Was ist Wissen?

Es gibt einige Begriffe, die selten überdacht werden. Wissen ist einer davon. Nur im philosophischen Diskurs findet über die Jahrhunderte hinweg, von Platon bis Foucault, ein umfassenderer Verständnisversuch statt. Meist ersetzen oberflächliche „Arbeitshypothesen“ diese Lücke: „Wissen ist Macht“, „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“; „ich will lieber nichts über alles wissen als alles über nichts“. In diesen Sätzen stecken ansatzweise Analysen von „Wissen“, die allerdings nicht zwangsläufig auch richtig sind, denn die Sätze sind und bleiben unterreflektierte Augenblicksgedanken.

Wissen kann alltagssprachlich viel sein: Das Wissen, wie man seine Waschmaschine repariert, das Wissen, wann Napoleon geboren ist, das Wissen, was ein Wasserstoff-Atom von einem Sauerstoff-Atom unterscheidet, das Wissen, das man in einem bestimmten Restaurant gut Essen kann usw. In diesem Artikel wird es als Bündelung von Informationen gesehen, die die geistige und soziale Welt des heutigen Menschen definieren. Wie ist das gemeint? Der Unterschied zwischen bloßen Daten und Informationen liegt darin, dass Letztere relevante Daten sind, wobei „relevant“ bedeutet ‚auf ein bestimmtes Wissensbedürfnis einer Person Bezug nehmend’. Daten werden also zu Informationen, sobald sie mit den Interessen des Subjekts (des Fragers, aber auch des Befragten) vermischt werden. Informationen sind mit der Praxis verbunden, das heißt, dass sie zunächst nicht dazu dienen zu „wissen“, sondern zu handeln („Der Zug kommt um 9.44 Uhr“ -> pünktlich am Bahnhof sein). Sie sind wie Wegweisschilder, die jemandem – wenn er denn gehen möchte – die Richtung weisen.


Wissen unterscheidet von einer Information, dass die Wegweisfunktion, die in der Praxis zu einer Handlung motiviert, zwar vorhanden, aber meist verblasst ist. Es entsteht dadurch ein noch größeres Relevanzproblem. Warum muss überhaupt etwas gewusst werden? Warum ist das eine relevant und das andere völlig irrelevant? Warum muss beispielsweise über Goethe so viel und über die Biologie der Milbe so wenig gewusst werden? Die Erklärung, warum Goethe für die Bevölkerung relevanter als eine Milbe ist (1), liegt in einer Gesellschaft, die den Unterschied zwischen einer geistigen „Oberschicht“ und einer geistigen „Unterschicht“, bis vor kurzem (2) anhand solchen Wissens konstruierte. Je mehr jemand über den Weimarer wusste, desto eher sortierte sich diese Person in die höhere Gruppe ein. Wer als Nicht-Biologe dagegen viel über die Hausmilbe weiß, kommt in keine besonders ausgezeichnete Gruppe. Zu wissen ist gemeinschaftsbildend. Gruppen (3) teilen Wissen. Und Wissen macht Gruppen (4). Hierin unterscheidet es sich deutlich von der simplen, auf ein Tun ausgerichteten Information (5). Wer Wissen produziert, wer es transportiert, wer es kontrolliert, entscheidet nachhaltig über die Realität der Menschen, denn Wirklichkeit ist nichts anderes als eine bestimmte Form des Wissens. Anstatt eine reichhaltigere Wirklichkeit zu bauen, hat Wissen, wie fast nichts anderes, dazu beigetragen, den Menschen in Unfreiheit zu führen. Wie das gemeint ist, wird im Folgenden erläutert werden.

Einige Klischees kritisch betrachtet

Viel von dem, was heute unter Wissen verstanden wird, ist in der Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert aufgekommen. Zwischen naiv und nostalgisch halten die heutigen Menschen an deren Thesen fest. Die Aufklärer hatten damals die revolutionäre Absicht, sich gegen das Establishment „Kirche“ zur Wehr zu setzen, um mehr Freiheit zu gewinnen. Für die Religion stellte Wahrheit etwas von Gott Geoffenbartes dar, was grundsätzlich wenig mit der vergänglichen Welt, in der die Menschen lebten, zu tun hatte. Nur die Dinge, die jenseits der irdischen Natur lagen, hatten Ewigkeitsanspruch und waren wissenswert. Warum etwas über die Natur erfahren, wenn morgen schon die Apokalypse eingeläutet würde? Für die Aufklärung dagegen verkörperte Wahrheit etwas Augenfälliges, jedem Zugängliches und Objektives. Sie lag im Verstehen der Natur. Glaube war nicht mehr als ein Bauchgefühl. Diderot und D’Alembert schufen die erste Inventarisierung der Realität, eine Enzyklopädie, die die Welt anhand kleiner Paragraphen in Wissen übersetzte. Vor allen Dingen schwebte den Aufklärern vor, dass durch Wahrheit, Wissen und Vernunft der Mensch frei werde und die Ketten der Religion sprenge. Sie bekämpften den Aberglaube, machten die Vorarbeit zu ersten Volksschulen, reformierten die Universität und träumten von einer herrschaftsfreien Zukunft, einem goldenes Zeitalter, in dem Vernunft und Wissen die Menschen leiteten statt Religion und Vorurteil.

