mit dem Ziel, ein zweites Mal den Griff nach der Weltmacht zu wagen, könne einzig mit einem "aktiven Sozialrevolutionären Antimilitarismus" begegnet werden. [94]Vor allem die Arbeiterschaft in der Rüstungsindustrie müsse hierbei über direkte Aktionen ihren Beitrag gegen die weitere Aufrüstung und die Kriegsvorbereitungen leisten: Wenn "die Arbeiterschaft sich aufrafft und statt für die Besitzenden und Unterdrücker endlich ihr Leben für die eigene Sache einsetzt, dann kann sie durch direkte Aktion die deutsche Kriegsmaschine zertrümmern, in einer letzten gigantischen Anstrengung den Nationalsozialismus hinwegfegen und damit der Sozialen Revolution in Europa den Weg bahnen." [95]

Neben einer ausführlichen Darstellung der innenpolitischen Situation im nationalsozialistischen Deutschland, mit den Hinweisen auf Hochrüstung und wachsende Kriegsgefahr sowie der sich daraus ergebenden Verpflichtung der deutschen Arbeiterschaft, ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu effektivieren, widmete sich ein weiterer Schwerpunkt dieser Ausgabe der revolutionären Entwicklung in Spanien ("Reaktion und Revolution in Spanien" und "Der Pressedienst der IAA. über Spanien. Spanische Chronik (bis Oktober)/Generalstreik und Bürgerkrieg in Spanien"). Daneben behandelten die Aufsätze "Gustav Landauer" und "Der Tod Nestor Machnow" Leben und Werk zweier bedeutender Anarchisten. Es folgten ein Artikel des Sekretärs des "Internationalen Antimilitaristischen Büros", Albert de Jong, über "Die Reaktion in Holland", ein weiterer Beitrag zum Thema "Wie E. Mühsam ermordet wurde", ein Artikel "Gangster?", der eine Begegnung zwischen dem Auslandspressechef der NSDAP, Ernst Hanfstaengl, und einem Vertrauensmann des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt beschrieb, der Beitrag "Der Testamentschwindel oder die Josefslegende", in dem, unter Berufung auf entsprechende Veröffentlichungen Leopold Schwarzschilds im Prager "Neuen Tagebuch", das in der deutschen Presse publizierte Testament des am 2. August 1934 verstorbenen Reichspräsidenten Hindenburg als eine Fälschung aus dem Goebbelsschen Propagandaministerium bewertet wurde sowie unter dem Titel "Interessante Enthüllungen" ein Beitrag, der auf die deutsche Luftrüstung hinwies. Daran schlössen sich Gebote und Verbote für den "revolutionären Arbeiter" an, die den neunzehn "Revolutionären Kriegsartikeln" der ersten Nummer der "Fanal" ähnelten.

X.

Im Anschluß an die ausführliche Darstellung der jeweils beiden Ausgaben der "Fanal" und der "Internationale" bemühte sich das Gericht abschließend um eine Gesamteinschätzung der angeklagten Anarchosyndikalisten. Vor allem auf Anni Zerr hatte es der 2. Senat des Volksgerichtshofs abgesehen. Obgleich sie bis zuletzt unwiderlegbar bestritt, sich strafbar gemacht zu haben und die Richter sich außerstande sahen, ihr den Tatbestand des Hochverrats nachzuweisen, verurteilte man sie aufgrund ihrer persönlichen Verbindung zu Georg Hepp und ihrer Anstellung bei der Familie de Jong. Der 2. Senat warf ihr vor, in der Hauptverhandlung den "ungünstigsten Eindruck" hinterlassen zu haben und bezeichnete sie sogar als "eine fanatische Anarchosyndikalistin..., der jedes Mittel zur Erreichung ihres Zieles recht" sei. [96] Die organisierten Widerstandsaktivitäten der Angeklagten wogen für das Gericht zusätzlich erschwerend, da diese sich selbstbewußt als Anarchosyndikalisten definierten. Die völlig aus der Luft gegriffene und unhaltbare Gleichsetzung von Anarchismus und Terrorismus, derer sich das Richterkollegium bediente, erwies die Ankläger als 'Opfer' ihrer eigenen Ideologie. Zwar stellten die Ankläger korrekt fest, daß Anarchismus mit Herrschaftslosigkeit identisch sei, allerdings verstanden sie, auf den spanischen Bürgerkrieg verweisend, darunter nur Gesetzlosigkeit und Gewalt. Gleichzeitig beriefen sich die Richter nochmals auf die Auslassungen des Reichsgerichts vom 17., 18. und 26. Oktober 1932, die zum Verbot der "Internationale" geführt hatten, da deren Inhalt angeblich den Tatbestand eines hochverräterischen Unternehmens erfüllte.

