Das Revolutionäre Katalonien - Der Vortrupp der Revolution

Der Haltung Kataloniens als Motor der proletarischen Revolution schenkt man in der ganzen Welt besondere Beachtung. Vor vierzig Jahren, mitten in einer Zeit politisch-sozialer Kämpfe war das katatonische Volk das Zentrum und ein mächtiger Ansporn für die Erhebung der übrigen spanischen Stämme gegen das alte Spanien. Der Bürgerkrieg ist das Ende dieses langewährenden Kampfes zwischen der neuschaffenden revolutionären Ideologie und der alten feudalen Staatsform Spaniens, die erstarrt und entwicklungsunfähig geworden war. Das katatonische Volk musste sich bei Ausbruch der Bewegung des 19. Juli an deren Spitze stellen; und da der Garstoff, der die jetzige Revolution zum Ausbruch brachte, in Katalonien in besonders starkem Masse vorhanden war, war es logisch, dass Katalonien sich in ein Laboratorium verwandelte, in dem die neuen wirtschaftlich-sozialen Institutionen geschaffen werden, die die neue Ordnung der Dinge bilden werden.

Da in Katalonien die CNT als proletarischer Organismus vorherrschend ist, die niemals Verbindung hatte mit parteipolitischen Manövern und im ewigen Kampf lag mit der plutokratischen Vertretung des alten Spanien, so war es unsere Gewerkschaftsorganisation, die einen entscheidenden Einfluss auf die Revolution ausübte.

Diejenigen, die nur sehr oberflächlich den Umformungsprozess miterleben, fordern die Verschiebung des revolutionären Aufbaus auf "nach dem Kriege". Auf diese sehr gefährliche Losung antwortete die CNT sofort, dass das hiesse, das spanische Proletariat zu einem neuen Bürgerkrieg verdammen; es sei vielmehr notwendig zur gleichen Zeit auf den Schlachtfeldern den Faschismus zu schlagen und im Hinterland die Organe zu bilden, die die Wirtschaft braucht, um die Produktion vorwärtszutreiben im Einklang mit den Forderungen des Volkes. Da unsere Gewerkschaft über eine klare Ideologie und über ein klares Programm verfügt, hat von unserer Seite kein Zweifel darüber bestanden, welchen Weg wir zu gehen hatten; diesen Weg sind wir gegangen und haben damit den Willen des Volkes vollzogen; wir haben als erste Etappe der Umformung die Industrie kollektivisiert; jetzt gehen wir an die zweite Etappe, in der die Gewerkschaften im Einverständnis untereinander und im Einverständnis mit unseren Forderungen diese Industrien leiten werden.

Es wird nicht lange dauern und Ideen werden reale Gestalt annehmen, die für viele nichts weiter waren als Phrasen; wir aber, die wir in engem Kontakt mit der Arbeit leben, die wir die Fehler und Unzulänglichkeiten der kapitalistischen Ordnung am eigenen Leibe spüren mussten, wir syndikalistischen Arbeiter waren überzeugt, dass unsere Ideen und Programme sich im gegebenen Augenblick mit den Forderungen der spanischen Gegenwart verbinden und in Realität verwandeln würden; nun sind wir stolz, dass wir diese soziale Umformung erleben und an ihr mitarbeiten können, um zu erreichen, dass das Proletariat sein Schicksal in die eigenen Hände bekomme und es nicht mehr den Berufspolitikern und Parteien überlässt.

Diejenigen, die Furcht hatten vor dem, was nach dem Sieg der Revolution geschehen könnte, können sich jetzt davon überzeugen, dass die Welt nicht untergegangen ist. Wenn der Krieg zu Ende und wir uns in Ruhe daran machen können, Spanien wirtschaftlich wiederaufzubauen, werden viele erstaunt sein über die starke Erneuerung des nationalen Reichtums. Die Vermögen einer halben Million Bürger sind in Nichts zergangen. Das kapitalistische Regime machte einzig und allein diese Minderheit glücklich auf Kosten einer allgemeinen Misere; aber die Massen der Arbeiterklasse werden sich jetzt frei entwickeln können; sie werden wissen dass den kommenden Generationen eine sichere Zukunft und ein besseres Leben gesichert ist.

Aus "Solidaridad Obrera"

Aus: Die Soziale Revolution Nr. 7-8, 1937. Digitalisiert von der Anarchistischen Bibliothek und Archiv Wien. Nachbearbeitet (Scanungenauigkeiten entfernt, ä zu ä, That zu Tat usw.) von www.anarchismus.at.


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