Die Prämissen der Aufklärung führten nicht zu dem Ziel, das ihr vorschwebte. Es dauerte allerdings 150 Jahre, bis man das erkannte. Theodor Adorno und Max Horkheimer wiesen 1944 in ihrem Buch „Dialektik der Aufklärung“ darauf hin, dass die Gleichung zwischen der Menge des wissenschaftlichen Wissens auf der einen Seite und Freiheit und Glück auf der anderen Seite so nicht aufgeht. Die Früchte der Aufklärung (z.B. die Erkenntnisse der Wissenschaft) richten sich gegen die Bevölkerung. Von der Atombombe  bis zur wissenschaftlich betriebenen Marktforschung, mit dem Ziel, den Willen des Menschen zu formen, werden Ergebnisse der Forschung nicht selten dazu verwendet, zu töten oder in eine neue Unmündigkeit zu führen (6).

Die Annahme, dass Wahrheit/Wissen Freiheit garantiere, war nie wirklich mit der Realität in Verbindung zu bringen. Wissen wird in der modernen Gesellschaft in Institutionen weggesperrt. Gleichzeitig werden die Menschen über beispielsweise Schulpflicht an die Institutionen gebunden. Um Wissen zu erwerben, müssen zahlreiche autoritäre Strukturen ertragen werden (Sprecherlaubnis in der Schule durch Handzeichen „erflehen“), der Schüler und Student muss die hierarchische Struktur, die in den Institutionen (z.B. zwischen Lehrer-Schüler) etabliert ist, akzeptieren, er muss charakterlichen Passformen entsprechen (Pünktlichkeit, Kritikarmut) und er muss diese jahrelang, ja jahrzehntelang gutheißen. Wissen macht unfrei, zumindest der Weg zum Wissen. Die Intentionen der Aufklärung durch Wissen und Wahrheit die Menschen aus der Unmündigkeit zu führen, hat sich durch die Vermählung hoher Ideale mit dem Beamtenstaat ins Gegenteil verkehrt.

Die Verkürzung von Wahrheit auf wissenschaftliches Wissen, wie es die Aufklärung vorgab, hat den Blick auf deren eigentliche Natur verstellt. Der moderne Mensch lebt in keinem Wissens-Vakuum, das er durch bestimmte Lernrituale beenden müsste. Im Gegenteil: Informationen und Wissensschnipsel erreichen ihn rund um die Uhr von allen Seiten. Sei es der Wetterbericht, der Ehepartner, der von der Arbeit erzählt, Börsentipps aus der Zeitung, ein Memo, das der Chef schreibt, Nachrichten über Politik, Kultur, Wirtschaft, was die Nachbarn machen, wie’s in Afrika so zugeht, Gesundheitsratschläge usw. Der Mensch hängt am Tropf unzähliger Wissenssysteme. Diese Informationen formen sich zu Bildern, die er zu seiner lückenlosen Wirklichkeit (7) verbindet.

Insofern das Individuum nur selten Initiator dieses Faktenzuflusses ist, bedeutet Wissen fremden Einfluss als Realität zu akzeptieren. Es war der Philosoph William James, der bereits um 1900 darauf hinwies, dass es kein „neutrales“ Wissen gäbe (8). Alles, was wir wissen, erfüllt einen Zweck (fremde Bedürfnisse, eigenen Wunscherfüllung etc.). Welche Information erreicht den Menschen, welche nicht? Wird er mit ihnen überfüttert oder unterfüttert? Ist sie emotionalisiert? Warum muss das gewusst werden? Warum gerade dies und nicht die andern hundert oder tausend Fakten, die es zu diesem Thema gibt? Wenn etwas durch die Informationskanäle transportiert wird, hat das seinen gesellschaftlichen Sinn (9). Selbst scheinbare Unsinnsinformationen, denn die Faustregel gilt: Wissen verhindert Wissen. Wer über Sport oder Promiklatsch liest, wird durch die begrenzte Zeit, die den meisten zur Verfügung steht, vermutlich weniger über Politik oder Gesellschaft lesen.