Somit konstruierte der Volksgerichtshof, um die drakonischen Gefängnisstrafen zu legitimieren, den Vorwurf, "daß die Ziele des Anarchosyndikalismus" darauf ausgerichtet seien, "mit Gewalt die Verfassung des Reiches zu ändern" und "demnach hochverräterisch im Sinne des 80 Abs. 2 StGB sind" [97] Das Gericht behauptete, und mit dieser Argumentation lehnte es jede Zubilligung mildernder Umstände kategorisch ab, daß die Angeklagten Friedrich Lösch, Eduard Bischoff, Karl Schild, Theo(dor) Müller, Georg Hepp und Anni Zerr mit dem Vorsatz gehandelt hätten, "durch ihre Tätigkeit die gewaltsame Beseitigung der nationalsozialistischen Regierung und die Errichtung der Anarchie vorzubereiten". [98] Den Angeklagten, denen der Senat ein überdurchschnittliches geistiges Niveau zubilligte, mußte demnach, so die Strafkammer, bewußt gewesen sein, daß sie nach dem Machtantritt Hitlers den Nationalsozialismus einzig mit Gewalt, das heißt, durch einen gemeinschaftlich geplanten Umsturz mittels des Wiederaufbaus einer neuen anarchosyndikalistischen Organisation beseitigen konnten, wobei die Richter gleichzeitig davon ausgingen, daß der Anarchosyndikalismus zum Zeitpunkt des Gerichtsprozesses "für den Staat keine Gefahr" darstellte. [99]

Die Höhe der Haftstrafen bestimmte das Gericht nach der jeweils angenommenen Bedeutung der Angeklagten innerhalb der anarchosyndikalistischen Bewegung sowie nach Umfang und Dauer ihres libertären Engagements. Zudem ordnete der Volksgerichtshof nicht nur einen langjährigen Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, sondern auch eine polizeiliche Aufsicht an, um die sechs Verurteilten nach ihrer Strafverbüßung auch weiterhin "in ihrem Tun und Treiben" zu überwachen. [100] Der Haftantritt von Friedrich Lösch, Eduard Bischoff, Karl Schild, Theo(dor) Müller, Georg Hepp und Anni Zerr erfolgte unmittelbar nach Verkündung des Gerichtsurteils. [101]

Anmerkungen:
[1] Interviews mit Georg und Anni Hepp, geb. Zerr, vom 7.7.1988 sowie vom 13.4.1990; Axel Ulrich, Zum Widerstand der Freien Arbeiter-Union Deutschlands gegen den Nationalsozialismus. Ihr konspiratives Verbindungsnetz in Hessen und im Raum Mannheim/Ludwigshafen, in: Nassauische Annalen. Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichte, Band 99/1988, S. 153ff.
[2] S. Direkte Aktion. Herausgeber: Gruppe sozialrevolutionärer Arbeiter, Jg. 2, 1934, Nr. 2 (Internationaal Instituut voor sociale Geschiedenis, Amsterdam -IISG); Ulrich, Zum Widerstand...,  a.a.O., S. 169.
[3] Kontakte zwischen Wiesbadener und Düsseldorfer Anarchosyndikalisten lassen sich bis zum Frühjahr 1936 nachweisen. S. hierzu den bei R. Theissen/P. Walter/ J. Wilhelms, Antiautoritäre Arbeiterbewegung im Faschismus. Bd. 1: Anarcho-syndikalistischer Widerstand an Rhein und Ruhr. Zwölf Jahre hinter Stacheldraht und Gitter. Originaldokumente, Meppen 1980, S. 104ff. abgedruckten, per Kurier nach Wiesbaden gelangten Brief des Düsseldorfer Anarchosyndikalisten Toni Bender vom April 1936.
[4] Die Prozeßakten dieses Verfahrens befinden sich im Stadtarchiv (STA) Mannheim, Widerstandsdokumentation, A 150. Akte Lösch.
[5] Günther Weisenborn, Der lautlose Aufstand. Bericht über die Widerstandsbewegung des deutschen Volkes 1933 - 1945, 4. Aufl., Frankfurt am Main 1981, S. 186. So heißt es etwa im "Lagebericht 1937" der Gestapo:  "Die meisten Festnahmen erfolgten im Bereich der Staatspolizeistelle Düsseldorf mit 53 Personen. Es folgten dann Leipzig mit 39, Berlin mit 38, Erfurt mit 35 Festnahmen. Bei den Festgenommenen handelt es sich samt und sonders um überzeugte Anhänger der anarcho-syndikalistischen Bewegung, die in ihre Ideen derart verrannt sind, daß sie kaum noch zu brauchbaren Mitgliedern der deutschen Volksgemeinschaft erzogen werden können." (zit. ebd. S. 186).
