Machnowtschina (Ukraine)
Rund um die russische Revolution bildete sich in der Ukraine eine anarchistische Guerilla-Armee, die nach Nestor Machno benannten "Machnowzi". Deren Strategie und Wirken gegen die Armee der "Weißen" (Adel, Großgrundbesitzer...) war dermaßen erfolgreich, dass der "Freie Rayon" der Machnwotschina auf ein Gebiet mit mehreren Millionen Menschen anwuchs. Rückgrat ihrer anarcho-kommunistisch orientierten Selbstverwaltung war ein System von Räten, das die gesamte Produktion und Gesellschaft organisierte. Bei den sog. "Rayonkongressen" kamen bis zu 20.000 Räte-Delegierte zusammen, um aktuelle Probleme zu diskutieren und zu lösen. Obwohl die "Machnowzi" die bolschewistischen Truppen im Kampf gegen die "Weißen" unterstützten, wurden sie schließlich nach dem endgültigen Sieg gegen die alte Macht von den Bolschewiki angegriffen und aufgerieben - das freie Gemeindewesen wurde zerschlagen und unter die bolschewistische Herrschaft gezwungen.
Oft wird die Machnowtschina von AnarchistInnen unkritisch verklärt. Während allerdings Vorwürfe von antisemitischen Pogromen gegen die Machnowtschina unbelegt sind und diesen jüdische Machnowtschinaeinheiten, klare Verurteilungen des im ukrainischen Bürgerkriegs epidemische Ausmaße annehmenden Antisemitismus und die Exekution von für Pogrome verantwortlichen Guerillaführern gegenüberstehen, gehörten zu ihren Schattenseiten mehrere Massaker in Mennonitischen Kolonien (WiedertäuferInnen) zwischen Oktober und Dezember 1919. Mit den Hintergründen setzen sich z.B. die folgendenden beiden Texte auseinander: The Maknovists and the Mennonites / Mennonite and Maknovists Narratives of the Civil War in Ukraine (Buch, PDF).