Das misstrauische Individuum kann sich nur kritisch bemühen, die vielfältigen Manipulationsversuche zu hinterfragen. Aber es ist schwer: „Wir sind die informierteste und zugleich ahnungsloseste Gesellschaft, die es je gab“; wie es einmal Peter Turrini formulierte. Denn die Informationskanäle (Bildungsanstalten, Medien) sind wirksame Zensurstellen. Sie entscheiden, was den Einzelnen interessieren könnte, aber sie rechfertigen ihre Entscheidungen nie. Im Grunde hat dies nur ein einziges Ziel, nämlich der Diversität der Menschen entgegenzuwirken. Wissen ist das Band, das die unterschiedlichen Menschen zu einer Einheit zusammenschnürt; ein Band wird leicht zur Fessel, denn am Ende beabsichtigt dieses nichts anderes, als Konformität zu schaffen, wo es auch Platz für heterogenes Denken gegeben hätte. Die moderne Gesellschaft leistet sich  aufwendige Konsensmaschinen: Die Medien, die Wissenschaft, der Bildungsapparat. Der Gewinn ist gewaltig: Die Steuerbarkeit der Masse „Mensch“ werden durch diese Institutionen garantiert, zu einer Zeit, wo Religion oder Nationalismus diese Regulierungsfunktion verloren haben. Wissen steht nicht mehr am Ende eines aufklärerischen Prozesses, sondern ist das Andere des Denkens geworden. Wer schon (von irgendwoher) weiß, muss nicht mehr selbst urteilen.

Wissen im Internet-Zeitalter

Gibt es überhaupt einen Alternative? Dem Individuum muss die Möglichkeit gegeben werden, andersartige Wissenswelten erleben zu dürfen. Der Pluralismus, der so oft gefordert wird, kann nur auf dem Boden unterschiedlichen Wissens gedeihen. Unterschiedliche Meinungen zu haben, bedeutet heutzutage, für oder gegen ein Tempolimit zu sein. Darin erschöpft sich die Heterogenität einer ganzen Gesellschaft. Anderes Wissen und anders wissen würde dagegen ganz neue Ideen in die Köpfe der Menschen bringen. Dafür müsste aber die Kontrolle des Wissens nicht mehr in den Händen eines namenlosen Kollektivs liegen. Was auf Anhieb, wie eine nicht durchzuführende Utopie klingt, nämlich das Individuum über seine eigenen Wissenswelten bestimmen zu lassen, ist  bereits versucht worden: Ihr Name lautet „Internet“.

Tatsächlich ist das Internet mit dem Ziel geschaffen worden (10), das Individuum wieder zu „ermächtigen“ (11), Herr seines eigenen Bewusstseins zu werden. Viele kreative Köpfe, die die technische Computerrevolution einläuteten, waren wie Steven Jobs in den 60er Jahren Teil der amerikanischen Hippiekultur. Seit Einführung des Internets sind Bemühungen im Gange - unter dem Schutzschild der Rechtsverletzung, des Anstands oder der Verhinderung neo-nationaler Gesinnung -, die Cyberwelt immer mehr den üblichen staatlichen Strukturen anzupassen und es als Wirtschaftsraum zu erschließen. Das Internet war anfangs neben dem ursprünglichen Pornografie-Bestand nicht institutionalisiertes Wissen. Der Unterscheid des Internets zu dem heute fast vergessenen Bildschirmtext (BTX) bestanden in der Verwendung von „Links“, die dem Bildschirmtext fehlten. Diese brachten nämliche eine neue Dimension in die Wissensrecherche, die darin bestand, dem User die Möglichkeit der Befriedigung von spontanem Interesse zu geben.

Das Undurchsichtige des Mediums Internet vaporisierte das Wissen in schier unendliche digitale Dimensionen. In dieser nichtautoritären Form des Wissens lagen für den Menschen neue Möglichkeiten. Die User konnten (und mussten sich) das, was sie wissen wollten, selbst zusammen suchen. Jedem stand es frei, eine eigene Wissenswirklichkeit zu finden, und zwar gemäß seinen subjektiven Vorgaben: Nicht hierarchisiertes Wissen, nicht vorportioniertes Wissen, nicht primär anderen Interessen gehorchendes Wissen. In dieser zerstäubten und ungeordneten Wissenswelt lag ein gewisser Ansatz zu einem neuen Humanismus und einem frischen Individualismus verborgen. Die meisten Websites, die von privaten Nutzern ins Netz gestellt waren, reflektieren den Geist der Menschen: Was sie gern hatten, die Kulturprodukte, die sie liebten oder hassten, die eigene Weltanschauungen und – wenn auch oft nur anhand von Pornografie – die Wünsche, die sie hatten, ebenso wie die Einsamkeit in der modernen Welt.