[6] Theissen/Walter/Wilhelms, Antiautoritäre Arbeiterbewegung..., a.a.O., S. 55.
[7] STA Mannheim 311, Bl. 13; Manfred Geis, Anarchosyndikalistischer Widerstand in Mannheim, in: Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Mannheim, hrsg. v. Erich Matthias u. Hermann Weber, Mannheim 1984, S. 356.
[8] STA Mannheim, A 150, Bl. 2.
[9] Horst Stowasser, Eine unbedeutende Sache, in: Das hört nie auf. Lebensgeschichten vom Anfang des Faschismus bis heute, hrsg. v. Horst Scharnagl, Frankfurt am Main 1983, S. 82.
[10] Zum Beispiel das Darmstädter Tagblatt - Hessische Neueste Nachrichten vom 29.8.1936 (198. Jg., Nr. 236), S. 6.
[11] Lösch: 16 Monate, Schild, Bischoff, Müller: je 19 Monate, Hepp: 16 Monate, Anni Zerr: 15 Monate (STA Mannheim, A 150, Bl. 3).
[12] "Im Namen des deutschen Volkes". Todesurteile des Volksgerichtshofes, hrsg. u. eingel. v. Heinz Hillermeier, Darmstadt und Neuwied 1980; Justiz im Dritten Reich. Eine Dokumentation, hrsg. v. Ilse Staff, Frankfurt am Main 1978, S. 54ff.; Walter Wagner, Der Volksgerichtshof im nationalsozialistischen Staat, Stuttgart 1974; Lothar Gruchmann, Justiz im Dritten Reich 1933 - 1940. Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner, München 1987; Hansjoachim W. Koch, Volksgerichtshof. Politische Justiz im Dritten Reich, München 1988.
[13] Todesurteile 1932 - 1938: 1932: 52, 1933: 78, 1934: 102, 1935: 98, 1936: 76, 1937: 86, 1938 (Altreich): 85; Anteil des Volksgerichtshofes: 1934: 4, 1935: 9, 1936: 10, 1937:32,1938: 17 (nach Gruchmann, Justiz im Dritten Reich..., a.a.O., S. 900).
[14] STA Mannheim, A 150, Bl. 3.
[15] Allgemein s. auch Barbara Bromberg/Hanna Elling/Jutta von Freyberg/Ursula Krause-Schmitt, Schwestern, vergeßt uns nicht. Frauen im Konzentrationslager: Moringen, Lichtenburg, Ravensbrück 1933 - 1945, Frankfurt am Main 1988.
[16] STA Mannheim, A 150, Bl. 6. Allerdings war Moeßner kein Polizeispitzel; seine Aussagewilligkeit läßt sich allein aus der infolge seiner Verhaftung entstandenen Zwangssituation erklären (Interview mit Karl Gültig vom 17.6.1988).
[17] Seit dem Frühjahr 1934 hatte er eine Beschäftigung als Notstandsarbeiter (Vertrauensmann) im Arbeitslager Gotthards, Kreis Hünfeld in der Rhön (STA Mannheim, A 150, Bl. 6).
[18] Hans Manfred Bock, Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918 bis 1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands, Meisenheim am Glan 1969; Angela Vogel, Der deutsche Anarcho-Syndikalismus. Genese und Theorie einer vergessenen Bewegung, Berlin 1977; Jochen Weichold, Linksradikalismus zwischen den beiden Weltkriegen, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 1985 (33. Jg.), S. 999ff.; Dieter Nelles/Ulrich Klan, "Es lebt noch eine Flamme". Rheinische Anarcho-Syndikalisten/-innen in der Weimarer Republik und im Faschismus, Grafenau-Döffingen 1986; Peter Wienand, Der 'geborene' Rebell. Rudolf Rocker - Leben und Werk, Berlin 1981; Hans Manfred Bock, Anarchosyndika-lismus in Deutschland. Eine Zwischenbilanz, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 3/1989 (25. Jg.), S. 293ff.
[19] Zit. aus Der Syndikalist, 50/1919 (1. Jg.); s. auch Bock, Syndikalismus und Linkskommunismus..., a.a.O., S. 363 - 367, hier S. 364; Ulrich, Zum Widerstand..., a.a.O., S. 154.
[20] Nelles/Klan, "Es lebt noch eine Flamme"..., a.a.O., S. 71.
[21] Augustin Souchy, "Vorsicht: Anarchist!". Ein Leben für die Freiheit. Politische Erinnerungen, 5. Aufl., Grafenau-Döffingen 1985.
