Pussy Riot ist ein feministisches Punkrockkollektiv aus Moskau, das mit spektakulären Protesten auf Missstände in der russischen Gesellschaft aufmerksam macht. Eine dieser Performances in einer orthodoxen Kirche brachte Anfang März drei Aktivistinnen in Untersuchungshaft. Informationen dazu findet ihr hier und hier.
Der Fall sorgt auch in Russland für hohe Wellen. In den letzten Tagen gab es dazu einige neue Statements...
Mehr Infos:
28.4.2012: PEN International hat sich der Forderung nach Freilassung der Aktivistinnen angeschlossen. Mit welch miesen Tricks die Propagandamaschine des Kreml arbeitet, zeigt sich z.B. hierin. Inzwischen wurde zudem das Konto einer der AnwältInnen von der Steuerfahndung gesperrt.
20.4.2012: Das Gericht entscheidet, dass die drei Pussy Riot - AktivistInnen weitere zwei Monate in Untersuchungshaft bleiben müssen.
19.4.2012: Die Welt online titelt einen Artikel mit "Aufstand in Russland, Putin macht sich in die Hose"
19.4.2012: Aktionstag für die Freilassung der Pussy Riot-Aktivistinnen parallel zum Gerichtstermin über die Untersuchungshaftverlängerung. Dazu gibt es einen Aufruf auf der Homepage der Rosa Antifa Wien, die neben einem umfangreichen Text zum Fall Pussy Riot auch eine DIY-Balaclava-Anleitung bereitgestellt hat.
14.4.2012: Die Ermittlungsbehörde will die Verlängerung der Untersuchungshaft für die Mitglieder von Pussy Riot beantragen.
Aufruf zu gemeinsamen Aktionen: Solidaritätskampagne am 15. und 21. April
6.4.2012: Eine Mahnwache zur Unterstützung für Pussy Riot in Novosibirsk wurde verboten. Es fand eine Kundgebung statt, bei der es jedoch zu Übergriffen kam.
http://www.youtube.com/watch?v=A15gbBVWPhg
5.4.2012: Imprisoned N. Tolokonnikova appeals against Russian church monopolizing gender-debates.
3.4.2012: Der Anwalt der Inhaftierten gibt bekannt, dass die Aktivistinnen im Knast illegal per Video überwacht werden.
3.4.2012: Amnesty International hat die drei in Untersuchungshaft sitzenden Frauen als Politische Gefangene anerkannt.
30.3. und 1.4.2012: Die EU-Vertretung in Russland zeigt Interesse am Fall von Pussy Riot. Zudem haben sich neun Abgeordnete des estnischen Parlaments mit der Forderung an Putin gewandt, die Bandmitglieder freizulassen.
28.3.2012: Die Angehörigen von Pussy Riot klagen über Todesdrohungen
26.3. und 29.3.2012: Nadja Tolokno meldete sich aus dem Untersuchungsgefängnis Nr. 6 mit einer christlichen Botschaft und Pussy Riot antworteten dem Patriarchen.
26.3.2012: In der TAZ wird die Reaktion auf den Auftritt in der Kirche folgendermaßen eingeschätzt: "Die Kirche stilisiert den Vorfall zu einer Frage von Verrat und Loyalität. Dabei geht es nicht um Glauben, sondern um Russland und dessen Herrschaftssystem. Wer es wagt, die Orthodoxie zu kritisieren, stellt sich gegen Russland. Es ist der gleiche Reflex, den Wladimir Putin im Wahlkampf ausbeutete. Nach dem Motto: Wer gegen mich ist, verrät auch Russland. Die Beschwörung von Feinden soll das System am Laufen halten."
24.3.2012: Patriarch Kirill kommentiert erstmalig öffentlich die Aktion von Pussy Riot
„Jeden gläubigen Menschen muss das beleidigen. Deswegen rufe ich Euch auf, Eure Gebete für das Land und unser Volk zu verstärken, denn wir werden keine Zukunft haben, wenn wir unsere großen Heiligtümer verhöhnen und wenn diese Verhöhnung für jemanden eine Art von Mut ist, eine Art von richtigem Ausdruck politischen Protests, eine Art von Verstandesleistung oder ein harmloser Scherz,“ erklärte Patriarch Kirill am Samstag nach einem Gottesdienst in einer Moskauer Kirche.
