Artikel aus "Der Syndikalist" (1918 - 1932)
Texte aus der historischen FAUD-Zeitung "Der Syndikalist". Die Wochenzeitung mit regelmäßigen Beilagen z.B. des Syndikalistischen Frauenbundes erschien 1920 mit einer Auflage von 120.000 Stück, ehe die Auflagenzahlen im Zuge des Niedergangs der anarchosyndikalistischen ArbeiterInnenbewegung in Deutschland auf 25.000 Exemplare sanken. Ab 1931 kämpfte die Zeitung zudem gegen regelmäßige Verbote, 1932 wurde "Der Syndikalist" in dieser Form eingestellt. Viele "Syndikalist"-Texte sind auch anderen Kategorien zugeteilt (siehe Quellennachweis), weil sie in diese inhaltlich besser passen.
"Man will Kirchengebilde in einer politischen Form, und nichts anderes. Aus diesem Grunde ist alles Gerede von einer sogenannten Einheitsfront im Grunde genommen nicht mehr als ein demagogischer Trick, der die wahren Absichten der Politiker verbergen soll. Es gibt nur eine Einheit geistiger Natur, die sich auf den gegenseitigen Respekt vor einer anderen Meinung und die tatkräftige Solidarität der kämpfenden Massen stützt, und zwar in jedem Kampfe, der eine Erweiterung ihrer Rechte auf den verschiedensten Gebieten erstrebt und aus diesem Grunde eine Etappe ist im großen Befreiungskampfe der Elenden und Unterdrückten. Eine rein mechanische Auffassung der Einheitsfront wird nicht nur ohne jedes Ergebnis bleiben, sie steht auch im Widerspruch mit allen grundlegenden Ideen des Sozialismus selbst und ist, schon aus diesem Grunde zu verwerfen. Bisher haben wir nur das eine feststellen können, dass ein solch mechanisches Zusammenfassen der Kräfte sogar nicht imstande war, die Parteien in sich selbst zusammenzuhalten. Die Spaltungsmanie der letzten zehn Jahre ist eine vortreffliche Illustration dafür. Und sonderbarerweise haben gerade jene Richtungen die meisten Spaltungen über sich ergehen lassen müssen, die den Einzelnen die wenigste Freiheit gewähren wollten und nicht verstanden, dass sie damit gerade das Gegenteil bewirkten, was sie erreichen wollten." (Rudolf Rocker - Um die Einheitsfront, 1931)