[22] Augustin Souchy, Deutschland. Der Faschismus im Anmarsch (Berlin, 24.10.1930), in: Pressedienst der IAA. Hrsg. vom Sekretariat der IAA; abgedruckt in: Theissen/Walter/Wilhelms, Antiautoritäre Arbeiterbewegung im Faschismus, a.a.O., S. 37ff.
[23] Ebd.
[24] Ulrich Linse, Die anarchistische und anarcho-syndikalistische Jugendbewegung 1919 - 1933, Frankfurt am Main 1976.
[25] Ulrich Linse, Die "Schwarzen Scharen" - eine antifaschistische Kampforganisation deutscher Anarchisten, in: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, 9/1989, S. 47ff.
[26] In Kassel entstand die "Schwarze Schar" mit ca. 40 Personen um den dortigen Vorsitzenden der FAUD-Ortsgruppe Willi Paul. Ab Ende 1930/Anfang 1931 existierte im Rhein-Main-Gebiet, initiiert von Gustav Doster aus Darmstadt, eine "Schwarze Schar - Antifaschistische Vereinigung revolutionärer Jungarbeiter"; ebd. S. 56.
[27] Ebd., S. 58f.; Interview mit Georg und Anni Hepp vom 7.7.1988; Interview mit Karl Gültig vom 17.6.1988.
[28] Zit. nach: Linse, Die "Schwarzen Scharen"..., a.a.O., S. 59.
[29] Patrik von zur Mühlen, Spanien war ihre Hoffnung. Die deutsche Linke im Spanischen Bürgerkrieg 1936 bis 1939, Berlin/Bonn 1985.
[30] Die politische Mitverantwortung der Sozialdemokratie und der KPD an der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland hebt der Tätigkeitsbericht des Sekretariats der IAA vom 24.3.1933, S. 41, hervor: "Daß der Faschismus in Deutschland siegen konnte, ohne den geringsten Widerstand von selten der Arbeiterbewegung mit ihren beiden großen Parteien..., ist der eklatanteste Beweis des Bankrotts der parteipolitischen Methoden." Zit. nach Rudolf de Jong, Die Internationale Arbeiter-Assoziation (Anarcho-Syndikalisten) und der Faschismus, Hannover 1978, S. 19.
[31] H. W. Gerhard (d.i. Dr. Gerhard Wartenberg), Über Hildburghausen ins dritte Reich! Nationalsozialismus und Arbeiterklasse, 2. Aufl., Berlin 1981 (zuerst Berlin 1932), S. 30. Gerhard Wartenberg (1904 - 1942), seit 1922 in der anarchistisch-syndikalistischen Jugend aktiv, Mitglied der FAUD, Herausgeber des "Bakunist", Mitarbeiter diverser anarchistischer und anarchosyndikalistischer Zeitschriften (Der Syndikalist, Arbeiter-Echo, Fanal usw.), 1938 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, starb im KZ Sachsenhausen.
[32] S. hierzu: Debatte. Diskussionsorgan zur Vorbereitung des 19. Kongresses der FAUD (A-S). Internes Mitteilungsblatt der Geschäftskommission, Berlin, Januar/Februar 1932 (IISG Amsterdam).
[33] Bundesarchiv (BA) Koblenz, Bestand R 58/763.
[34] Der Syndikalist 14/1932 (14. Jg.).
[35] Wolfgang Haug, "Eine Flamme erlischt". Die Freie Arbeiter Union Deutschlands (Anarchosyndikalisten) von 1932 bis 1937, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 3/ 1989 (25. Jg.); Bock, Anarchosyndikalismus in Deutschland..., a.a.O., S. 333.
[36] So nahm Augustin Souchy fälschlicherweise an, daß, da der Anarchismus in Deutschland viel zu unbedeutend sei, sich die Gestapo nicht mit dessen Anhängerschaft befassen werde - ein Irrtum, wie sich spätestens seit dem Erlaß des preußischen Innenministers Göring vom 3.3.1933, nicht nur gegen Kommunisten, sondern auch gegen Anarchisten und Sozialdemokraten vorzugehen, erwies. S. hierzu Wienand, Der 'geborene' Rebell..., a.a.O., S. 339.
[37] Horst Karasek, Der Brandstifter. Lehr- und Wanderjahre des Maurergesellen Marinus van der Lubbe, der 1933 auszog, den Reichstag anzuzünden, Berlin 1980; Rotbuch. Marinus van der Lubbe und der Reichstagsbrand, hrsg. v. Josh van Soer, Hamburg 1983; Uwe Backes/Karl-Heinz Janßen/Eckhard Jesse/Henning Köhler/Hans Mommsen/Fritz Tobias, Reichstagsbrand. Aufklärung einer historischen Legende, München/Zürich 1986.