22.3.2012: Der interreligiöse Rat Russlands verurteilt die Pussy Riot-Aktion als "Verbrechen":
"Wir hoffen, das die Gesellschaft und das Gericht adäquate Maßnahmen zur Umerziehung derer, die gefehlt haben, finden können," heisst es in dem Dokument.
Die Vertreter der traditionellen Konfessionen (Orthodoxie, Islam, Judentum und Buddhismus) merkten an, dass die Punk-Aktion in Moskaus Hauptkirche "bei der eine Gruppe maskierter und aufreizend gekleideter Frauen vor dem Altar tanzte und gotteslästerliche und für Christen beleidigende Worte schrie", die Angehörigen aller Religionsgemeinschaften in Russland erschüttert hat."
22.3.2012: Union of Orthodox Women under ROC Statement against Feminism
Die "Union of Orthodox Women" publizierte ein Statement, in dem sie sich gegen die "Ideologie des Feminismus" aussprach und für die Bestrafung der Pussy Riot-Aktivistinnen eintrat:
"The recent arrogant act of the so-called punk-band, that considers itself feminist, shocked the majority of the Russian people. The blasphemous act insulted not only the religious feelings, but also the heroic act of our ancestors, who lost their lives in the war of 1812.
We consider the "punk-prayer" a crime of extremism, that humiliate millions of Orthodox women, and we demand that, both the public and the authorities give an appropriate legal response to that act. It is necessary to uncover provocations, so that such actions are not repeated. Otherwise, we can freely characterize our society as terminally morally sick.!
21.3.2012: Abgeordnete von "Einiges Russland" fordern Informationen an, welche Maßnahmen gegen die verhafteten Aktivistinnen und weitere an der Aktion Beteiligte getroffen wurden.
"Nach Meinung der Verfaser des Dokumentes sollen die Rechtspflegeorgane auch darüber Rechenschaft ablegen, welche Maßnahmen für die Heranziehung zur strafrechtlichen Verantwortung derjenigen getroffen wurden, die an der Verbreitung von "provokativem Material, dass Hass, Feindseligkeit und Vorbehalte gegenüber orthodoxen Gläubigen schürt und die Menschenwürde von Millionen orthodoxer Christen verletzt ," über die Massenmedien und das Internet beteiligt waren."
http://www.youtube.com/watch?v=GCasuaAczKY
Pussy Riot Statement
"Our performance in the Cathedral of Christ the Saviour was a political gesture, which concerns the problem of merging of Russian Orthodox Church (ROC) and the Putin government. Patriarch Kirill has repeatedly spoken about of clearly not the holy figure of Putin and urged his parishioners not to participate in protest rallies. A political action carried out by the authorities and the Orthodox Church before the elections to the Duma, called "Wait two days to the belt of the Virgin" was aimed at creating a picture of apolitical Orthodox citizens. We are outraged with that no less than with the violation of the elections to the Duma. Therefore, we have introduced an new element in our performance - a prayer - and called our performance punk public prayer "Virgin Mary, Drive Putin Away." Here, we return the political activity of the faithful, overcoming attempts of "Gundai" patriarch who speaks on behalf of all believers, to distort the situation.
Also, we needed to sing it at the altar, and not on the street in front of the temple, that is, in a place where women's entrance is strictly forbidden. The fact that the ROC is promoting very conservative values, which do not fit into such concepts as freedom of choice and the formation of political, gender and sexual identity, critical thinking, multiculturalism, attention to contemporary culture. We think the Orthodox Church does not currently have enough of all the above phenomena.
With regard to the consequences, we were surprised by the fury and the scale of smear-campaign and capturing the women based on unverified data that hit the net. The number of threats, written by these people is off scale. We believe that as part of the post-election campaign, Mr Putin, who received the "victory" in elections, has decided to recall all the wrongs that were inflicted to him by the opposition of citizens. Most likely, this is strongly influenced by our performance on the Red Square with the song "Putin zassal." And our performance at the Cathedral of Christ the Saviour was a formal occasion in the institution of criminal proceedings. Now the authorities do not hide and try to push another charge against the suspects - "Extremism", because of our chorus, beginning with the words "revolt in Russia." We are outraged by the fact that people in opposition circles are caught on the street and now held in custody. Girls do not recognize themselves as members of our group. As far as we know, they went on hunger strike, which lasted for twelve days".
Pussy Riot
(Schumacher, Garaja, Seraphim, Cat and Washer)