Wie lang scheint dies her zu sein. Das Individuum ist fast aus der digitalen Welt verschwunden. Die Informationen kontrollieren wieder mächtige und übermächtige Domains. Der Wissensstrom ist wieder in der Hand von Firmen, die bestimmen dürfen, was der Mensch weiß. Suchmaschinen hierarchisieren, ob gewollt oder nicht, die digitale Welt. Kommerzielle Seiten versuchen mit aller Kraft und mit irgendeinem Zuckerchen, das die User anlockt, im google-ranking nach vorne zu kommen. Private Seiten können da nicht gegenhalten. Die Welt des Wissens hat sich schließlich auch in der digitalen Welt gegen den Menschen gerichtet. Das Internet ist kein Fenster mehr, durch das der Mensch in eine freie Welt hinausblickt, sondern etwas, was in den Menschen hineinblickt. Vergleichbar mit George Orwells Vision des Fernsehers der Zukunft, in dem Kameras eingebaut sind, mit denen die Menschen in ihren Wohnzimmern beobachtet werden. Data-Mining, Vorratsdatenspeicherung, anonyme Online-Durchsuchungen, 37 Millionen (2010) vom Geheimdienst jährlich überwachte Mails (12), der lasche Gebrauch des Datenschutzes bei facebook. Das Internet sammelt Wissen über ihre User, mehr noch die Menschen observieren sich selbst. Sie kategorisieren sich selbst und katalogisieren sich selbst.

Die Rolle des Individuums wird in der modernen Gesellschaft immer mehr geschmälert. Dies findet nicht nur im digitalen Bereich statt. Seit Längerem hat die Wirtschaft nachgezogen. „Es ist die althergebrachte Auffassung, dass Einzelne lernen (…) es ist aber die Organisation als Ganzes, die lernt“ (13), wie es in einem Managerhandbuch heißt. Firmen werden als Individuum gesehen, die Menschen darin nur als Teil eines Netzwerks. Je mehr ökonomisch relevantes Wissen darin vorhanden ist und je effektiver es verteilt wird, desto erfolgreicher ist es, wie angenommen wird. Wenn der arbeitende Mensch in der Wirtschaftswelt lernt, dann nur, damit das Unternehmen weiß. Zu lernen ist bereits ein fast überflüssiges Relikt geworden, denn die Funktion des Einzelnen ist Teil des Netzwerks zu sein und die Kontinuität des Datenstroms zu garantieren („communicational action“) (14). Seitdem die Höherentwicklung von Strukturen (z.B. Netzwerke) statt Personen im Mittelpunkt steht, bindet Wissen die Menschen in ein kollektives Bewusstsein ein, effektiv wie der Ameisenstaat, aber genauso gesichtslos wie dieser. Wissen hat zwischenzeitlich eine Funktion, die anders ist, als sie in den Absichten der Aufklärungszeit lag, nämlich die Menschen unfrei zu machen, sie zu überwachen oder gar deren Persönlichkeit auszulöschen.