[38] Wienand, Der 'geborene' Rebell..., a.a.O., S. 339; Haug, "Eine Flamme erlischt"..., a.a.O., S. 364.
[39] S. hierzu   Theissen/Walter/Wilhelms, Antiautoritäre Arbeiterbewegung im Faschismus..., a.a.O., S. 48f.
[40] Als weitere Brennpunkte anarchistischen und syndikalistischen Widerstandes sind Breslau, Hamburg, Königsberg, Ratibor und Stettin zu nennen; s. hierzu: Jan Foitzik, Zwischen den Fronten. Zur Politik, Organisation und Funktion linker politischer Kleinorganisationen im Widerstand 1933 bis 1939/40 unter besonderer Berücksichtigung des Exils, Bonn 1986, S. 88f.; Günter Bartsch, Anarchismus in Deutschland. Band 1, 1945 - 1965, Hannover 1972, S. 33f.
[41] Von den 1932 noch 6.000 - 7.000 Mitgliedern der FAUD betätigten sich Mitte 1934 etwa 600 im Widerstand (Bock, Anarchosyndikalismus in Deutschland..., a.a.O., S 333).
[42] Vor der Illegalität setzten sich die FAUD-Ortsgruppen der PAB Südwest wie folgt zusammen (Ulrich, Zum Widerstand..., a.a.O., S.  156ff.; Interview mit Georg und Anni Hepp vom 7.7.1988 und 13.4.1990; Interview mit Karl Gültig vom 17.6.1988): Offenbach/Main: 50 - 60 Mitglieder; Darmstadt: 20 Mitglieder (s. hierzu: Heinrich Pingel-Rollmann, Widerstand und Verfolgung in Darmstadt und in der Provinz Starkenburg 1933 - 1945, Darmstadt/Marburg 1985, S. 121f.); Münster: 10 - 15 Mitglieder; Mannheim: über 300 Mitglieder (mit zwei Industrieföderationen in den Bereichen Metall und Baugewerbe); Ludwigshafen: 200 - 250 Mitglieder; Frankfurt am Main: 10 Mitglieder sowie - zwischen 1926 und 1933 - etwa 20 Anhänger der SAJD (s. hierzu: Georg Hepp, Die syndikalistischanarchistische Jugendgruppe Frankfurt am Main, in: Arbeiterjugendbewegung in Frankfurt 1904 - 1945. Material zu einer verschütteten Kulturgeschichte. Eine Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt, Frankfurt am Main 1978, S. 72); Kassel: 20 - 30 Mitglieder (s. hierzu Christine Fischer-Defoy, Arbeiterwiderstand in der Provinz 1933 - 1945. Arbeiterbewegung und Faschismus in Kassel und Nordhessen 1933 - 1945. Eine Fallstudie, Berlin 1982, S. 36f.; Jörg Kammler, Ich habe die Metzelei satt und laufe über... Kasseler Soldaten zwischen Verweigerung und Widerstand (1939 - 1945). Eine Dokumentation, Fuldabrück 1985; ders., Zur historischen Ausgangslage des Arbeiterwiderstandes: Die Kasseler Arbeiterbewegung vor 1933, in: Volksgemeinschaft und Volksfeinde, hrsg. v. Wilhelm Frenz, Jörg Kammler u. Dietfried Krause-Vilmar, Kassel 1933 - 1945, Bd. 2, Studien, Fuldabrück 1987).
[43] Ulrich, Zum Widerstand..., a.a.O., S. 160; ders., Neue Forschungsergebnisse zum gewerkschaftlichen Widerstand in Hessen. Syndikalistischer Widerstand in Hessen, in: Informationen. Hrsg. vom Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des deutschen Widerstandes 1933 -1945 e.V., 1-2/1986, S. 13ff.
[44] Kammler, Zur historischen Ausgangslage des Arbeiterwiderstandes..., a.a.O., S. 322ff.; Fischer-Defoy, Arbeiterwiderstand in der Provinz..., a.a.O., S. 86.
[45] Interview mit Georg und Anni Hepp vom 7.7.1988.
