Blogarchiv Juli - Dezember 2014

Die Blogbeiträge von Juli bis Dezember 2014.


 

Am 18. März 2015 will die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main ihr neues Hauptquartier eröffnen. Für den 185 Meter hohen Zwillingsturm, der mit seinem Sicherheitszaun und Burggraben einer Festung gleicht, wurde die schwindelerregende Summe von 1,3 Milliarden Euro ausgegeben. Diese einschüchternde Architektur der Macht zeigt deutlich die Distanz zwischen den politischen und ökonomischen Eliten und den Menschen...

Aufrufe zu Aktionen am 18. März 2015:




In Griechenland sind derzeit mehrere anarchistische Gefangene im Hungerstreik. Nikos Romanos etwa hungert heute bereits den 25. Tag und ist in schlechter gesundheitlicher Verfassung. Er kämpft um sein Recht auf Studienmöglichkeiten, das ihm derzeit verwehrt wird. Im Knast sitzt Nikos, der als Freund von Alexis Grigoropoulos mitansehen musste, wie dieser mit 15 Jahren von den Cops erschossen wurde, wegen eines Bankraubes.

Seit einigen Tagen nehmen auch die Solidaritätsaktionen in vielen verschiedenen griechischen Städten in Intensität zu - am 2. Dezember beteiligten sich 8.000 - 10.000 Menschen an einer anarchistischen Demonstration in Athen, nach deren Ende es zu heftigen Ausschreitungen kam. Informiert euch bei Contrainfo oder Twitter über die aktuelle Situation von Nikos!


Anarchistische Demonstration Athen, 2.12.2014:

http://www.youtube.com/watch?v=ngpuGxY9jMc

"Nikos Romanos ist nicht einer von denen, die das Zuhause und Eigentum der Menschen beschlagnahmen, so wie es die Bank tut, die er enteignete, die Aktion, für die er verurteilt worden ist. Er ist nicht derjenige, der die Gesetze machte, die von den sittenstrengen Politikern erlassen werden, den Vätern der Nation, welche das Volk und die Arbeiter berauben und ermorden, um die Reichen noch reicher zu machen. Er stahl nicht das Gehalt oder die Rente irgendeines armen Brotverdieners, so wie es die Multinationalen, Banker und mächtigen Geschäftsleute sowie ihre Diener, die Regierungen und Parlamentarier tun, welche durch das Gesetz die Erlaubnis dazu haben. Er ist nicht der, welcher die Gesetze machte, die den Armen den Bissen Essen aus dem Mund nehmen, die Gesetze, die Tausende von Menschen ermorden, indem sie sie in den Selbstmord treiben, die Gesetze, die Menschen dazu zwingen, sich aus Müllcontainern zu ernähren und auf der Straße zu schlafen."




Weihnachtsaktion




...in der Anarchistischen Buchhandlung.

In dieser Sendung sprechen wir mit Daniel, dem Betreiber der Buchhandlung, über das Wieso, Warum und die Idee dahinter, was seit März 2014 (+ davor) geschah und wie das Angebot aktuell genutzt wird. Außerdem runden zehn Buchtipps aus dem Sortiment der Anarchistischen Buchhandlung die Sendung ab und machen Lust auf MEHR: Mehr Bücher, mehr lesen und auf jeden Fall mal vorbeischauen.

Zur Sendung




Anarchistische Buchhandlung




Johnny Breitwieser liegt eine reale Biografie zugrunde: 1891 wird Johann Breitwieser in der Wiener Vorstadt in miserable Verhältnisse geboren; früh wird der Kleinkriminelle zum „Meidlinger Einbrecherkönig“, der den Reichen nimmt und den Armen gibt. Gefürchtet von Legislative und Exekutive, gelingt es ihm stets scheinbar mühelos, aus polizeilichem Gewahrsam zu entkommen und erfolgreich aus dem Untergrund zu operieren. Breitwieser inszeniert sich als Kunstfigur, arbeitet konsequent an der Ikonografie seiner Person: Revolutionär, Anarchist, Robin Hood des Proletariats, Gangsterboss, Dandy und zuletzt Bourgeois. Sein kurzes, wildes Leben zeigt ihn als Rebellierenden gegen die Verelendung im Wien des Ersten Weltkriegs.

Er ist ein Getriebener, haltlos, gefährlich, unberechenbar. Auch in Freiheit (er-)kennt er keine Freiheit. 1919 wird er auf der Flucht erschossen und von den Volksmengen zum Märtyrer erkoren - 20.000 bis 40.000 Menschen kommen zu seiner Beerdigung. Dass seinem Aufstieg von Anfang an der Absturz eingeschrieben ist, scheint Teil eines fatalen Gefüges, das den Untergang immer schon bedingt. Breitwiesers Strategien der (Selbst-)Inszenierung evozieren reiche Phantasien in armen Zeiten: Er wird zur Projektionsfläche. Thomas Arzt übersetzt die rasante Verbrechervita in eine knappe, bisweilen in Kunstdialekt gehaltene Abfolge von Bildern: eine für die Bühne konzipierte Ballade, die in der melancholisch-orchestralen Musik des jungen US-Pop-Komponisten Jherek Bischoff – mit Streichquartett und Percussion als Live-Elementen – ihre Formvollendung findet.