Fußnoten:
1.) Nach dem wikipedia-Artikel leben in jedem Kopfkissen, auf dem jemand schläft, zwischen 10.000 und 400.000 Milben. Die Milbe ist  kein exotisch fernes Dschungeltier, das uns nichts angeht. http://de.wikipedia.org/wiki/Hausstaubmilben
2.) Die Kenntnis der Literatur und des ganzen klassischen Bildungskanon als Eintrittkarte zu „Höherem“ wird in meiner Beobachtung  immer mehr durch den Besitz materieller Güter ersetzt. 
3.) Wenn man von dem Typ Gruppe absieht, die sich beispielsweise zufällig in einer Bahnhofshalle aufhält. Diese Art von Gruppe ist dann eher eine Ansammlung.
4.) Drei Hinweise: 1) Wissen wie beispielsweise „Die Venus ist ein Planet, der die Erde umkreist“ scheint auf den ersten Blick keine besondere Gruppenzugehörigkeit zu verraten. Wenn allerdings der gleiche Sachverhalt  mit „Die Venus ist  ein Himmelskörper, der von einem Engel um das Firmament gerollt wird“ umschrieben, zeigt dies, dass das erste Wissen in eine naturwissenschaftliche, der westlichen Aufklärung verpflichtete „Gruppe“ und das zweite  in eine religiöse Gruppe gehört. 2) Gruppen müssen nicht unbedingt klein sein. 3) Allgemeinbildung ist ein Konzept des Humanismus, das davon ausgeht, dass es eine Großgruppe „Mensch“ gibt. Durch Allgemeinbildung soll ein Band zwischen allen Menschen geschafften werden.
5.) Das gleiche Faktum kann natürlich sowohl als Information gebraucht werden, wenn diese eine Handlung bezweckt, als auch als Wissen, wenn es gemeinschaftsbildend ist.
6.) Die Forscher, die größtmögliche Neutralität trotzdem als Ideal haben, übersehen die soziale Dimension ihres Tuns. Noam Chomsky hat darauf hingewiesen, dass ein Historiker, der die Geschichte untersucht und immer auf seine Neutralität pocht, genauso eine politische Position bezieht. Zudem wird er seiner sozialen Verantwortung nicht gerecht. Nichts lässt sich politisch leichter lenken, nichts  bequemer verwalten als eine solche, verantwortungsarme Wissenschaftsgemeinde. Vgl.: Noam Chomsky: Problem of knowledge and freedom. London 1972. S. 60f.
7.) Diese Erzeugung von Patchwork-Realität hat unter dem Stickwort „Konstruktivismus“ eine ganze philosophische Richtung erzeugt, aus der Heinz von Foerster oder Ernst Glasersfeld genannt werden sollten.
8.) Zwei Gründe nennt James, die mit den Fundamenten des Bewusstseins zu tun haben. Wahrgenommene Dinge erfüllen bezüglich des Menschen eine Funktion (ein Kugelschreiber wird als Ding, das schreibt, und nicht als Farbklecks  gesehen); alle wahrgenommenen Dinge stehen in einem (zeitlichen oder inhaltlichen) Kontext, der den Sinnhintergrund eines Erkennens bildet. Den Dingen, die gesehen werden, stehen die Dinge gegenüber, die da sind, aber nicht gesehen werden, weil es keinen „Sinn“ macht sie zu sehen.  Vgl.: William James: How two minds can know one thing. The journal of philosophy, psychology, and scientific methods. Vol 2 (7), 1905. S. 176-181.
9.) Dass wir in einem speziellen durch die neuen Medien aufgebrachtes „Informations-Zivilisations-Zeitalter“ (Wierzbicki) leben, gehört vermutlich zu den Mythen des 21. Jahrhunderts. Die Menschen wissen heutzutage genauso wenig über den Alltag im Tschad Bescheid, wie sie es früher wussten, genauso wissen die meisten nicht, wo der Knoblauch herkommt, den sie im Supermarkt kaufen usw. Die Menschen früher dagegen wurden ebenso mit permanenten Informationen versorgt und glaubten sich in einer lückenlos verstandenen Welt zu bewegen, wie heute. Dass nun das „Informationszeitalter“ angebrochen, klingt unabänderlich und lässt die Menschen weniger kritisch sein. Andrzej Wierzbicki: Creative space. Model of creative processes fort he knowledge civilization age. Berlin 2006.
10.) Vgl. Steven Brand: We owe it all to the hippies. Time magazine 1995 (145,12). http://members.aye.net/~hippie/hippie/special_.htm
11.) Viele der ursprünglichen kreativen Ideen, die die frühe Computerwelt bereicherten und die Heim-PC-Welt schufen, sind aus einer piratenhaften Hacker-Szene entstanden. Groß-Computer waren ursprünglich nur im Besitz des Militärs, wo dröge Statistik und Verwaltung  damit getrieben wurde. Die Hacker versuchtem, den Computer gewissermaßen zu einem Spaß- und Spielinstrument  zu privatisieren. Mehr noch: Computerwissen ist dank der Hacker immer transparent und oft öffentlich. „Es gibt keinen Kopierschutz, nur einen Kapierschutz“, wie das ein Hacker einmal ausdrückte, und dieser Kapierschutz war dank der Hacker stets dünn. Bei einem Automotor, den nur  ausgebildete Techniker reparieren können, ist das bekanntlich anders. Vgl.: Steven Levy: Hackers. Heroes of the computer revolution. Sebastopol 2010.
12.) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,817499,00.html
13.) Tony Jewels: The impact of informational networks on  knowledge management. In: Bonnie Montano [Hrsg.]: Innovations of knowledge management. Hershey 2005. S. 6. [Übersetzung F.S.]
14.) Haridimos Tsoukas: Studies in organizational epistomology. Oxford 2005. S.3.

Der Beitrag wurde www.anarchismus.at vom Autor zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.


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