[46] In Offenbach gehörten neben Theo(dor) Müller, Adam Pfrang, Ferdinand Herisse auch Georg Usinger und Karl Gültig zum dortigen Widerstand. Georg Usinger (2.2.1900 - 17.3.1990, Arbeiter) war 1922 Mitbegründer der Offenbacher FAUD-Ortsgruppe und wirkte dort als Kassierer. Er geriet ebenfalls in die große Verhaftungswelle der Jahre 1934/35 - bei einer Hausdurchsuchung entdeckte die Gestapo die FAUD-Fahne unter einer Decke auf dem Sofa und fand desweiteren IAA-Konferenzprotokolle - und verbrachte bis 1940 insgesamt 52 Monate in Untersuchungshaft, im Zuchthaus und im KZ Dachau. Der gegen ihn und andere - mehrheitlich Anarchosyndikalisten - geführte Prozeß fand noch nicht vor dem Volksgerichtshof statt, "sonst hätte es mir wahrscheinlich den Kopf gekostet" (so Georg Usinger in einem Interview mit dem Verfasser vom 16.2.1989). Karl Gültig, geboren am 20.11.1906, Schreiner, war ab 1925 Mitglied der Offenbacher SAJD und FAUD, betätigte sich nach 1933 im illegalen Widerstand und verteilte auch nach der Zerschlagung der illegalen FAUD-Strukturen im Rhein-Main-Gebiet, Ludwigshafen und Mannheim 1934/35 Schriftmaterial, ehe er selbst verhaftet wurde:  "Ich bin in Offenbach Anfang 1935 verhaftet worden. Kurz vorher bin ich zu Adam Pfrang und Herisse gefahren und habe Bescheid gesagt. Nach meiner Verhaftung kam ich zuerst in das Gestapo-Gefängnis in der Ludwigstraße. Da kam auch Georg Usinger dazu." Von Offenbach/Main aus brachte man ihn dann in das SS-Gefängnis nach Darmstadt, aus dem er wieder, da sich sämtliche Verhafteten belastender Aussagen gegen ihn enthielten und ihm nichts konkretes nachgewiesen werden konnte, freigelassen wurde (s. Adolf Mirkes/Karl Schild, Zeugnisse: Offenbach 1933 - 1945. Verfolgung und Widerstand in Stadt und Landkreis Offenbach, Köln 1988, S. 116; zu Karl Gültigs anarchosyndikalistischer Tätigkeit vor 1933 s. "...durch polizeiliches Einschreiten wurde dem Unfug ein Ende gemacht." Geheime Berichte der politischen Polizei Hessen über Linke und Rechte in Offenbach 1923 - 1930, hrsg. v. Bernd Klemm, Frankfurt am Main 1982, S. 107, 130, 141, 164, 197, 217, 260, 272f., 277).
[47] Haug, "Eine Flamme erlischt"..., a.a.O., S. 376.
[48] Rudolf Rocker, Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten. Herausgegeben von Magdalena Melnikow und Hans Peter Duerr, Frankfurt am Main 1974, S. 303; Jochen Schmück, Der deutschsprachige Anarchismus und seine Presse. Von ihren Anfängen in den vierziger Jahren des  19. Jahrhunderts bis zu ihrem Niedergang im Zweiten Weltkrieg, Magisterarbeit FU Berlin, Berlin 1986, S. 21 lff.
[49] Willi Paul, Politischer Lebenslauf, in: Kammler, Ich habe die Metzelei satt und laufe über..., a.a.O., S. 170; Theissen/Walter/Wilhelms, Antiautoritäre Arbeiterbewegung im Faschismus..., a.a.O., S. 67f.; zum Tode von Willi Paul am 27.4.1979 s. den Nachruf von Otto Reimers und Georg Hepp, in: Akratie 13/ 1980, S. 29f.
[50] Ulrich, Zum Widerstand..., a.a.O., S. 167f.; Interview mit Georg und Anni Hepp vom 7.7.1988 sowie vom 13.4.1990.
[51] Interview mit Karl Gültig vom 17.6.1988.
[52] Ulrich, Zum Widerstand..., a.a.O., S. 167.
[53] Insgesamt erschienen in den Jahren 1934/35 vier Ausgaben (in fünf Nummern) der "Internationale" unter dem Tarntitel "Deutschtum im Ausland. Blätter zur Pflege deutscher Art", herausgegeben vom Verband deutscher Schulen im Ausland; s. Lieselotte Maas, Handbuch der deutschen Exilpresse 1933 - 1945, 2 Bde. plus Registerbd., München/Wien 1976, S. 304f.; ein Nachdruck der Nummern 2, 3/4 und 5 erschien Köln 1980.
[54] Die Internationale 2, Oktober/November 1934, Barcelona-Amsterdam-Stockholm-Paris; Stockholm trat erst ab der Nr. 2 als Erscheinungsort hinzu.
[55] Nelles/Klan, "Es lebt noch eine Flamme"..., a.a.O., S. 172.
[56] Die Soziale Revolution. Organ der deutschen Anarchosyndikalisten im Ausland (IAA), Stockholm-Paris, Jg. 1, Mitte Januar 1934 (IISG Amsterdam; zit. nach Ulrich, Zum Widerstand..., a.a.O., S. 166). Diese Zeitung ist nicht identisch mit der von der Zentralstelle der FAUD 1934 in Leipzig herausgegebenen Zeitung "Die soziale Revolution".