Premiere und Uraufführung: 28. November 2014, Schauspielhaus Wien

Weitere Termine:
2., 3., 12., 13. und 31. Dezember um 20:00 Uhr sowie
2., 20., 21. und 31. Jänner um 20:00 Uhr

Weitere Informationen zur Aufführung
Weiteres zu Schani Breitwieser




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Gai Dao Nr. 47





Vortrag Stirner Pädagogik

Max Stirner? Der Individualanarchist avant la lettre? Der Nihilist, der viele Erkenntnisse Nietzsches vorweggenommen hat? Der Kleinbürger, dem Marx in der Deutschen Ideologie eine endgültige Abfuhr erteilt hat?

Stirner ging durch die zahlreichen Klassifizierungsversuche unter. Seine Wirkung auf die Geistesgeschichte Europas entfaltete sich eher sublim, als direkt, und ist genau deshalb nach wie vor spürbar. Dieser Vortrag soll Stirners einzigartige Rezeptionsgeschichte anhand einiger Beispiele – insbesondere innerhalb des anarchistischen Kontextes – darstellen, und soll zeigen, dass über die primäre Idee Stirners, für die heutige revolutionäre Praxis an Wichtigkeit kaum zu übertreffen, noch gar nicht gesprochen worden ist. Anhand dreier Beispiele – das der Moral, der Sexualität und der Musik – soll illustriert werden, wie eine konkrete, stirner’sche, revolutionäre Praxis aussehen könnte.

Fr. 27.11.2014, 20:00 Uhr (Vokü ab 19:00)
Anarchistische Bibliothek & Archiv Wien
Lerchenfelder Straße 124-126, Hof 3, Tür 1A
1080 Wien
http://a-bibliothek.org/?p=3485




Empfehlenswerte Gedenkveranstaltungen zum Novemberpogrom 1938 in Wien:

Mahnwache und Kundgebung Aspangbahnhof

"In den Jahren 1939 — 1942 wurden vom ehemaligen Aspangbahnhof zehntausende österreichische Juden in Vernichtungslager transportiert und kehrten nicht mehr zurück"

Mahnwache und Kundgebung
Sonntag, 9. November 2014, 15 Uhr
Gedenkstein vor dem ehemaligen Aspangbahnhof
(Platz der Opfer der Deportation, 1030 Wien)
www.glb.at/article.php/kundgebung-a
(organisiert von einem breiten Bündnis an Gruppen und Einzelpersonen)

Antifaschistischer Rundgang Brigittenau

Montag 10.11.2014, 17:30 Uhr
Wallensteinplatz 1200 Wien
http://rundgang.blogsport.de/(alljährlicher Rundgang von AntifaschistInnen zu Orten ehemaligen jüdischen Lebens in Wien)




(Der Schwerpunkt liegt auf deren Blütezeit in den Jahren von 1890 bis zum 1. Weltkrieg)

Die Geschichte der anarchistischen und syndikalistischen Bewegung in Rumänien ist nahezu unbekannt. Dabei nahmen viele ihrer Protagonisten eine wichtige Rolle in der Entstehung und Entwicklung der revolutionären ArbeiterInnenbewegung ein. Namen wie Stefan Gheorghiu, Panait Mușoiu, Maria Aricescu oder Iuliu Neagu-Negulescu stehen beispielhaft dafür. Wer waren sie? Was hat es mit dem „revolutionären Zentrum“ in der Stadt Câmpina auf sich? Was war die „Revista Ideei“? Welcher Feinde musste sich die von großem Idealismus getragene Bewegung erwehren? Wie wurde sie bekämpft? Was ist geblieben? Diesen und weiteren Fragestellungen soll während der Veranstaltung nachgegangen werden. Zugleich werden für das Verständnis wichtige Kenntnisse zur Landesgeschichte vermittelt. Bringt Zeit mit!

Martin Veith forscht und publiziert seit einigen Jahren zur Geschichte der ArbeiterInnenbewegung in Rumänien. 2013 erschien sein erstes Buch zum Anarchismus in Rumänien – eine Biographie zu Panait Mușoiu (1864-1944) und der anarchistischen Bewegung seiner Zeit. Er ist Mitarbeiter der „BUNĂ – Zeitschrift für Emanzipation und Befreiung – nicht nur in Rumänien“.

Fr. 07.11.2014, 20:00 Uhr (Vokü ab 19:00)
Anarchistische Bibliothek & Archiv Wien
Lerchenfelder Straße 124-126, Hof 3, Tür 1A
1080 Wien
http://a-bibliothek.org/?p=3466




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