[57] Zit. nach Nelles/Klan, "Es lebt noch eine Flamme"..., a.a.O., S. 172f. Das zwei Monate nach dem Reichstagsbrand in einer Auflage von mehreren hunderttausend Exemplaren in Paris veröffentlichte, von führenden Mitgliedern der KPD herausgegebene "Braunbuch" bemühte sich um den Nachweis, daß die Nationalsozialisten den Reichstagsbrand geplant und ausgeführt hätten, um massiv gegen die Arbeiterbewegung vorgehen zu können. Da Marinus van der Lubbe in dieser Schrift als homosexueller Lustknabe, Sympathisant des Faschismus und Antisemit diffamiert wurde, entstand in den Niederlanden 1933 das "Rotbuch". Darin wies das "Internationaal van der Lubbe-Comite", in dem sich gleichgesinnte Freunde van der Lubbes zusammengefunden hatten, dessen Alleintäterschaft nach. Das "Rotbuch" erschien erst fünfzig Jahre später in deutscher Übersetzung: Rotbuch. Marinus van der Lubbe und der Reichstagsbrand, a.a.O.
[58] Ulrich, Zum Widerstand..., a.a.O., S. 168.
[59] S. hierzu STA Mannheim, Widerstandsdokumentation, A 150, Akte Lösch, Bl. 7ff.
[60] Ebd., Bl. 7.
[61] Ebd., Bl. 8. Die Sammlung erbrachte rund 8,- RM.
[62] Ebd., Bl. 9.
[63] Zum Titelblatt der Fanal s. Ulrich, Zum Widerstand..., a.a.O., S. 167.
[64] STA Mannheim, A 150, Bl. 9.
[65] Ebd., Bl. 9ff.
[66] Ebd., Bl. 11.
[67] Ebd., Bl. 12ff.; Ein Bewährungssoldat der "Strafdivision 999": Karl Schild, in: Irene Hübner, Unser Widerstand. Deutsche Frauen und Männer berichten über ihren Kampf gegen die Nazis, Frankfurt am Main 1982, S. 166ff.; Mirkes/Schild, Zeugnisse: Offenbach 1933 -1945..., a.a.O., S. 74ff.; Fritz Salm, Im Schatten des Henkers. Widerstand in Mannheim gegen Faschismus und Krieg, Frankfurt am Main 1979, S. 150; s. auch die Sammlung von Karl Schild über den Widerstand der Strafdivision 999 im Dokumentationsarchiv zur Erforschung der Geschichte des deutschen Widerstandes in Frankfurt am Main.
[68] Ebd., Bl. 13f.
[69] Ebd., Bl. 14.
[70] Ebd., Bl. 5.
[71] Interview mit Georg Usinger vom 16.2.1989.
[72] STA Mannheim, A 150, Bl. 14; Interview mit Georg und Anni Hepp vom 7.7.1988; Hepp, Die syndikalistisch-anarchistische Jugendgruppe Frankfurt am Main, a.a.O., S. 72; Stowasser, Eine unbedeutende Sache, a.a.O., S. 75ff.
[73] Interview mit Karl Gültig vom 14.4.1989; Interview mit Georg Usinger vom 16.2.1989.
[74] STA Mannheim, A 150, Bl. 14.
[75] Ebd., Bl. 14.
[76] Zu einem Treffen von Anarchosyndikalisten um Pfingsten 1934 nach Amsterdam zu fahren, sah sich Georg Hepp nicht imstande, so daß an seiner Stelle der Bulgare Kirill Inkoloff aus Darmstadt mit einer von Hepp bezahlten Fahrkarte nach Amsterdam reiste; ebd., Bl. 15 und 31.
[77] Ebd., BL 15f.; Stowasser, Eine unbedeutende Sache..., a.a.O., S. 75ff.
[78] Ebd., Bl. 5f.
[79] Zit. nach Ulrich, Zum Widerstand..., a.a.O., S. 167; Berthold Cahn, jüdischer Anarchist und Mitglied der Föderation Kommunistischer Anarchisten Deutschlands (FKAD), betätigte sich während der Weimarer Republik vor allem als Vortragsredner und wurde im Zusammenhang mit der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 von den Nationalsozialisten ermordet.
[80] STA Mannheim, A 150, Bl. 17.
[81] Ebd., Bl. 17.
[82] S. Anm. 37.
[83] STA Mannheim, A 150, Bl. 17ff.; anarchosyndikalistisches Schrifttum gelangte, wenn auch nur vereinzelt, über Eduard Bischoff an die Mannheimer KPD und über Karl Schild an die dortige SPD und Sozialistische Arbeiterpartei (SAP); s. Ulrich, Zum Widerstand..., a.a.O., S. 169.
[84] Als Druckerei wurde angegeben: Costa, Barcelona, Nueva de la Rambla 45.
[85] STA Mannheim, A 150, Bl. 19f.
[86] Ebd., Bl. 20f.
[87] Ebd., Bl. 21; Helmut Rüdiger (1903 - 1966) gelangte über die SAJD zur FAUD, war Redakteur des "Syndikalist" und emigrierte 1933 nach Spanien. Ab 1934 war er, gemeinsam mit Arthur Müller-Lehning, Redakteur der "Internationale" und Sekretär der IAA. Nach seiner Emigration nach Schweden war er Redakteur des "Arbetaren" und profilierte sich als Theoretiker des Föderalismus.
[88] Ebd., Bl. 22.
[89] Siegbert Wolf, Gustav Landauer zur Einführung, Hamburg 1988; Gustav Landauer, Auch die Vergangenheit ist Zukunft. Essays zum Anarchismus, hrsg. v. Siegbert Wolf, Frankfurt am Main 1989; Ulrich Linse, Organisierter Anarchismus im Deutschen Kaiserreich von 1871, Berlin 1969; Gustav Landauer und die Revolutionszeit 1918/19. Die politischen Reden, Schriften, Erlasse und Briefe Landauers aus der November-Revolution 1918/19, hrsg. v. Siegbert Wolf, Berlin 1974; Wolf Kalz, Gustav Landauer. Kultursozialist und Anarchist, Meisenheim am Glan 1967; Charles B. Maurer, Call to Revolution. The Mystical Anarchism of Gustav Landauer, Detroit 1971; Eugene Lunn, Prophet of Community. The Romantic Socialism of Gustav Landauer, Berkeley 1973; Ruth Link-Salinger (Hyman), Gustav Landauer. Philosopher of Utopia, Indianapolis 1977.
[90] STA Mannheim, A 150, Bl. 24.
[91] Ebd., Bl. 24f.
[92] Ebd., Bl. 25.
[93] Ebd., Bl. 26.
[94] Ebd., Bl. 27.
[95] Ebd., Bl. 27.
[96] Ebd., Bl. 34.
[97] Ebd., Bl. 39.
[98] Ebd., Bl. 39. Strafverschärfend wirkten sich bei Friedrich Lösch, Eduard Bischoff und Karl Schild deren politische Vorstrafen aus; ebd., Bl. 42.
[99] Ebd., Bl. 42.
[100] Ebd., Bl. 43.
[101] Anni Zerr verbrachte insgesamt 20 Monate in verschiedenen Konzentrationslagern. Eduard Bischoff und Theo(dor) Müller wurden bis 1945 in Konzentrationslagern festgehalten. Karl Schild beorderte man im Februar 1943 in das "Bewährungsbataillon 999", wo er bis 1945 zwangsverpflichtet blieb. Eine gewisse Ausnahme war Georg Hepp beschert; zwar wäre er im Anschluß an seine Entlassung aus dem Zuchthaus Butzbach im April 1941 nach gängiger Praxis direkt in ein Konzentrationslager gesperrt worden, doch setzte man ihn als Facharbeiter in der Rüstungsindustrie ein. Jede Woche hatte er sich bei der Polizei zu melden; zudem erklärte man ihn für unwürdig, in der Wehrmacht zu dienen. Ende 1943 entfiel dann seine Polizeiüberwachung und damit auch die Wehrunwürdigkeit. Dies bedeutete Anfang 1944 die Einberufung in das "Bewährungsbataillon 999", zuerst zur Ausbildung in die Schwäbische Alb. Da der mit der Herstellung von Thermostaten und Benzinleitungen betraute Kleinbetrieb, in dem Georg Hepp nach seinem Zuchthausaufenthalt gearbeitet hatte, direkt aus Berlin einen wichtigen Rüstungsauftrag erhielt und Georg Hepp dort der einzige Betriebsmechaniker war, bekam er schließlich seine Wehrunwürdigkeitsbescheinigung wieder. Als die Bombenangriffe der Alliierten im Laufe des Jahres 1944 zunahmen, verlegte die Firma ihre Produktion ins Elsaß, wo Georg und Anni Hepp - beide hatten im Sommer 1941 geheiratet - das Kriegsende abwarten konnten; s. Stowasser, Eine unbedeutende Sache, a.a.O., S. 88ff.

Aus:
Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, Germinal-Verlag, Band 11 / 1991. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

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